Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
Vom Netzwerk:
Morgen anberaumt. Nur deshalb war John hier.
    Moonie Quale war ein gesuchter Mann, der für Schlagzeilen sorgte, dem die Frauen nachliefen und den viele bewunderten. Er verfolgte das Ziel, sämtliche Bürgerwehren des Landes zu einer organisierten Miliz zusammenzufassen, die seiner Führung unterstand. Quale war ein verdammt gefährlicher undredegewandter Mann, der schon Gott und aller Welt mit Tod und Verderben gedroht hatte. Ein Einzelinterview mit einem solchen Mann war der Traum eines jeden Journalisten, und die Gelegenheit würde sich nicht so schnell wieder ergeben.
    Bugatti konnte sich nur nicht recht über Zeitpunkt und Ort ihres Treffens freuen. Denn so wie es aussah, würde sich in Washington jeden Moment etwas Verrücktes ereignen. Eigentlich müsste er dort sein.
    Die ganze Nacht hatte er in dieser Cafeteria gesessen, zum einen, um seiner Redaktion in Washington Einzelheiten vertraulicher Informationen von Wesley Barefoot und anderer zuverlässiger Quellen mitzuteilen. Zum anderen, um zu verfolgen, wie die NBC die gerade von ihm erhaltenen Informationen umsetzte. Der Rücktritt des Vizepräsidenten hatte für Furore gesorgt und auch Bugatti den Schweiß auf die Stirn getrieben. Noch nie hatten der Nachrichtensprecher der NBC und der Vizepräsident eine so elende Figur abgegeben wie hier auf diesem verkratzten Fernsehbildschirm gleich neben dem Colaautomaten.
    Gegen sechs öffnete der Wirt die Glastür zum Parkplatz und ließ die ersten Gäste ein. Ohne Rücksicht auf Bugatti schaltete er auf einen anderen Sender um, wo eine dieser unsäglichen Realityshows mit Tom Jumper lief. John sah dem Treiben kurzfristig mit gewandeltem Interesse zu. Sollten die Veränderungen im Bereich der Medien, die Wesley vor wenigen Stunden angedeutet hatte, tatsächlich eintreten, würde diese Art der Fernsehunterhaltung bald schon Geschichte sein. Es fiel Bugatti schwer, das zu bedauern.
    Kaum war der Hotelbesitzer wieder verschwunden, schaltete John Bugatti zurück zur NBC. Die Bedienung sagte nichts, sie hatte alle Hände voll zu tun und knallte den Gästen mürrisch die Teller hin. Denen war es egal, Hauptsache, sie bekamen etwas in den Bauch. Lautstark kommentierten sie, was sie aufdem Bildschirm sahen, wobei die Südstaatendialekte in der Mehrzahl waren.
    In New York war wieder jemand ermordet worden, und die Menschen waren verunsichert. Dieses Mal hatte der Dachmörder einen alten Mann so schwer erwischt, dass der Greis den Verletzungen erlag. Das war entsetzlich, aber nicht so schockierend wie der Tod von zwei Halbwüchsigen in der letzten Woche, der ebenfalls auf das Konto des Dachmörders ging.
    Lokal und Parkplatz wurden immer voller. »Warum zum Teufel kriegen die Bullen in New York das Schwein nicht?«
    »Die sollen ihn fangen, und dann ab mit dem Kerl auf den elektrischen Stuhl.« Ein Kommentar aus einer der hinteren Ecken, der breite Zustimmung erntete.
    Marvin Gallegos, Bugattis Kameramann, tauchte auf und setzte sich ihm gegenüber.
    »Sie bringen es jetzt«, sagte er müde und sah zum Bildschirm, auf dem eine Nachrichten-Sondersendung angekündigt wurde.
    Bugatti verfluchte das Kaff, in dem er festsaß. Das war jetzt schon die zweite Sondersendung hintereinander, besser ging es doch gar nicht. Und er drehte hier in Tavers Cliff, Montana, Däumchen.
    Der blasse Nachrichtensprecher gab weiter an den Presseraum im Weißen Haus.
    Aufgeräumt wie immer und wie gewohnt tadellos gekleidet trat Wesley Barefoot ans Pult. Allerdings gab kein Lächeln die schönen weißen Zähne preis, die Bugatti so mochte. Wesley kündigte den Präsidenten an, und Bugatti richtete sich auf. Die Gespräche ringsum verstummten.
    »Liebe Bürgerinnen und Bürger.« So begann der Präsident immer, dabei nickte er den Journalisten zu. »Ich hoffe, Sie sitzen bequem und haben gute Laune, denn was ich Ihnen jetzt zu sagen habe, wird etwas mehr von Ihrer Zeit beanspruchen als üblich.«
    Jansen strich sich die Haare zurück und setzte die Lesebrille auf. »Mir ist bewusst, dass Sie alle gern einen Kommentar zu Michael Lerners Rücktritt hören möchten, aber diesbezüglich muss ich Sie leider enttäuschen. Es wird keinen Kommentar geben, und zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist auch noch kein Nachfolger ernannt. Heute möchte ich über etwas ganz anderes sprechen. Nämlich über Angst.« Mehr als einer der Fernfahrer stockte mitten in der Bewegung. Einer hielt seine mit Rührei beladene Gabel auf halber Höhe zwischen Teller und Mund in der

Weitere Kostenlose Bücher