Das wandernde Feuer
nächsten Worte im Flüsterton sprach.
»Wenn der Hass in meinem Herzen töten könnte, wäre Metran so tot, dass selbst der Kessel ihn nicht wieder zum Leben erwecken könnte. Auch ihn habe ich seine Kunst gelehrt, vergiß das nicht.«
»Ich weiß«, murmelte der Magier, während er die Hände des anderen über sein Gesicht gleiten fühlte. »Warum sind wir hier, Gereint? Am Tag vor Maidaladan?«
Der Schamane ließ die Arme sinken. Loren hörte, wie hinter ihm Befehle gerufen wurden, als die Jäger auf jene Unterkünfte verteilt wurden, die ihnen im Ort zugewiesen waren. Teyrnon mit seinem runden Gesicht und seiner wachen Intelligenz war hinzugetreten.
»Ich fühlte mich träge«, meinte Gereint neckisch. »Es war kalt, und Paras Derval war so weit weg.« Keiner der beiden Magier lachte oder gab eine Antwort, genauso wenig wie Ivor. Nach einiger Zeit sagte der Schamane mit tieferer Stimme: »Du hast zwei Dinge genannt, junger Mann. Die Wölfe und unser eigenes Vorhaben. Aber du solltest genauso gut wie ich wissen, ohne nachfragen zu müssen, dass die Göttin die Zahl Drei bevorzugt.«
Weder Loren noch Teyrnon sagten ein Wort. Keiner der beiden blickte nach Osten.
Der Ring regte sich nicht, und das kam ihr sehr gelegen. Sie war von den Ereignissen der vergangenen Nacht wie vom Verlust des Kindes noch immer vollkommen ausgelaugt. Sie war nicht sicher, ob sie das Feuer so bald wieder hätte ertragen können, und doch hatte sie sein Aufflammen von dem Augenblick an erwartet, als sie die Brücke überquerten. Hier waren überall Kräfte am Werk, das spürte sie trotz des grünen Schildes des Vellin an ihrem Handgelenk, der sie vor Magie schützte.
Dann, als die beeindruckende Audiart von der Mittsommernacht sprach, begriff der Teil von Kim, der Ysanne war und ihr Wissen teilte, woher diese Kräfte stammten.
Aber dagegen war nichts zu unternehmen. Nicht von ihr, nicht an diesem Ort. Dun Maura hatte nichts mit den Kräften einer Seherin zu tun, ebenso wenig wie mit dem Baelrath. Als die Schar sich aufzuteilen begann – sie sah Kevin mit Brock und zwei von Diarmuids Männern nach Morvran zurückreiten –, folgte Kim Jaelle und den Magiern zum Tempel.
Direkt hinter dem Torbogen stand eine Priesterin mit einem gebogenen, glitzernden Dolch, und eine braungekleidete Altardienerin, die ein wenig zitterte, hielt ihr eine Schale.
Kim bemerkte, wie Loren zögerte, während Gereint den Arm ausstreckte, damit die Klinge ihren Schnitt anbringen konnte. Sie wusste, wie schwer dies dem Magier fallen würde. Für jeden Anhänger der Himmelslehre musste dieses Blutopfer mit finsterer Bedeutung belastet sein.
Doch Ysanne hatte ihr in der Hütte am See eines Tages etwas erzählt, und Kim legte jetzt eine Hand auf die Schulter des Magiers. »Raederth hat hier einst eine Nacht verbracht, wie du wahrscheinlich weißt«, sagte sie.
Es erfüllte sie immer noch mit Trauer, das auszusprechen. Raederth, der Magier, war derjenige gewesen, der die junge Ysanne unter den Mormae dieses Ortes entdeckt hatte. Er hatte in ihr die Seherin erkannt und sie von hier fortgebracht, und sie hatten sich geliebt, bis er starb – ermordet von einem verräterischen König.
Lorens Gesichtszüge entspannten sich. »Das ist wahr«, sah er ein. »Und darum sollte ich es wohl auch können. Meinst du, ich könnte herumspazieren und mir eine Tempeldienerin suchen, die heute Nacht das Bett mit mir teilt?«
Sie schaute ihn sich genauer an und bemerkte die Anspannung, die ihr zuvor entgangen war. »Maidaladan«, flüsterte sie. »Nimmt es dich sehr mit?«
»Ziemlich«, gab er kurzangebunden zu, ehe er Gereint folgte, um wie jeder andere auch sein Magierblut Dana zu opfern.
Tief in Gedanken versunken schritt Kim an der Priesterin mit der Klinge vorbei und gelangte an einen der Zugänge zum versenkten Kuppelsaal. Hinter dem Altar stak eine doppelschneidige Axt in einem Holzblock. Kim blieb im Eingang stehen und betrachtete sie, bis eine der graugekleideten Frauen kam, um sie zu ihrer Kammer zu führen.
Alte Freunde, dachte Ivor. Wenn es im Gewirk des Krieges einen hellen Faden gab, dann diesen: dass sich manchmal wie bei einem Webmuster Wege wieder kreuzten, die seit Jahren nicht aufeinander getroffen waren und es niemals mehr getan hätten, es sei denn in finsteren Zeiten. Selbst da war es gut, wieder einmal mit Loren Silbermantel zusammenzusitzen, die bedächtige Stimme Teyrnons zu hören, Baraks Gelächter, Matt Sörens sorgfältig abgewogene
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