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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Wesley versuchte, ihrem Blick zu folgen. Irgendetwas verdammt Ernstes musste sich da doch gerade abspielen. Kaum hatte er den Kopf gedreht, als er am Südeingang zum Oval Office hinter ein paar von Kanes Männern Sheriff T. Perkins entdeckte. T. sah im selben Moment zu ihm und machte ihm ein Zeichen.
    Die Gäste erhoben sich. Viele klatschten, aber ganz bestimmt nicht alle. Die vor Wesley sitzenden Briten zum Beispiel nicht.
    Auch Wesley versuchte aufzustehen, doch sein Körper gehorchte ihm noch nicht. Doggie riss an Kanes Arm und schob Wesley gleichzeitig ein Blatt Papier auf den Schoß. Wesley betrachtete das Papier. Er sah etwas wie eine technische Zeichnung, aber nichts, was ihm bekannt vorkam. Konnte ein Querschnitt von irgendetwas sein, daneben waren ein paar Berechnungen und ein paar Halbkreise notiert. Über die Zeichnungwaren vier Wörter gekritzelt: Attentat? Ballistische Bahn? Monument? Wesley hob den Kopf und sah noch einmal zum Washington Monument.
    Urplötzlich zuckten erst seine Hände, dann erfasste den ganzen Körper ein Schaudern.
    Auch Kanes Hand, die auf Wesleys Schulter lag, begann zu zittern.
    Wesley hatte einen ganz trockenen Mund. Auch so fühlte Angst sich also an. Sie wollten vom obersten Punkt des Monuments aus angreifen, und der Angriff würde tödlich enden. Gleich, noch während sie alle hier versammelt waren, würde es passieren. Deshalb war Thomas Sunderland der Pressekonferenz ferngeblieben! Sunderland, dieses feige Schwein!
    Und Kane wusste Bescheid und steckte in der Klemme: Eigentlich müsste er sich jetzt voll und ganz darauf konzentrieren, von dort wegzukommen – aber erst musste er sicherstellen, dass Doggie und Wesley ihnen nicht in die Quere kamen.
    Dann merkte Wesley, wie Wärme durch seine Glieder strömte. Vielleicht würde er seinen Körper gleich wieder normal bewegen können. Vergeblich versuchte er, sich zu räuspern. Dann wollte er den Fuß fest auf den Rasen pressen, das gelang ihm.
    »Meine Damen und Herren«, die Stimme der Innenministerin Betty Tucker tönte vom Rednerpult. »Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Bruce Jansen.«
    Kane, der immer noch hinter Wesley stand, hob seine freie Hand zum Mund. »Wir haben hier ein Problem«, flüsterte er in seine Manschette.
    »Schwein«, sagte Wesley leise. Endlich erholte seine Stimme sich.
    Jetzt kam auf einmal Bewegung in Doggie, die Kanes Meldung offenbar auch gehört hatte.
    Wesley sah zu ihr auf. Sie war noch blasser als vorher und zitterte vor Schreck. Er kannte sie. Gleich würde sie irgendetwas Impulsives, Unüberlegtes tun.
    Er sah sie an und schüttelte langsam den Kopf, doch sie lächelte nur. Wie entsetzlich. Bitte tu’s nicht, dachte er. Wir gehören doch zusammen. Wir sind doch füreinander bestimmt. Nie zuvor hatte er das so intensiv empfunden wie jetzt. Er sah zu den schwarz gekleideten Sicherheitsbeamten hinter dem Präsidenten. Ihr starrer Blick war auf Kane gerichtet, sie warteten auf seine Anordnungen per Ohrhörer. Binnen drei Sekunden würden sie für die Problemlösung sorgen und Doggie und ihn vor laufenden Kameras abführen und in ein abseits gelegenes Büro bringen. Sie liquidieren. Sich eine passende Geschichte ausdenken. Und Kane würde entkommen.
    Wesley neigte sich nach vorn und spürte, dass beide Beine wieder belastbar waren.
    »Guten Tag, meine Damen und Herren!«, erklang die Stimme des Präsidenten vom Rednerpult. »Ich freue mich, Sie zu diesem erfreulichen Anlass willkommen heißen zu dürfen.« Er winkte ein paar Journalisten zu. »Premierminister Watts beehrt uns mit seinem Besuch, um die tiefe Verbundenheit unserer beiden Länder zu unterstreichen.«
    Während er mit der Rede fortfuhr, die Wesley nachts geschrieben hatte, drückte Doggie mit ihrer freien Hand kurz seine Schulter. Er sah zu ihr auf. Er wollte nichts weiter, als dass Doggie das hier überlebte.
    Plötzlich gelang es ihr, sich aus Kanes eisernem Klammergriff zu befreien, doch bevor sie eine weitere Bewegung machen konnte, traf sie auch schon Kanes Handkantenschlag, und sie sackte in sich zusammen.
    Wesley zögerte keine Sekunde, sondern stürmte in Richtung Rednerpult. Sowohl Billy Johnsons Sicherheitsmitarbeiter als auch die Schwarzjacken zogen ihre Waffen.
    »Sie müssen weg von hier, alle! Sofort! Weg! Gehen Sie weg! Weg! Weg!« Wesley schrie so laut er konnte. Er spürte, wie eine Kugel seinen Gesäßmuskel durchschlug. »Pfeifen Sie die zurück, Mister President!«, rief er und krümmte sich

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