Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
verband. Und er hatte so gut wie möglich gezielt. Dennoch gelang das Attentat nur teilweise. Nur Beglaubter war für immer ausgeschaltet.
In der Verwirrung nach dem Anschlag mischte sich Kane unter die anderen Leibwächter. Die Ermittlungen liefen ins Leere. Kane nutzte die Situation erneut zu seinem Vorteil und beschuldigte die Leute vom Secret Service, mit denen sich der Präsident umgab, ihren Pflichten nicht nachzukommen. Er riet Jansen, die Secret-Service-Mitarbeiter von einem Großteil ihrer Aufgaben im Westflügel abzuziehen.
Jansen befolgte seinen Rat, da es ja auch schon am Wahlabend offenbar ein Mann des Secret Service gewesen war, der Toby O’Neill nicht gründlich genug abgetastet hatte. Jetzt hatten Kane und seine Männer prinzipiell freie Bahn, auch wenn sie nicht gleich zuschlagen konnten.
Denn nach diesem jüngsten Attentat verbarrikadierte sich der Präsident vollständig in seinem Büro und war absolut unnahbar. Der Plan, ihn zu ermorden, musste bis auf Weiteres auf Eis gelegt werden.
Doch dann überschlugen sich die Ereignisse. Der britische Premierminister lockte Jansen aus seiner Höhle. An jenem Sonntag, dem 29. März, sollte es passieren, und zwar während der Pressekonferenz, dafür hatten Kane und Sunderland gesorgt.
Im Laufe des Tages geschahen zwar ein paar unvorhergesehene Dinge, aber nichts konnte sie jetzt noch aufhalten. John Bugattis Leiche hatten sie ins Untergeschoss geschleift, Bugattis Lebensgefährte lag tot in seinem Bett in Georgetown. Sunderland hatte der britischen Delegation sein Tagebuch vorgelegt, sodass alle Delegierten auf seiner Seite waren. Lance Burton war festgesetzt worden, Wesley Barefoot befand sich unter Aufsicht. Burton würde schon bald seinem Schöpfer gegenübertreten, aber was Barefoot anging, hatte Sunderland seine Zweifel.
Am Vorabend hatte eine Gruppe meuternder Offiziere letzte Anweisungen von einer der Kontaktpersonen Kanes erhalten. Sie verfügten über die nötige Ausrüstung und wussten sie auch zu bedienen. Nur der Anführer mit dem Decknamen ›Sean‹ wusste, dass die Großfinanz für diesen Einsatz bezahlte, und nur deren oberster Entscheidungsträger wusste, dass Kane den Kontakt hergestellt und Sunderland den ganzen Plan ausgeheckt hatte. Das war gut für Sunderlands Zukunft. Freunde in dieser Sphäre waren die wichtigsten Freunde.
Jetzt würden gleich zwei Staatsoberhäupter sterben. Die Säulen des Weißen Hauses würden einen Moment wackeln und die Menschen weltweit entsetzt aufstöhnen. Wenn das vorbei war, hatte Sunderland seinen Eid als Präsident abgelegt und würde das Land zurückführen in geordnete, friedliche Verhältnisse. Sämtliche Minister und hohe Amtspersonen würden entlassen. Die Dümmsten von ihnen würden wegen Landesverrats vor Gericht gestellt, während die Klügsten Selbstmord begingen, dafür würde Sunderland schon sorgen. Lance Burton und Billy Johnson wären als Erste an der Reihe.
Er würde den Ausnahmezustand aufheben, Frieden schließen mit den Milizen, dem rechten Flügel, der Waffenlobby, dem Senat und dem Repräsentantenhaus. Seine einzige Sorge galt Michael K. Lerner, dem früheren Vizepräsidenten. Es war unmöglich einzuschätzen, wie viele Stimmen Lerner für sich gewinnen und welche Steine er ihm in den Weg legen konnte. Seit seinem Rücktritt war er wie vom Erdboden verschluckt – und Jansen schien die Suche nach ihm aufgegeben zu haben. Anders Sunderland, der Kane darum gebeten hatte, alles zu tun, um Lerner zu finden. Und ihn dann sofort endgültig auszuschalten. Mit allen anderen würde sich Sunderland ausgesprochen gut stellen, wenn das Ganze erst überstanden war.
Die Vereinigten Staaten von Amerika würden den Sohn eines Mannes, der seine Frau erschlagen hatte, zum Präsidenten bekommen – ob sie es wollten oder nicht.
Thomas Sunderland sah auf die Uhr. Um 15.30 Uhr sollten sie sich im State Dining Room einfinden, gleich nach der Pressekonferenz auf der Terrasse vor dem Empfangssaal für Diplomaten. Und was für eine Pressekonferenz! Die erste in Sunderlands politischem Leben, an der er nicht selbst teilnahm.
Er sah hinaus in den Regen und ließ den Blick zur Tür wandern, durch die Kane gerade hereinschlüpfte.
»Was ist mit dem Regen?«, fragte er.
»Kein Problem«, beruhigte Kane ihn. »Lässt schon nach.«
»Habt ihr Burton aus dem Weg geräumt?«
»Ja! Zwei Mann bewachen ihn, als wäre er der Leibhaftige.«
»Und Wesley Barefoot? Was meinst du zu ihm?«
»Der hat mit den
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