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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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seinen Lapsus sofort und fing an, in dem Papierstoß vor sich zu wühlen. Den Trick hatte er sich von Jansen abgeschaut, aber der tat das wenigstens mit Charme.
    »Verstehen Sie mich nicht falsch, Wesley«, kam es schließlich von Sunderland. »Natürlich ist es schwierig, mit einer solchen Botschaft an die Öffentlichkeit zu treten. Aber es ist auch eine Herausforderung. Hat es je einen Pressesprecher gegeben, der eine Mitteilung dieser Dimension zu machen und vor allem gut zu machen hatte?«
    Wesley fiel nicht darauf herein. »Goebbels’ Aufgabe bestand darin, den Deutschen den Nationalsozialismus so schmackhaft zu machen, dass sie nach Krieg schrien und alle Juden ins Jenseits befördern wollten. Das muss für ihn auch eine Herausforderung gewesen sein.«
    Sunderland schüttelte den Kopf. Wenn dieser Vergleich ihn aufbrachte, dann verbarg er es gut. »Bei uns wird es keine Propaganda geben. Unser Ziel ist es nicht, den Bürgern dieses Landes das Leben schwer zu machen, das wissen Sie. Jeder, der den Präsidenten kennt, weiß das. Er will nur das Beste für das Land und seine Menschen.«
    »So wie Goebbels?« Dieses Mal ergriff Donald Beglaubter das Wort, Lance Burtons unerschrockener Assistent. »Mir geht es wie Wesley. Wir können dieses Programm weder dem Kongress noch uns selbst gegenüber verantworten. Es ist durch und durch undemokratisch und bewegt sich nicht mehr auf dem Boden der amerikanischen Verfassung. Wir werden uns so viele Feinde schaffen, dass wir uns nicht mal mehr beim Gang auf die Toilette sicher fühlen können. Man wird dafürumgebracht, so etwas auch nur zu denken, darüber ist sich der Präsident hoffentlich im Klaren.«
    Sunderland wühlte wieder in den Papieren. Wesley sah verstohlen hinüber zu Donald, der sich die Haare raufte.
    »Es ist möglich«, reagierte Sunderland endlich. »Es ist durchaus möglich, dass mit dem Entwurf Sicherheitsrisiken verbunden sind. Was sagt unser Justizminister dazu? Stephen?«
    Lovell kratzte sich das blauschwarze Kinn. Es war nicht mehr früh am Tag und anscheinend Zeit für die zweite Rasur. »Ich muss wissen, ob der Vizepräsident über das hier informiert worden ist.«
    »Herr im Himmel, nein!« An der Stelle war Sunderlands Lächeln fast echt. »Stephen, Sie kennen ihn doch. Er würde keine fünf Minuten dicht halten!«
    »Ist der Grund nicht vielleicht doch eher der, dass er gegen diesen Mist«, Lovell klopfte auf den Papierstoß vor sich, »ankämpfen würde? Und das so vehement, dass ihr nicht damit klarkämt?«
    Hier erstarb Sunderlands Lächeln. »Das auch, ja. Aber im Augenblick reden wir über Ihre Meinung, Stephen, und nicht über die des Vizepräsidenten. Sie sind also nicht bereit, die Vorlage noch einmal mit frischem Blick zu lesen?«
    »Wieso in aller Welt sollte ich dazu bereit sein?« Der Justizminister stand auf, warf der Büste von George Washington sein Jackett über den Kopf und lehnte sich über den Tisch. »Jetzt hören Sie mir mal zu, Thomas! Wir sprechen hier über illegale Methoden, richtig? Strenge Restriktionen für vorschriftsmäßig arbeitende Waffenfabriken, Zwangsablieferung von Munition, Zwangsentlassung von Arbeitskräften, generelle Ausweispflicht, strenge Zensur der Medien, Verbot von Waffenvereinen und Kriminalisierung von bisher legalen Milizen. Wir sprechen von Überwachung und von Anstiftung zur Denunziation und von Abhörmaßnahmen in einem Umfang,dass selbst die gute alte Sowjetunion daneben ziemlich blass dasteht. Wir sprechen von zunehmender Kriminalisierung in Bagatellfällen.« Er schüttelte den Kopf. »Ich sehe es vor mir. Da findet so ein ganz normaler Schuljunge in der Schublade des großen Bruders zwei Joints, nimmt sie mit auf die Party und riskiert damit, sein Leben komplett zu ruinieren.«
    »Das täte er auch, wenn er den Mist rauchen würde, Stephen. Jetzt hören Sie schon auf, den Naiven zu spielen! Richten Sie Ihr Augenmerk lieber darauf, dass in der Vorlage nicht von Strafe die Rede ist, sondern nur von Kriminalisierung. Sie müssen zugeben, dass dort viele interessante Vorschläge zu finden sind, wie man Kriminalität zukünftig ohne Gefängnisstrafe handhaben könnte.« Sunderland kniff die Augen zusammen. Man konnte unmöglich sehen, ob er wütend war. »Jansen weiß doch genau, dass sich das Ganze nicht auf einmal durchführen lässt. Er weiß, wie es in Ihrem Ministerium aussieht und wie im Kongress. Wir sprechen hier von einem Gesamtziel, das über mehrere Jahre erreicht werden soll. Wir

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