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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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die hin der Kommentator sofort andeutete, er meine zu wissen, dass Lerner gefeuert worden sei. Michael K. Lerner konnte an sich gnadenlos sein, wenn er Kritik übte, aber er wusste natürlich genau, dass er der Schweigepflicht unterlag. Also äußerte er sich nicht konkret, sondern sprach darüber, wie er die psychische Entwicklung des Präsidenten seit Amtsantritt beobachtet habe, und darüber, wie tief und gefährlich die Spuren waren, die die privaten Tragödien in der Seele des Präsidenten hinterlassen hatten. Zwischen den Zeilen konnte man heraushören, dass Lerner der Ansicht war, der Präsident sei auf dem besten Weg in die Unzurechnungsfähigkeit, was sich schon sehr bald zeigen werde. Ob er gefeuert worden oder freiwillig gegangen war, wäre dann letztlich ohne Belang.
    Die Journalisten umringten Lerner und bedrängten ihn, aber vergebens.
    Keine zehn Minuten später hatte Wesley John Bugatti am Apparat.
    »Lerner ist zurückgetreten. Was ist da los?«
    »Ich hab jetzt keine Zeit, John, ich schreibe gerade eine Pressemitteilung. Die muss in einer halben Stunde fertig sein.«
    »Komm schon, nur ein Wort, Wesley. Ich hocke im hintersten Winkel von Montana und bekomme überhaupt nichts mit. Nur einen kleinen Hinweis, mein Freund?«
    »Der Präsident ist komplett durchgedreht!« Verdammt. Wesley biss sich auf die Zunge. Zu spät.
    »Durchgedreht? Wieso? Was hat er gemacht?«
    »Nein, Quatsch!« Wesley wollte schlucken, aber sein Mund war staubtrocken. »War bloß ein Scherz, John. Jansen hat einen extrem kontroversen Vorschlag für ein Law-and-Order-Programm vorgelegt, von dem Lerner sich sehr deutlich distanziert hat. Ich kann noch nichts Konkretes sagen, aber das Programm wird morgen im Kongress vorgestellt.«
    »Inwiefern kontrovers? Jetzt komm schon, Wesley!«
    »Pressezensur.«
    »Das ist ja wohl auch wieder ein Scherz, oder?«
    »Ja, ja.«
    »Jetzt komm schon, Wesley. Eine winzig kleine Info. Wenn jemand fragt, sage ich, ich hab’s von Lerner. Gib mir ein Beispiel. Ich sitze hier am Arsch der Welt in einem Hotel ohne Internet. Tu deinem alten Freund einen kleinen Gefallen.«
    »Okay, okay. Ich gebe dir ein Beispiel: Sämtliche gewaltverherrlichenden Fernsehsendungen sollen verboten werden.«
    »Aha. Na, da wird sich Tom Jumper aber ärgern, haha!« Wesley wusste, dass das Wasser auf Bugattis Mühlen war. Er konnte Tom Jumpers Realityshow, in der die Unterschicht vorgeführt wurde, nicht ausstehen. Wesley würde sie auch nicht vermissen.
    »Und die Abgabe von Munition an Privatleute soll auch verboten werden.« Wesley schüttelte den Kopf.
    »Bitte?«
    Wesley hörte, wie Bugatti tief Luft holte. Und spürte, dass er den Ernst der Lage begriff. Dass er bereits unter Hochdruck überlegte, von welchen Quellen er sich diese Aussagen bestätigen lassen könnte, weil er genau wusste, dass er Wesley da komplett raushalten musste.
    Und darum sprach Wesley weiter: »Amnestie für alle Gefängnisinsassen außer den zum Tode Verurteilten.«
    »Grundgütiger!«
    Wesley legte auf und las sich die erste Seite der Ansprache durch. Warum zum Teufel hatte er sich Jansen nicht widersetzt? Warum hatte er nicht auch seinen Abschied eingereicht? Warum in aller Welt hatte er stattdessen die beste Rede seines Lebens geschrieben?

9
    John Bugatti hatte die ganze Nacht in dem Teil von Johnson’s Quality Hotel zugebracht, den irgendwelche rissigen Emailschilder als »Restaurant« auswiesen. Dabei handelte es sich um nichts weiter als einen schäbigen Anbau, den Fernfahrer, die zweihundert Meilen weiter östlich übernachtet hatten, morgens als Drive-in-Café ansteuerten. In dieser Stadt gab es keine Restaurants. Vermutlich wusste man hier nicht mal, was das war.
    Das Hotel war wie der Anbau ungewöhnlich hässlich. Ein schnell hochgezogener Fertigbau, dessen Zustand dank Handwerkerpfuschs und mangelnder Instandhaltung durch die Verwaltung jämmerlich war. Es erinnerte Bugatti an Zeiten, als er in der Hierarchie der Journalisten noch weit unten rangierte und seine Hotelübernachtungen selbst bezahlen musste.
    Aber in Tavers Cliff, einem kleinen Ort in Montana, gab es nun mal nur diese Übernachtungsmöglichkeit. Der Mensch, den Bugatti und sein Team interviewen wollten, hatte sich aus dem Licht der Öffentlichkeit hierhin zurückgezogen.
    Sie hatten fast drei Wochen gebraucht, um Moonie Quale aufzustöbern, den Begründer der Montana-Miliz, deren Anhänger sich auch »Weißkopfadler« nannten. Das Interview war für den nächsten

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