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Das Weihnachtsversprechen

Das Weihnachtsversprechen

Titel: Das Weihnachtsversprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Vanliere
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ihm stehen, um ihn zu beobachten. Schließlich ging er kopfschüttelnd weiter zu seiner Wohnung.
    Er fror. Die Luft stach in seine Lunge, und er hustete beim Einatmen. Er ging an einer Häuserreihe vorbei, die um diese frühe Morgenstunde still und dunkel dalag. Aber dann sah er eine Frau, die hinter einem höher gelegenen Fenster ein kleines Kind hielt, und blieb stehen. Ein Mann legte seine Hand auf den Rücken des Jungen und beugte sich vor, um ihn auf die Stirn zu küssen.
    Chaz erinnerte sich an seinen eigenen Vater, der, wenn er als Junge krank gewesen war, mitten in der Nacht aufgestanden war. Er konnte nicht viel mehr machen, als seine Mutter bereits tat, aber er war da und tätschelte Chaz den Rücken und erzählte schlechte Witze.
    Eine plötzliche Übelkeit stieg in Chaz hoch, und er eilte die Straße hinunter nach Hause. In seiner Wohnung angekommen, ließ er sich auf sein Bett fallen und öffnete eine Dose Bier. Die Weihnachtsbeleuchtung von der gegenüberliegenden Straßenseite erhellte sein Apartment. Warum schalteten diese Leute sie nicht ab, wenn sie zu Bett gingen, wie alle anderen auch? Chaz schloss die Jalousien, aber das Licht drang durch die Schlitze. Er hasste diese Lichter und die Leute, denen das Haus gehörte. Er hasste sein Apartment und die Tatsache, dass sich nichts –
nichts
– je in seinem Leben änderte. Es spielte sich lediglich in einer anderen Stadt mit einer anderen Arbeit und anderen Frauen ab. Er dachte darüber nach und auch über Donovan und über Mike, der auf der Bank schlief.
    Chaz trank, bis er das Bewusstsein verlor.

FÜNFTES KAPITEL
    Zu oft unterschätzen wir die Macht einer Berührung, eines Lächelns,
    eines freundlichen Wortes, eines offenen Ohres, eines ernst gemeinten
    Kompliments oder einer noch so geringen Geste der Fürsorge, was die
    Möglichkeit birgt, unser Leben in eine andere Richtung zu lenken.
    Leo Buscaglia
    V
or mir fuhr ein langsamer Schneepflug, und ich zuckelte hinter ihm her, solange es meine Geduld erlaubte, bevor ich mich für eine andere Strecke in die Stadt entschied. Ich bog ab und bemerkte eine hochschwangere junge Frau auf dem Bürgersteig, die mit einer Hand einen Koffer zog und einen zweiten unter dem Arm trug. Als ich an ihr vorbeigefahren war, beobachtete ich im Rückspiegel, wie sie sich abmühte.
    »Was um alles in der Welt ...?«, fragte ich mich und hielt den Wagen an. »Warum läuft sie bei diesem Wetter hier mit Koffern herum?«
    Die Frau war zierlich und hatte widerspenstiges schulterlanges Haar. Ich beobachtete durch das Fenster, wie sie es sich immer wieder vergeblich aus dem Gesicht strich. Der kleine Koffer, den sie sich unter den Arm geklemmt hatte, entglitt ihr, und sie hockte sich hin, um ihn aufzuheben. Ich spähte durch das Heckfenster, um herauszufinden, ob sie zu einem Auto oder einer Bushaltestelle ging.
    »Was macht sie nur?«, murmelte ich, während ich den Rückwärtsgang einlegte. Ich hielt neben der jungen Frau, ließ das Beifahrerfenster herunter und wies auf ihrGepäck. »Brauchen Sie Hilfe, um das da irgendwohin zu bekommen?«
    Tränen liefen ihr über das Gesicht. »Ich weiß nicht, wohin. Der Vermieter hat mich aus meiner Wohnung rausgeworfen.«
    Ich drückte den Knopf zum Öffnen des Kofferraums, sprang aus dem Auto und griff nach ihren Koffern. »Lassen Sie mich Sie irgendwo hinbringen. Warum wurden Sie rausgeworfen?«
    Sie legte die Hand auf den Bauch und sah zu, wie ich ihr Gepäck in den Kofferraum legte. »Ich habe zweieinhalb Monate die Miete nicht bezahlt. Ich habe ihm gesagt, dass ich versuchen würde, eine Mitbewohnerin zu finden, weil ich es selbst nicht bezahlen könne, aber ich konnte niemanden sonst finden. Heute Morgen sind dann Männer gekommen, um den Teppichboden rauszureißen und die Wände zu streichen.«
    Der Wind wurde stärker, und ich drängte sie, ins Auto zu steigen. »Wissen Sie was«, sagte ich. »Ich wohne gleich die Straße hinunter. Vielleicht können Sie Ihre Eltern anrufen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Sie sind geschieden«, erklärte sie. »Mein Dad ist in den Westen gezogen, und ich habe ihn seit meinem dreizehnten Lebensjahr nicht mehr gesehen. Meine Mom wohnt eine Stunde nördlich, aber sie war der Grund, warum ich überhaupt hierhergezogen bin. Während der vergangenen fünf Monate haben wir nicht viel miteinander gesprochen.«
    »Haben Sie irgendwelche Freunde in der Nähe, bei denen ich Sie absetzen kann?«
    »Nein.«
    Ich war es nicht gewohnt, Fremden anzubieten, in

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