Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das wandernde Feuer

Titel: Das wandernde Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
Vom Netzwerk:
konnten, die Wölfe in der Mitte des Waldes zusammenzutreiben.
    »Vorausgesetzt, die heimtückischen Wölfe sind nicht so verwegen, die Pläne des Großkönigs zu missachten, müssten wir eigentlich in der Waldesmitte am Latham auf Shalhassans Streitmacht treffen, mit den Wölfen zwischen uns. Falls wir sie nicht zwischen uns haben«, kam Diarmuid zum Schluss, »dann haben wir die Schuld bei allem und jedem zu suchen, nur nicht bei unserem Schlachtplan. Alles klar?«
    »Wo sind die Magier?« wollte Kevin Laine wissen. Immer hat er Fragen, dachte Dave. Einer von der Sorte. Unfähig, auch nur einmal gleich zur Tat zu schreiten.
    Doch Diarmuid nahm seine Frage ernst. »Wir hatten die Absicht, sie mitzunehmen. Aber gestern Abend ist im Tempel etwas vorgefallen. Beide Quellen sind völlig erschöpft. Heute Morgen sind wir ausschließlich auf Schwerter und Pfeile angewiesen.«
    Und auf Äxte, dachte Dave grimmig. Mehr war auch nicht erforderlich. Das war einfach eine sauberere Angelegenheit, wenn die Magie herausgehalten wurde. Weitere Fragen wurden nicht gestellt, und es war auch keine Zeit mehr dafür; Aileron hatte sich bereits mit seiner Schar in Marsch gesetzt. Diarmuid führte sie flink und leichtfüßig hinüber auf die linke Flanke, und Dave sah, wie Arthurs Trupp sich an die rechte Flanke setzte.
    Sie befanden sich am Südrand des Waldes, nahe der Brücke. Am westlichen und nördlichen Waldrand konnte Dave dort, wo die Bäume weniger dicht standen, die Bogenschützen schussbereit auf ihren Pferden sitzen sehen.
    Dann gab Aileron Arthur ein Zeichen, und Dave sah den Krieger mit seinem grauen Hund sprechen. Aufheulend stürzte sich dieser in den Leinanwald, und die Jagdmeute sprang hinter ihm her. Aus weiter Ferne hörte Dave Antwortgebell von der Nordseite her, als dort die andere Hälfte der Meute losgelassen wurde.
    Einen Augenblick warteten sie noch, dann trat der Großkönig vor, und sie drangen in den Wald ein. Unversehens wurde es nun dunkler, denn die Bäume standen auch ohne Blätter so dicht, dass sie die Sonne fernhielten. Gleich zu Anfang mussten sie den zugefrorenen Latham überqueren, um am Westufer flussaufwärts einzuschwenken, ehe sie in weitem Bogen zurückzumarschieren begannen, um in der Mitte des Waldes auf die anderen zu treffen. Sie stießen nun in nordwestlicher Richtung vor, weshalb Diarmuids Flanke, also ihre eigene, am weitesten vorne lag, und auf einmal stieg Dave der Wolfsgeruch in die Nase, der sie allesamt scharf und unverwechselbar umgab.
    Hinter ihnen im Osten bellten die Hunde, aber noch nicht sonderlich eifrig. Die Axt griffbereit, ihre Halteschlinge am Handgelenk, schritt Dave zwischen Kevin Laine zu seiner Linken und dem Zwerg namens Brock, der ebenfalls mit einer Axt bewaffnet war, zu seiner Rechten hinter Diarmuid her.
    Dann gab Cavall ein zweites Mal Laut, so geräuschvoll, dass selbst jemand, der noch nie an einer Jagd teilgenommen hatte, die Bedeutung dieses Lauts erkennen musste.
    »Kehrtmachen!« rief Aileron hinter ihnen. »Verteilt euch und macht kehrt. Wir wenden uns nach Nordosten dem Fluss zu!«
    Inzwischen hatte Dave längst völlig die Orientierung verloren, aber er richtete sich danach, wo Diarmuid hinging, und machte sich mit pochendem Herzen daran, die Wölfe aufzuspüren.
    Doch sie wurden zuerst entdeckt.
    Lange vor dem Erreichen des Flusses oder gar dem Zusammentreffen mit den Mannen Cathals wurden sie von den schwarzen und grauen und gescheckten Gestalten angegriffen. Weil es ihnen ganz und gar nicht gefiel, gejagt zu werden, stürzten sich die riesigen Wölfe auf sie, und während er noch mit der Axt zum tödlichen Schlag ausholte, hörte Dave auch aus dem Osten Kampfeslärm. Die Männer aus Cathal mussten sich gleichfalls wehren.
    Ihm blieb keine Zeit mehr zum Nachdenken. Indem er sich duckte und nach rechts auswich, entging er mit knapper Not den scharfen Zähnen eines schwarzen Untiers, das ihn ansprang. Er spürte, wie seine Pranken ihm den Mantel zerfetzten. Keine Zeit, sich umzusehen; da kam schon das nächste. Er erlegte es mit einem mächtigen Rückhandschlag, dann musste er sich erneut ducken, und zwar beinahe bis zum Knien, als ein weiterer Wolf ihm ins Gesicht zu springen versuchte. Dies war der letzte klare Augenblick, an den er sich später noch erinnern konnte.
    Während sie sich zwischen den Bäumen hindurchdrängten, sei es als Verfolgte oder als Verfolger, wurde die Schlacht zu einem chaotischen Hin und Her. In seiner Brust fühlte Dave

Weitere Kostenlose Bücher