Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
gegen mich aufgehetzt, hat ihr Lügen über mich erzählt, mit denen kein Mann leben kann. Unwahrheiten, verstehen Sie?« Wieder schüttelte er den Kopf.
T. beschloss, aufs Ganze zu gehen: »Hat er Sie des Missbrauchs bezichtigt?«
Man hätte meinen können, er hätte ihm einen Dolchstoß versetzt, so abrupt wich der Alte auf dem Sofa zurück. »Wie bitte?« Seine Augen funkelten vor Schock und Zorn. »Was fällt Ihnen ein, hier einzudringen und solche Wörter zu benutzen?«
»Es tut mir leid. Entschuldigen Sie.«
Wolfgang Sunderland fokussierte die Flasche auf dem Tisch und griff nach ihr. »Der kleine Scheißkerl hat behauptet, sein Vater wollte es von hinten besorgt bekommen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Dass Sie homosexuell seien?«
»Ungeheuerlich!« Seine Stimme bebte. »Ich hätte ihn totschlagen mögen, wenn er nicht zusammen mit seiner Mutter verschwunden wäre.«
»Ihre Frau hat Sie damals verlassen?«
Er nickte. Beim Einschenken ging einiges daneben. »Seither habe ich sehr genau verfolgt, was dieser Saukerl so treibt. Und natürlich findet er einen demokratischen Senator, dem er in den Arsch kriechen kann. So blöd kann doch nur ein Demokrat sein, eine Giftschlange ins Haus zu lassen!« Er lachte. »In dieser Straße leben noch mindestens zehn Leute, die Thomas von damals kennen. Fragen Sie die mal, was sie von ihm halten. Von ihm und seinen miesen Spielen.« Er wischte den verschütteten Bourbon vom Tisch. »Man konnte ihm noch nie über den Weg trauen. Er war ein Kuckucksjunges, das alle anderen aus dem Nest geworfen hat. Und jetzt sitzt er da und lacht uns alle aus, glauben Sie mir. Vizepräsident, ha!« Aus seiner Stimme sprach blanker Hohn.
»Seit er fünfzehn war, hat er davon gelebt, Frauen zu erpressen. Wussten Sie das?« General Sunderland hatte den Blick auf den Boden gerichtet. »Meine Frau hat ihm jedes Mal wieder aus der Klemme geholfen. Sie war so naiv und völlig vernarrt in ihn. Aber der Junge hatte etwas gelernt. Hat sichein ums andere Mal bei den Leuten eingeschmeichelt und sie dann rücksichtslos benutzt. Verstehen Sie?«
T. nickte. »Ich weiß, was da los war.«
»Dann wissen Sie vielleicht auch, dass er sein Lebtag nicht mehr damit aufgehört hat.«
Bill Pagelow Falso war schon so lange der Leiter des Staatsgefängnisses Sussex I in Waverly, dass er gewissermaßen zum Inventar gehörte. Er war ein Mann mit Prinzipien. Anfangs hatte T. Perkins nicht sonderlich viel mit ihm zu tun gehabt, aber in den letzten zehn Jahren hatten sich ihre Wege dann doch immer wieder gekreuzt, und die beiden Männer gingen nun freundschaftlich und auf Augenhöhe miteinander um. Zwar konnte T. mit Falsos Gottesfurcht nicht besonders viel anfangen, aber dafür gefiel ihm dessen Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit. T. hatte Falso hin und wieder gebeten, mit gewissen Häftlingen, die er von ihrer guten Seite kennengelernt hatte, Nachsicht zu üben, und Falso hatte sich dafür ab und zu bei T. einquartiert, wenn er wieder einmal jagen wollte. Falso erlegte für sein Leben gern Tiere, und T. kannte in Highland County wohl jeden, der über eine Abschusslizenz verfügte. So wusch eine Hand die andere, und darum wandte T. sich jetzt wiederum an Falso.
Er starrte auf die Fahrbahn. Die Schießereien der Milizen und die Waldbrände hatten viele Tiere in schierer Panik auf die Interstate 60 getrieben. Davon zeugten Überreste von Stinktieren, Opossums und Waschbären auf der Fahrbahn. Gott sei Dank hatte er selbst in all den Jahren noch nie ein Tier angefahren. Er sah auf die Uhr. Wenn er genauso schnell durch die Straßensperren bei Macon, Centralia und Disputana kam wie durch alle anderen bisher, dürfte er noch rechtzeitig vor der täglichen Hinrichtung um achtzehn Uhr am Ziel sein – und Falso würde Zeit haben, mit ihm zu reden.
Am nördlichen Horizont lag ein Rauchschleier über demCumberlander Staatsforst. Also gab es wieder Probleme mit den Milizen. T. fiel auf, wie viele Militärfahrzeuge an ihm vorbeifuhren und Richtung Ashby abbogen. Da oben würde bald Blut fließen.
T. öffnete das Handschuhfach, das Dodys offenbar als geheimes Marshmallowlager diente. Er fischte sein Adressbuch und einen seiner selbst gebauten Dartpfeile heraus. Mit dem speziellen Flight und dem entsprechenden Schliff hatte er das perfekte Gewicht, er war der beste Dartpfeil, den T. je gebastelt hatte. Damit traf er bei vier von fünf Würfen ins Schwarze.
Er lächelte, schlug Doggies Nummer nach und griff dann
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