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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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zur Tür. »In wenigen Minuten beginnt die Pressekonferenz. Präsident Jansen erwartet, dass Sie ihn und den Premierminister ankündigen.«
    Im Cabinet Room standen sämtliche Flügeltüren offen. Wesley erschienen sie wie Schleusen, die Licht und Gerüche hereinfluten ließen. Er hatte seinen Arbeitsplatz noch nie in einem so schönen Licht gesehen, nie die von draußen hereinwehenden Düfte intensiver wahrgenommen.
    Als sie ins Freie traten, sah Wesley hoch. Das Loch in den Wolken vergrößerte sich, blauer Himmel war zu sehen.
    Er ließ den Blick wandern. Die Anwesenden hatten ihre Regenschirme zusammengeklappt. Es war ganz still. Die FEMA-Leute standen wachsam am Rand des Parks. Das Rednerpult thronte einsam auf der Terrasse, davor der Wald aus Mikrofonen. Zehn Meter entfernt hatte sich auf dem nass glänzenden Rasen die lange Reihe Kameramänner mit ihren einsatzbereiten Geräten aufgebaut, neben ihnen die übliche Meute der Journalisten.
    Etwas näher beim Haus warteten Jansen und Premierminister Watts, und hinter ihnen in der offenen Tür hatten sich die Leibwächter versammelt und beobachteten die Menge. Auf Polsterstühlen neben der Tür saß der Großteil des Kabinetts. Wesleys Seite des Rednerpults war für die weniger wichtigen Teilnehmer reserviert, Diplomaten der britischen Botschaft und ein paar Leute aus dem Außenministerium. Die Reihe Klappstühle hinter ihnen war noch leer, vermutlich würden dort in Kürze die Mitglieder der britischen Delegation Platz nehmen, die im Moment noch auf den Fluren herumstanden und beratschlagten, wie mit der neuen Situation umzugehen sei.
    Wesley versuchte sich zu konzentrieren. Entscheidend war jetzt, ein paar Worte mit Jansen zu wechseln, bevor er die Presse über den Staatsbesuch informierte. Jansen musste unbedingt erfahren, was die Briten von ihm dachten und wer dafür gesorgt hatte. Wer wusste, ob sich ihm später noch eine Gelegenheit dazu bieten würde? Er ließ den Blick zur Ministerriege wandern, doch Sunderlands Platz war leer. Der war doch sonst immer da, wo die Musik spielte. Was zum Teufel war hier los?
    Das Bild von Doggie und T. in einem keine fünfzig Meter entfernten Büro blitzte in ihm auf, und urplötzlich kam ihm ein böser Gedanke.
    Hatte Sunderland sie aufgespürt? O Gott, bitte nicht.
    »Ich muss ein paar Worte mit dem Präsidenten wechseln«,sagte er zu Kane und wollte den Kurs in Richtung Rednerpult ändern, doch Kane packte ihn unsanft am Arm.
    »Das kann doch sicher warten.« Seine herablassende Miene war unerträglich.
    Hatte Kane doch eins und eins zusammengezählt, als er Wesley aus Burtons Überwachungsraum kommen sah? Ja, natürlich. Und er spürte, dass Wesley dem Präsidenten mitteilen wollte, was er wusste.
    »Vielleicht hat der Präsident einen letzten Kommentar für mich.« Breit lächelnd versuchte Wesley, Kanes Misstrauen zu zerstreuen. »Das machen wir doch immer so. Ist das plötzlich ein Problem?«
    Kane durchbohrte ihn weiter mit seinem Blick. Die Goldketten an seinem Handgelenk klirrten, als er Wesleys Arm fester packte. »Ach ja? Das wäre mir neu, Mister Barefoot.«
    Wesley biss die Zähne zusammen. Dann lass halt verdammt noch mal los, wenn du nicht willst, dass ich alle deine Untaten in die Welt hinausschreie! Er schwieg.
    »Sie gehen jetzt hübsch ans Rednerpult und kündigen den Präsidenten und Watts an, verstanden?«
    Wesley starrte auf Kanes rechte Hand. Die Finger zitterten. Bereiteten sie sich auf den Griff zur Waffe vor? Stand der Mord am Pressesprecher des Weißen Hauses unmittelbar bevor? Ahnte Kane tatsächlich, was Wesley sagen würde, wenn er sich ans Mikrofon stellte? Würde der Schuss fallen, sobald er den Mund aufmachte? Ja, natürlich, dessen war er sich plötzlich ganz sicher. Er sah kurz zu Kane, der wie zur Salzsäule erstarrt auf den nächsten Schachzug wartete.
    Wesley nickte. »Gut. Ich kündige die beiden jetzt an.«
    Kane löste den Griff, und Wesley stellte sich vor, wie er einen Satz zur Seite machen und die fünfzehn Schritte auf den Präsidenten zulaufen würde. Kaum bewegte er sich andeutungsweise zur Seite, verspürte er einen lähmenden Schlag im Nacken und sank auch schon in sich zusammen. Er spürte nochdas Entsetzen der Umstehenden, sah ihre Blicke, als Kane ihn stützte und ihnen mit einer Handbewegung signalisierte, sich fernzuhalten, so als handele es sich um einen Schwindelanfall.
    Das Ganze hatte nur wenige Sekunden gedauert.
    Kane brachte ihn zu einem Stuhl in einer der hinteren

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