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Das wandernde Feuer

Titel: Das wandernde Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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hätte von sich aus die Führung übernommen, hätte Gereint sie ihr nicht angetragen. Sie befanden sich in Gwen Ystrat, das der Göttin und damit Jaelle untertan war, aber die Reise, die sie nun zu unternehmen hatten, fiel in ihre Zuständigkeit, nicht in die der anderen, und sollten sie auf Gefahren stoßen, so war es an ihr, sich ihnen um der anderen willen zu stellen.
    Sie war sich Ysannes und ihres eigenen weißen Haares zutiefst bewusst, als sie das Wort ergriff: »Loren und Jaelle hatte ich schon einmal bei mir – als ich Jennifer aus Starkadh gerissen habe.« Ihr schien, als flackerten die Kerzen auf dem Altar bei der Nennung dieses Namens. »Wir werden das gleiche noch einmal unternehmen, nur dass außerdem Teyrnon und Gereint beteiligt sein werden. Ich werde mich an einem Bild des Winters festhalten und versuchen, dahinter in den Geist des Entwirkers einzudringen, wobei mich der Vellinstein hoffentlich schützen wird. Wenn ich das tue, brauche ich eure Unterstützung.«
    »Was ist mit dem Baelrath?«
    Die Frage kam von Jaelle, die jetzt aufmerksam und konzentriert wirkte, ohne jede Bitterkeit. Die war hier nicht angebracht. Kim bedeutete ihr: »Dies ist ganz und gar ein seherisches Unterfangen. Ich glaube nicht, dass der Stein aufflammen wird.«
    Jaelle nickte. Teyrnon wollte wissen: »Wenn Ihr hinter das Bild vordringt, was geschieht dann?«
    »Könnt Ihr mir folgen?« fragte sie die beiden Magier.
    Loren nickte. »Ich glaube, ja. Um ein künstliches Gebilde zu schaffen, meinst du?«
    »Ja. Wie das Schloss, das du uns gezeigt hast, ehe wir das erste Mal den Übergang wagten.« Sie wandte sich an die Könige. Es waren drei anwesend, und ein vierter, der es gewesen war und immer sein würde, aber sie richtete ihre Worte an Aileron. »Edler Großkönig, es wird für Euch schwierig werden, etwas zu sehen, aber wir werden unter dem Einfluss der Macht möglicherweise alle mit Blindheit geschlagen sein. Falls die Magier ein Gebilde erstehen lassen, müsst Ihr Euch merken, was es ist.«
    »Das werde ich«, versprach er mit seiner ruhigen, ausdruckslosen Stimme. Sie warf dem Schamanen einen Blick zu.
    »Ist noch etwas, Gereint?«
    »Es gibt immer noch etwas«, antwortete er. »Nur weiß ich nicht, was es in diesem Fall ist. Aber möglicherweise brauchen wir den Ring doch noch.«
    »Möglich«, gab sie knapp zu. »Ich kann ihm nicht meinen Willen aufzwingen.« Selbst die Erinnerung an sein Aufflammen rief bei ihr eine Art Schmerz hervor.
    »Natürlich nicht«, erwiderte der blinde Schamane. »Führe uns. Ich werde dicht hinter dir sein.«
    Sie bereitete sich vor. Betrachtete die anderen, die sie umringten. Matt und Barak standen mit gespreizten Beinen da, Jaelle hatte die Augen geschlossen, und sie sah, wie Teyrnon es ihr gleichtat. Ihr Blick traf den von Loren Silbermantel.
    »Wenn dies scheitert, sind wir verloren«, befürchtete er. »Führe uns hindurch, Kimberly.«
    »Dann kommt!« rief sie, schloss die Augen und begann zu fallen, immer tiefer durch die Schichten des Bewusstseins. Sie spürte, wie sich ihr nacheinander anschlossen: Jaelle, die das Avarlith anzapfte; die beiden Magier, Loren, heftig und leidenschaftlich, Teyrnon, besonnen und heiter; dann Gereint, der sein Totemtier einbrachte, den nächtens fliegenden Keia der Ebene, und dies war ein Geschenk an sie, an sie alle – das Geschenk seines geheimen Namens.
    Ich danke dir, lautete ihre Gedankenbotschaft, dann bezog sie die anderen ein, als sie wie mit einem weiten, flachen Sprung in den Wachtraum eintauchte.
    Es war sehr dunkel und kalt. Kim kämpfte gegen die Angst an. Es war möglich, dass sie sich hier unten verirrte, das konnte geschehen. Aber sie waren verloren, wenn sie versagte, das hatte Loren richtig erkannt. Darauf entbrannte in ihrem Herzen flammender Zorn, ein Hass auf die Finsternis, der so hell loderte, dass sie für sie alle ein Bild erschuf an jenem tiefen, ruhigen Ort, an den sie gelangt waren, im Grunde des stillen Gewässers.
    Sie hatte das nicht geplant, hatte sich dafür entschieden, den Traum selbst sein angemessenstes Bild erschaffen zu lassen. Und das tat er auch. Sie spürte, wie die anderen es aufnahmen, mit sämtlichen Abstufungen des Leides, der Wut und der schmerzlichen Liebe für das in den Schmutz Gezogene, auf das Ebenbild des trotzig erleuchteten Daniloth reagierten, das unverhüllt und schutzlos inmitten der fremdartigen Eis- und Schneelandschaft dalag.
    Dorthin drang sie vor. Nicht zum Licht, obwohl sie sich von

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