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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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neben Kommunikationschef Burton und seinem Assistenten Beglaubter. Er sah sich um. Der Stuhl des Vizepräsidenten war leer, aber das war nichts Neues. Doch wo waren die übrigen Kabinettsmitglieder, und wo war der Präsident?
    Sunderland erhob sich. »Ja, meine Herren, ich heiße Sie zu diesem informellen Treffen willkommen.« Er nickte in die Runde. Sein Blick war wie immer kalt, daran änderte auch sein flüchtiges Lächeln nichts. »Nachdem wir nun alle die Vorlage des Präsidenten gelesen haben, kann in wenigen Augenblicken die freie Aussprache dazu beginnen. Dabei werden voraussichtlich einige höchst kontroverse Fragen berührt, weshalb ausnahmsweise von Etikette und Protokoll abgesehen wird. Die Aussprache soll in aller Offenheit stattfinden – die Beiträge werden keinerlei Konsequenzen für die betreffende Person haben. Der Form halber möchte ich noch einmal betonen, dass selbstverständlich allerhöchste Vertraulichkeit geboten ist.« Er hob die Hand, bevor jemand eine Zwischenbemerkung einschiebenkonnte. »Der Präsident hat mich gebeten, die Aussprache mit einem persönlichen Kommentar zu seiner Vorlage zu eröffnen. Mir wurde der Text bereits vor einigen Wochen vorgelegt, einen Tag, bevor er dem Stab präsentiert wurde. Ich habe ihn seither unzählige Male gelesen.« Er nickte den Ministern am Konferenztisch zu. »Die Gelegenheit hatten Sie noch nicht, verehrte Herren Minister. Deshalb könnte ich mir vorstellen, dass Sie jetzt in etwa das Gleiche empfinden wie ich damals. Das ist wahrlich keine leicht verdauliche Lektüre.«
    An dieser Stelle brummte Verteidigungsminister Wayne Henderson etwas Unverständliches, ansonsten herrschte tiefes Schweigen. Insbesondere Justizminister Lovell wirkte äußerst verschlossen. Wesley verstand ihn nur zu gut. Dass er erst jetzt und noch dazu vor versammelter Mannschaft in die Angelegenheit einbezogen wurde, musste er als Missachtung seines Amtes und seiner Autorität empfinden.
    »Ja, ich sehe schon, Sie reagieren genauso wie ich vor einigen Wochen. Damit habe ich gerechnet, und deshalb habe ich dem Präsidenten geraten, die offene Aussprache morgen früh fortzusetzen. Das soll Ihnen die Gelegenheit geben, die vorgebrachten Argumente zu überdenken und wenigstens eine Nacht darüber zu schlafen – genau wie ich, bevor der Vorschlag dem Stab präsentiert wurde. Ich für mein Teil habe in jener Nacht meine Meinung geändert. Und das ist genau der Punkt.« Er bemühte sich, Kommunikationschef Burton fest in die Augen zu sehen, aber der große schwarze Mann ließ sich nicht so leicht manipulieren. »Natürlich muss hier und da noch nachgebessert werden, und wir werden auch das parlamentarische Vorgehen diskutieren müssen. Aber in erster Linie sollten wir die Vorlage als etwas ansehen, das enorm viel Mut zu großen Visionen beweist.«
    Wesley sah zum Kaffeetisch hinüber. Gleich würde er aufstehen, sich eine Kaffeetasse nehmen und sie bis an den Rand füllen. Dann würde er den Kaffee in einem Zug austrinken undsich erneut einschenken. Verdammt, verdammt, verdammt! Was würde er dafür geben, jetzt nicht dort zu sein, wo er war.
    Sunderland wartete, bis Wesleys Aufmerksamkeit sich wieder auf ihn richtete. Von dem Blick, mit dem ihn Sunderland bedachte, wurde Wesley kalt. Sunderland erschien ihm plötzlich wie ein Reptil, das nur einmal im Jahr frisst, aber unablässig seine potentielle Beute im Auge behält. Er war ein fähiger und geachteter Mann, aber beunruhigend undurchsichtig.
    »Amerika ist ein mächtiges Land, und unsere Gesetze und unsere Verfassung sind die besten der Welt«, fuhr Sunderland fort. »Dennoch lebt es sich in dem Land nicht so gesund, wie wir es uns wünschen. So weit sind wir uns doch wohl einig, oder?«
    Wesley sah Lance Burton und Donald Beglaubter an. Die beiden würden nichts kommentieren, es sei denn, man fragte sie direkt, und mit ihren verschlossenen Mienen lehnten sie bereits jede derartige Frage ab. Ohne Zweifel hatte Präsident Jansen die Zeit seit dem letzten Mal genutzt. Er hatte das Thema seither wahrscheinlich unzählige Male durchdacht und gedreht und gewendet, um die vorteilhafteste Ausgangsposition für die nun anstehende Diskussion zu finden. Dass sie sich ausgerechnet heute trafen, entsprach sicherlich einem ausgeklügelten Zeitplan. Jetzt wurde es ernst, das konnte Wesley bis ins Mark spüren.
    »Thomas, wie wär’s, wenn Sie uns jetzt verraten würden, dass die ganze Sache nur ein Scherz ist.« Es war Justizminister

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