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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Präsidenten. Unterdessen verließen und betraten viele hünenhafte Männer das sogenannte Restaurant von Johnson’s Quality Hotel. Der Präsident wurde verschiedentlich durch aufgeregte Fragen und Zwischenrufe der Journalisten unterbrochen. Eine Reihe von Sicherheitsbeamten stand bereit, um einzugreifen, falls die Situation aus dem Ruder laufen sollte.
    Stabschef Thomas Sunderland hielt sich die ganze Zeit, ohne eine Miene zu verziehen, hinter dem Präsidenten, neben ihm Wesley Barefoot, der immer blasser wurde. Wesley tat Bugatti leid. Verdammt unangenehmer Job.
    »Was zum Teufel ist hier los?«, herrschte eine neue Stimme die Gästeschar an.
    Bugatti drehte sich um. An der Tür stand sein Interviewpartner, Moonie Quale, flankiert von zwei kahl geschorenen Rowdys. Der Anführer der paramilitärischen Einheit starrte düster zum Fernseher. Er trug eine offiziell anmutende Uniform mit Weißkopfadlern überall und Patronengurten quer über die Brust. Weniger anonym ging es nicht.
    Der Kameramann knuffte Bugatti in die Seite. »Da ist er!«
    »Hab ihn gesehen. Verdammt dreist, hier so aufzukreuzen. Weiß der Mann nicht, dass nach ihm gefahndet wird?«
    Der Kameramann sah sich im Lokal um. »Kannst du mir einen Ort nennen, an dem er sicherer wäre als hier?«
    Drei Minuten später führten die Milizionäre Bugatti und seinen Kameramann zu einem bis auf das Kennzeichen völlig anonymen, total verdreckten Lieferwagen. Aus dem Lokal waren noch immer die aufgeregten Stimmen der Trucker zu hören. Moonie Quale hatte der Menge im Handumdrehen richtig eingeheizt. »Das Ende unseres herrlichen Reichs?«, hatte er gerufen. »Dieses Kommunistenschwein wird uns nicht unsere Waffen wegnehmen! Kommt überhaupt nicht in Frage, dass der den kriminellen Niggern und Arabern das Leben vergoldet, das werde ich schon verhindern«, hatte er ihnen versprochen und sich mit dem Gruß der Montana-Miliz verabschiedet.
    Die einfachen Fernfahrer aus dem ganzen Land hatten ihm wie einem Kronprinzen gehuldigt und Schimpftiraden in Richtung Bildschirm geschickt. Womöglich wäre Präsident Jansen etwas zurückhaltender gewesen, wenn er die Reaktionendieser Durchschnittsbürger mitbekommen hätte. War er sich überhaupt im Klaren darüber, was für eine Lawine er losgetreten hatte? Und hatte Vizepräsident Lerner vielleicht recht mit seiner Andeutung, der Präsident sei auf dem besten Wege in die geistige Unzurechnungsfähigkeit?
    Bugatti und Marvin waren gebeten worden, sich in den Laderaum des Lieferwagens zu setzen. Solange sie auf Asphalt fuhren, ging es einigermaßen, aber dann wurde es holperig und laut. Immer mehr Straßenstaub drang durch die Ritzen, aber auch der Geruch von aufgepflügten Feldern. Sie mussten verdammt weit draußen auf dem Land unterwegs sein. Der Kameramann bemühte sich redlich, seine Ausrüstung nicht allzu viel über den Metallboden rutschen zu lassen, und Bugatti hatte mittlerweile schon zum fünften Mal auf die Uhr geschaut. Es war zehn nach zehn. Bei der Geschwindigkeit mussten sie inzwischen mindestens fünfzehn Meilen von Tavers Cliff entfernt sein. Aus dem schmalen Streifen Sonnenlicht, der durch den Ritz der rückwärtigen Klappe auf die linke Seite fiel, schloss er, dass sie in nördlicher Richtung unterwegs waren. Direkt vor ihnen hörte er einen Güterzug.
    Er besprach sich kurz mit Marvin, der ihm zustimmte. Sie fuhren nach Norden.
    Unvermittelt wurde der Wagen langsamer, nahm eine scharfe Biegung und fuhr dann offenbar in ausgefahrenen Spuren weiter, denn die Erschütterungen ließen nach.
    »Was für eine beschissene Situation. Hätten wir nicht gestern hier sein können?«
    »Ach komm, Marvin. Keine Frage, das Timing hätte besser sein können. Aber das Interview wird gut, da bin ich mir sicher.«
    »Die Männer da vorne sind doch verrückt. Hör denen doch mal zu. In deren kranken Hirnen brennt das Höllenfeuer, und jetzt hat Jansen auch noch Benzin daraufgekippt«, flüsterte er.
    Bugatti runzelte die Stirn und horchte auf das Geschrei aus der Fahrerkabine. Das war tatsächlich lauter geworden, sodass man nun einzelne Worte verstehen konnte. Die Augen wollten sie Jansen ausstechen und der gesamten Ministerriege die Gurgel durchschneiden. Das ganze Land mit Blut überschwemmen.
    Bugatti ging davon aus, dass sie das verdammt ernst meinten. Hoffentlich kamen sie nicht auf die Idee, gleich mit ihnen anzufangen.
    Etwa eine halbe Stunde später wurden sie in einen Raum geführt, dessen hohe Decke Eichenbalken

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