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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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vorSchmerz, während Jansen ihn durchdringend ansah. Dann hob der Präsident die Hand und gab den Sicherheitsleuten ein Zeichen, zu verharren. Da traf Wesley die nächste Kugel, er spürte gar nicht mehr, wo. Die Gäste schrien, die Kameraleute richteten ihre Objektive auf Wesley. Wesley stützte sich auf die Unterarme, um dem Mann in die Augen zu sehen, der ihn gleich erschießen würde.
    Kane hatte zwar die Pistole auf Wesley gerichtet, aber sein Blick war starr und leblos, er riss die Hand hoch und griff sich an den Hals.
    Ein goldfarbener Dartpfeil hatte seine Halsschlagader durchbohrt. Blut spritzte hervor wie aus einem leckgeschlagenen Wasserrohr. Zwei Leibwächter stürzten auf den Präsidenten und den Premierminister zu. Die Männer vom Secret Service überwältigten den Pfeilwerfer, Sheriff T. Perkins. Während Kane langsam zu Boden ging, gelang es Wesley, sich aufzusetzen und sein Jackett auszuziehen, damit alle sehen konnten, dass er unbewaffnet war und keine Bedrohung darstellte.
    »Jetzt gehen Sie schon, gehen Sie, schnell! Das hier ist eine Verschwörung, vom Washington Monument wird gleich eine Rakete auf uns abgefeuert!« Er sank vornüber, und im selben Augenblick war von der Spitze des Obelisken ein Donnerschlag zu hören. Wesley hörte das Zischen, hörte die Schreie der Leibwächter, hörte die verzweifelten Rufe im Weißen Haus und schließlich das ohrenbetäubende Krachen, als das Geschoss sein Ziel erreichte und die Säulen vor dem Empfangssaal in sich zusammenstürzten.

43
    Die folgenden Minuten waren ein Inferno aus Schreien, Brandnestern und weißem Staub, der sich auf alles legte. Helfende Hände schleppten die toten Leibwächter, die auf den Präsidenten gestürzt waren, zur Seite. Sie brachten Jansen und Premierminister Watts in den Cabinet Room, wo sie den Präsidenten auf einen Tisch legten; die anderen Verletzten legte man auf den Fußboden. Die Toten ließen sie, wo sie waren. Von dem, was einmal der Empfangssaal gewesen war, sah man nur noch die Trümmer. Auf dem Rasen davor mühten sich Journalisten, Kameraleute und Fotografen verzweifelt, ihre verletzten Kollegen zum Tor im Süden zu bringen. Überall lagen Kameras und elektronisches Gerät. Das Hintergrundgeräusch bildeten unablässig die Sirenen der Einsatzfahrzeuge.
    Dankbar sah Wesley den britischen Sicherheitsbeamten an, der ihm nun schon eine ganze Weile einen Finger auf die zerrissene Ader im Brustkorb presste.
    Das Projektil, das in der Hüfte steckte, verursachte ihm einen stechenden Schmerz, aber die Auswirkungen des zweiten Schusses, der den Oberarm gestreift und ein großes Stück des Brustmuskels weggerissen hatte, fühlte er überhaupt nicht. »Warum habe ich kein Gefühl in der Brust?«
    »Ich fürchte, das wird sich bald ändern«, erklärte ihm der Mann in so distinguierten Upperclass-Englisch, dass Wesley beinahe gelächelt hätte.
    Er sah nach oben. Dort auf dem Tisch über ihm lag der Präsident, zwei Ärzte standen ihm zur Seite und sprachen leise miteinander. Die Blutungen konnten zunächst nur provisorischgestoppt werden, aber man schien so weit alles unter Kontrolle zu haben.
    Premierminister Watts saß zwei Meter entfernt auf einem Stuhl und presste sich ein Tuch ins Gesicht. Er stand sichtbar unter Schock, aber ihm war deutlich weniger passiert als denjenigen seiner Leute, die hinter ihm gestanden oder sich auf ihn geworfen hatten.
    »Sehen Sie irgendwo eine schwarzhaarige Frau in einem gelben Kleid?«, fragte Wesley seinen Samariter.
    Der schüttelte den Kopf.
    »Auch draußen nicht?«
    »Leider nein.«
    »Ich habe rechts gesessen. Was ist da passiert?«, fragte er vorsichtig.
    Der Brite zögerte. »Eine der Säulen ist umgestürzt und hat viele Menschen unter sich begraben«, sagte er dann und drückte den Finger fester auf die Wunde. »Bleiben Sie ganz still liegen.« Wesley begann den Blutverlust zu spüren. Seine Finger wurden kalt, ebenso die Zehen. Aber wenn Doggie nicht mehr lebte, spielte es ohnehin keine Rolle.
    Billy Johnson betrat den Raum, um sich ein Bild vom Zustand des Präsidenten zu machen. In kurzer Zeit würde Hilfe eintreffen, erklärte er. Aber die Löscharbeiten machten Fortschritte. Die Bereitschaft der FEMA funktioniere. Dann hockte er sich neben Wesley, legte ihm eine Hand auf die Schulter und betrachtete ihn sorgenvoll.
    »Wesley. Wie geht’s?«
    Wesley nickte.
    »Danke, Wesley, für das, was Sie getan haben.« Johnson wollte mehr sagen, aber er brachte kein Wort
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