Das waren schöne Zeiten
dem Flugzeug, vier Jahre nachdem er gekommen war, um bei uns zu leben. Es waren glückliche Jahre gewesen, aber ich wußte, daß sie nicht wiederkehren würden. Als ich von ihm Abschied nahm, war ich zutiefst überzeugt, daß es eine Trennung für immer sein würde. Und so war es auch, denn er starb ein Jahr später in Australien, nach langer Krankheit. Es macht mich froh, zu glauben, daß er keine Ahnung hatte, er würde nie wieder zu uns und dem Leben im Busch, das er geliebt hatte, zurückkehren.
Es läßt sich nicht umgehen, von Krankheit und Tod zu berichten, denn die Jahre verlangten ihren Zoll, und nun waren wir alle alt geworden. Mein Bruder war neun Jahre älter als ich und mein Mann fünfeinhalb. In der letzten Zeit war ich weitaus die gesündeste von uns dreien gewesen, und das war ein Glück, denn das letzte Jahr auf der Ngutuni-Farm war in der Tat sehr schwer. Es wurde bald offenbar, daß Walter nicht mehr gesund genug war, das Leben zu führen, welches er liebte. Die Herzanfälle, gefolgt von kurzen Aufenthalten in einer Privatklinik, wiederholten sich in immer kürzeren Abständen.
Natürlich hatten wir bereits seit einigen Jahren ständige Hilfe für die Arbeit auf der Farm. Unsere lange Reihe von Helfern bewohnte nun die Cottage, die entsprechend ausgebaut worden war. Trotz aller Klagen, die wir von vielen Seiten über die mangelnden Fähigkeiten von Farmarbeitern zu hören bekamen, muß ich sagen, daß wir, mit einer einzigen Ausnahme, keinen Grund zur Beschwerde fanden. Alle unsere Helfer wurden gute Freunde von uns.
Doch selbst mit den tüchtigsten und gewissenhaftesten Helfern war es für den Besitzer einer so schwer zu bearbeitenden Farm auf die Dauer nicht möglich, sie vom Bett aus zu leiten, wozu Walter nun oft gezwungen war. Wir wußten beide, daß das Ende unseres Buschlebens in Sicht war, obwohl Walter eine ganze Zeitlang nicht imstande war, diese Tatsache zu akzeptieren.
Was die Sache zu einem Ende brachte, war eine katastrophale Schur — die erste in all diesen Jahren, die schlecht endete. Die Schafscherer trafen in einem Moment ein, als Walter eben einen besonders schlimmen Herzanfall gehabt hatte und unfähig war, sein Bett zu verlassen. Gerade als die Schur richtig im Gange war, setzte plötzlich ein heftiger Südweststurm mit eisigen Regenschauern ein. Die Scherer waren eben dabei, die wertvollen Einjährigen unter den Schafen zu scheren. Ohne ihre schützende Wolle in die plötzliche Kälte hinausgeschickt, obendrein zu spät, um noch vor Dunkelheit ausreichend zu fressen, verendete sofort eine große Anzahl. Mein Sohn und meine älteste Tochter, die uns während Walters Krankheit zu Hilfe gekommen waren, arbeiteten verzweifelt. Der Schotte, der bei uns arbeitete, schaffte in höchster Eile Penicillin aus der Stadt herbei. Sie trugen Dutzende von jungen Schafen zu jeder Art von Obdach, das erreichbar war. Trotz aller Anstrengungen verendete ein großer Teil der Herde. Und obwohl wir unser Möglichstes taten, den genauen Verlust vor meinem Mann zu verbergen, mußte er die Wahrheit doch irgendwann erfahren.
Das endlich brachte ihn zur Einsicht, daß die Situation nicht länger tragbar war. Seine Haltung seinem Viehbestand gegenüber war immer von großer Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit bestimmt gewesen. Diese einjährigen Schafe aus seiner eigenen Zucht waren sein ganz besonderer Stolz. »Es hat keinen Sinn, eine Farm auf diese Weise zu führen«, gab er endgültig zu. Bald darauf bot er die Farm zum Verkauf an.
Sie war nicht leicht zu verkaufen. Das Schwierige dabei war zum Teil das Haus, und zum Teil, daß das Land jemanden brauchte, und immer brauchen wird, der damit Bescheid weiß, nicht vor harter Arbeit zurückscheut und der etwas Kapital besitzt, das er hineinstecken kann. Doch keiner von denen, die all diese Bedingungen erfüllen konnten, wollte im tiefsten Busch leben, wo ihrer Meinung nach die Ngutunui-Farm lag, obwohl Walter, wenn er schlecht gelaunt war, unsere Lage als eine Art Vorort bezeichnete. Doch das Hinderlichste von allem war, daß sie ihre Kinder nicht an einen Ort bringen wollten, wo es keinen Schulbus gab, sondern der Schulweg zwei Meilen lang war und über eine steile, kurvige Straße führte.
Es kamen eine ganze Menge ernsthafter Interessenten, um sich die Farm anzusehen. Viele von ihnen gaben ihre Absicht schon beim Anblick des Hauses auf. Es hatte sich unleugbar zu einer Kuriosität entwickelt. Als wir damals einzogen, hatten wir zu den vier
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