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Das war eine schöne Reise

Das war eine schöne Reise

Titel: Das war eine schöne Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Vonberg und starrte Herrn Schnürchen an.
    »Ein Urlauber wie Sie«, antwortete Herr Schnürchen sanft, »aber mit dieser Frage haben Sie Ihre Karten bereits aufgedeckt, und ich versichere Ihnen, daß Sie gegen das Blatt, das ich in der Hand halte, keine Chance besitzen.« Und er zog den Zettel mit seinen Notizen aus dem Pirandello. — »Diebstahl — Diebstahl — Diebstahl — Unterschlagung — drei Monate Knast — vier Monate — ein Jahr und zwei Monate...Junger Mann, Sie haben sich Ihr Leben gründlich verpfuscht...«
    »Hören Sie auf!« knurrte Vonberg wütend, aber er steckte die rechte Faust in die Hosentasche, »was ich mit meinem Leben gemacht habe, geht Sie einen Dreck an!«
    »Ich bitte Sie, Vonberg, Sie bilden sich doch hoffentlich nicht ein, daß ich auch nur den geringsten Ehrgeiz habe, Ihnen Moral predigen zu wollen. Keine Sorge! Dafür ist es ohnehin zu spät.«
    »Flötist...!« stieß Vonberg aus zusammengebissenen Zähnen hervor, »darauf bin ich von Anfang an nicht hereingefallen! Aber daß ausgerechnet ein Bulle in mein Abteil geraten muß...!«
    »Und daß Sie diesem Bullen auch noch die Brieftasche klauten...«, sagte Herr Schnürchen mit einem bedauernden Schulterheben.
    »Ich habe sie nicht geklaut! Sie haben die Geldtasche liegenlassen. Der Verkäufer an dem Kiosk stellte einen Beutel mit Obst darüber. Sie gingen davon, ich wollte Sie zurückrufen, aber Sie waren schon zu weit entfernt, und in diesem Augenblick kam eine Durchsage durch den Lautsprecher, ich nahm die Tasche an mich und warf im Gehen einen Blick hinein...«
    »Sie wollen damit sagen, daß Sie sie mir zurückgegeben hätten, wenn hundert oder ein paar Mark darüber drin gewesen wären, nicht wahr? Aber mehr als tausend Mark — das ging über Ihre Kraft, wie?«
    Vonberg antwortete nicht. Er drehte sich um, ging zum Waschbecken und ließ das Wasser in ein Glas laufen. Er setzte es an und trank es in einem Zuge leer.
    »Dem Bericht, den mir mein Assistent heute durchgab, habe ich entnommen, daß Sie ein tüchtiger Mechaniker sind, Vonberg.
    Daß Gaunereien sich nicht lohnen, ist ein alter Käse. Wenn man das einem Anfänger erzählt, will er es vielleicht nicht glauben. Aber Sie müßten doch durch Erfahrung gewitzigt sein. Und Sie müßten doch auch inzwischen eingesehen haben, daß Sie für krumme Touren nicht intelligent genug sind...«
    »Quatschen Sie keine Opern«, knurrte Vonberg mürrisch, »was können Sie mir schon wollen? Die Geschichte mit Ihrer Geldtasche müssen Sie mir erst beweisen, die nimmt Ihnen keiner ab, und daß ich das, was ich Ihnen erzählt habe, in Deutschland wiederhole, na, das glauben Sie wohl selber nicht...«
    »Nein, Vonberg, das glaube ich selber nicht. Aber ich muß doch noch einmal auf Ihre Intelligenz zurückkommen. Sehen Sie, ich war mir meiner Sache, daß mein Geld in Ihre Tasche gewandert war, durchaus nicht hundertprozentig sicher — bis Sie selber mich darauf stießen.«
    »Ich weiß es«, murmelte Vonberg, »damals auf der Promenade, als die kleine Sonntag sich den Splitter in den Fuß gerissen hatte...«
    »Genau! Und als Sie mich fragten, ob ich meine Geldtasche zum zweitenmal liegenlassen wolle. — Nun, sagen Sie selber, ob dieser Grad von Dummheit Sie nicht dazu bewegen sollte, die krummen Touren zu lassen und sich lieber auf ehrliche Weise durchzuschlagen...«
    »Mann, Sie töten mir den Nerv!« sagte Vonberg wütend und nahm die Fäuste aus den Taschen.
    »Überlegen Sie sich das in aller Ruhe auf der Heimreise. Ihr Zug geht heute abend um sechs. Sie haben sogar Platzauswahl, da die Abteile nur schwach belegt sind...«
    »Und was wollen Sie unternehmen, wenn ich bleibe?« fragte Vonberg kampflustig.
    »Als erfahrener Krimineller...«
    »Verdammt!« knurrte Vonberg ihn an, »ich habe mir seit drei Jahren nicht das mindeste zuschulden kommen lassen!«
    »Bis auf meine Brieftasche. — Aber um den Satz zu vollenden, den ich begann: als alter Krimineller und als erfahrener Knasto-loge wissen Sie natürlich ganz genau, daß ich Sie nicht zwingen kann, Rimini zu verlassen. Aber drüben, mein Junge, reicht mein Arm weiter, als Sie ahnen. Und Sie können sich felsenfest darauf verlassen, daß ich Sie im Auge behalte. Und eines Tages, früher oder später, werden Sie die tausend Mark, die Sie mir abnahmen, bitter büßen, mit Zinsen und Zinseszinsen! Denn Ihren Typ kenne ich, Vonberg, Sie haben gute Vorsätze, aber Sie besitzen kein Rückgrat, und wen Sie einen flotten Schlitten oder

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