Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
informierte ihn der Mann an der Tür. Doggie kannte ihn, er stand jeden Tag mindestens eine Dreivierteldtunde unter John F. Kennedys Magnolie und steckte sich eine Zigarette mit der anderen an.
Der ihnen gegenübersitzende Mann wiederholte seine Frage, und als sich T. immer noch zu nichts anderem aufraffen konnte, als um schwarzen Kaffee und einen anständigen Aschenbecher zu bitten, gaben sie auf. Ganz offensichtlich waren zu viele andere Aufgaben zu bewältigen. Was sie über die Ohrhörer erfuhren, musste weitaus wichtiger sein als irgendein sturer Provinzsheriff.
Dann baten sie T., die Handschellen zu öffnen und Doggies Arme hinter der Stuhllehne zu fixieren. Dem folgte er ohne Zögern, aber er war vorsichtig, als er die Handschellen einschnappen ließ.
»Dann muss Kane eben den Rest erledigen«, sagte der Mann hinter dem Tisch zu den anderen.
»Ben Kane?«, sagte sie und versuchte die Hände in eine weniger schmerzhafte Position zu drehen. »Mit Ben Kane rede ich nicht. Lassen Sie Wesley Barefoot oder Lance Burton rufen. Ich spreche nur mit dem Präsidenten oder einem von diesen beiden.«
Sie sah zu T., der nicht einmal eine Augenbraue hochzog. Was zum Teufel ging wohl in seinem Kopf vor? Hatten sienicht verabredet, so schnell wie möglich Wesley zu fassen zu bekommen? Und wenn das nicht ging, hatte T. dafür sorgen sollen, dass sie doch irgendwie weiterkamen. Warum saß er dann mit schläfrigem Blick da und bat um Kaffee?
»Ich höre gerade, dass Kane beschäftigt ist«, sagte der Kettenraucher. »Im Büro von Lance Burton. Sie schicken uns stattdessen Hartmond.«
»Warum das? Der ist doch vom Secret Service!«
»Jones kommt auch«, ergänzte der Kettenraucher.
Da stand T. auf. »Ich sitze nicht hier rum, während ihr auf die Knaben wartet. Ich habe seit gestern Nachmittag nichts mehr gegessen, ihr findet mich in der Kantine.« Als sie protestierten, hob er nur müde die Hand. »Und anschließend fahre ich nach Hause. Ihr findet schon raus, wohin der Finderlohn geschickt werden soll.«
Wie ein Cowboy ohne Pferd schritt er aus dem Raum. Doggie wurde panisch. Was hatte er vor? Warum ließ er sie hier allein?
Er sah sich zu ihr um, als hätte er ihre Gedanken gelesen, und schüttelte unmerklich den Kopf. Sie musste in jedem Fall eisern schweigen.
Sie warteten weiter auf die Männer, die Doggie vernehmen sollten. Die Handschellen fühlten sich inzwischen an wie Schraubzwingen, und ihre Hände wurden langsam taub.
So hat mein Vater gesessen, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Nur noch wenige Stunden, dann ist Schluss, auch mit den Handschellen. Dann schnallen sie ihn mit Riemen auf der Pritsche fest.
Und dann ist es aus.
Ihr war zum Heulen zumute. Sie lehnte sich vor, die Männer sollten nicht sehen, wie aufgewühlt sie war. Ach lieber Gott, lass uns davonkommen, lass meinen Vater leben, lass mich leben. Ach Gott, verlass uns nicht, betete sie, und dann stiegenihr die Tränen in die Augen. Jetzt reiß dich zusammen, denk an etwas anders. Wohin geht T.? Was macht Kane beim Stabschef?
Da kamen die angekündigten Männer herein und schickten die anderen weg.
Doggie fürchtete beide, jeden auf seine Weise.
Der eine war mager, dunkel und schweigsam, ein Mann, den Ben Kane unmittelbar nach dem Attentat auf den Präsidenten für seine Leibwächtergruppe rekrutiert hatte, daran erinnerte sie sich noch gut. Der andere war das genaue Gegenteil. Ein blasser, dicklicher, älterer Mann, der sie an den Bibliothekar in der Kinderbücherei zu Hause in Chesapeake erinnerte.
Diese beiden Männer hatten nach dem Attentat das Personal im Westflügel vernommen. Damals wurde geflüstert, dass sie sich hassten. Ob das stimmte, war unklar, sicher war, dass sie beim Sicherheitsapparat des Weißen Hauses auf verschiedenen Lohnlisten standen. Jones war mit Haut und Haar Ben Kanes Mann, Hartmond war beim Secret Service angestellt. Gemeinsam war beiden die Fähigkeit, sich förmlich in ihre Opfer zu verbeißen. Bei ihnen gab es kein Mitleid, keine Versprechungen, keine Zugeständnisse. Auch wenn sie verschiedene Arbeitgeber hatten, waren sie zum selben Zweck vor Ort: Informationen zu beschaffen und zu sortieren, selbst wenn das mit anderen als den konventionellen Methoden geschehen musste. Nichts sonst.
»Sie sind des versuchten Mordes am Vizepräsidenten des Landes angeklagt. Wissen Sie, Miss Rogers, was das bedeuten könnte?«
Sie machte innerlich dicht und ließ den Blick über die Wand hinter Kanes Schreibtisch
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