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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Reihen und winkte einen der schwarz gekleideten Männer heran, die vor der Tür zum Empfangssaal standen.
    »Sagen Sie dem Präsidenten, Wesley Barefoot geht es nicht gut«, wies er den Mann an. »Da scheint irgendwas im Umlauf zu sein, Lance Burton ist auch schon zusammengeklappt. Der Präsident muss die Begrüßung selbst übernehmen.«
    Kaum war der Bote verschwunden, beugte sich Kane zu Wesley herunter. »Damit du’s nur weißt, Barefoot: Ich traue dir nicht«, zischte er. »Sunderland will dich gerne behalten, aber mir passt das gar nicht. Für meinen Geschmack weißt du zu viel. Du wirst noch Schwierigkeiten machen, das hab ich im Urin. Was zum Teufel hast du zum Beispiel gerade in Burtons Überwachungsraum gemacht?«
    Wesley war völlig außer Gefecht gesetzt. Einzig den Kopf konnte er ein klein wenig bewegen und so seine Umgebung beobachten.
    Kane legte Wesley die Hand auf die Schulter und schob sie langsam zum Hals. »Ich trau dir nicht«, raunte er. »Kein Stück. Ich bin nicht blöd, klar? Ich kann’s förmlich riechen.«
    Kanes Finger näherten sich der Halsschlagader. Erst drückte er ganz leicht, dann verstärkte er den Druck. Wesley konnte nur auf seine gefühllosen Beine, auf die willenlos in seinem Schoß ruhenden Hände starren. Er konzentrierte sich auf seine Finger, wollte wenigstens einen von ihnen bewegen, doch Kanes Finger drückten weiter auf die Halsschlagader. Eine Kältewelle schwappte über Wesleys Schulterblätter.
    Ben Kane hatte vor, ihn vor Hunderten von Menschen und Kameras umzubringen. Hinterher würde er behaupten, er habe bloß Wesley Puls prüfen wollen, weil er sich Sorgen umihn gemacht habe. Auf den Vorwurf, nicht rechtzeitig einen Arzt gerufen zu haben, würde er entgegnen, er habe doch nicht ahnen können, dass es so ernst sei. Er würde behaupten, Wesley Barefoot sei ganz plötzlich verstorben.
    So würde es ablaufen. Doch dann ließ der Druck auf seinen Brustkasten nach, und er sah hinüber zum leeren Rednerpult.
    Es tauchten ein paar britische Delegierte auf und setzten sich auf die Stühle vor ihm. Sie beachteten Wesley und Kane überhaupt nicht. Alle sahen hinüber zum leeren Rednerpult und flüsterten. Zwei elegant gekleidete Damen waren weniger diskret.
    »Was meinst du, was Watts zu alldem sagen wird?«, fragte die eine.
    Wesley wollte gegen ihren Stuhl treten. Das gelang ihm nicht, aber immerhin bewegte sich sein Fuß ein klein wenig.
    »Watts! Ha! Der wird gute Miene zum bösen Spiel machen, das garantiere ich dir!«
    Er versuchte, den Fuß noch einmal zu bewegen, doch der Druck, den Kane auf seinen Hals ausübte, lenkte ihn ab. Im Moment schien sein Körper einzuschlafen. Unangenehm war das nicht. Eigentlich sogar eher eine Erleichterung.
    Er sah zum Washington Monument. Hinter dem Obelisken türmten sich die Wolken. Die Knospen an den Bäumen würden bald aufplatzen. Was für ein schöner Tag zum Sterben.
    Sein Kopf sank vornüber, alle Farben wurden zu Grau. Er nahm einen Schatten wahr, der neben ihm verharrte. In den unteren Extremitäten spürte er langsam wieder etwas, aber den Kopf konnte er nicht heben. Der Schatten neben ihm stand nicht zufällig dort, das spürte er. Dann legte sich eine Hand auf seine Schulter und schob sich langsam zu Kanes Fingern hin, packte sie und zog daran.
    Er spürte, wie die Hände kämpften.
    Kane war ganz offenkundig verwirrt, verlor einen Moment lang die Kontrolle. Wesley hörte seinen Atem – oder war dasseine Stimme? Dann wurden Wesleys Lider plötzlich leicht. Das Blut floss wieder durch die Halsschlagader. Sein Zwerchfell zog sich zusammen und sog den Sauerstoff tief in die Lungen. In seinen Beinen und Armen kribbelte es. Er neigte den Kopf zur Seite. Doggie stand in ihrem Plisseekleid neben ihm.
    Kane schob seinen Kopf zwischen Wesley und Doggie. »Ein Wort, und ich mache ihn kalt, Doggie Rogers. Was zum Teufel machst du hier? Bist du lebensmüde?« Er zog den Kopf wieder zurück und bereitete sich darauf vor, in einem günstigen Augenblick beide gleichzeitig anzugreifen. Würde er seine Waffe ziehen und auf sie schießen? Dachte er sich gerade eine passende Erklärung dafür aus?
    Wesley konnte den Kopf jetzt noch ein Stückchen weiter drehen. Er sah zu den Ministern.
    Auf der anderen Seite des VIP-Bereiches flüsterte einer von Billy Johnsons Leibwächtern seinem Chef etwas zu. Die Miene des Sicherheitsministers veränderte sich drastisch. Er nickte seinem Leibwächter zu, und beide hoben den Blick zum Horizont.
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