Das Weihnachtsversprechen
Hände auf den Bauch. »Ich habe lange genug geplaudert. Sie frieren möglicherweise noch immer. Würden Sie gern etwas Warmes trinken?« Erin nickte. »Miriam, darf ich Ihnen etwas zu trinken holen?«
»Nein«, antwortete Miriam, und als sie seufzte, erfüllte eine eisige Kälte den Raum.
Ich stand auf und ging in die Küche. »Wann ist der Geburtstermin?«
»In vier Wochen«, antwortete Erin.
Ich stellte einen Becher mit Wasser in die Mikrowelle und nahm eine Tüte Kakaopulver aus einer Schublade. Dann ging ich wieder ins Wohnzimmer. »Ist das Ihr erstes Baby?«, fragte ich.
»Ja.«
»Sind Sie verheiratet?«, schaltete sich Miriam ein. Erin schüttelte den Kopf. »Wo ist der Vater?«
»Das weiß ich nicht genau«, erwiderte Erin. Miriam stieß einen langen, rasselnden Laut aus tiefster Kehle aus und trat dichter an das Sofa heran. »Aha.«
»Werden Sie das Baby behalten?«, fragte ich von der Türschwelle aus.
»Ich würde gern, aber ... Ich weiß es nicht.« Ich ging in die Küche zurück, und Erin sprach lauter. »Mein Freund ist davongelaufen, nachdem er erfahren hat, dass ich schwanger bin«, erzählte sie. »Er ging einfach und verließ die Stadt.«
»Nun, er ist nicht gerade die oberste Schublade, oder?«, meinte Miriam und setzte sich. »Männer sind entsetzliche Kreaturen. Ich fürchte, sie sind alle gleich.«
»Das ist nicht wahr«, rief ich von der Küche aus. »Na ja, das stimmt«, räumte Miriam ein. »Mein erster Mann war schrecklich. Ein Schauspieler. Ein schrecklicher Schauspieler, darf ich ergänzen. Seine Mutter war noch schlimmer, eine entsetzliche Person mit dem Gesicht eines Habichts. Aber mein zweiter Mann war pures Gold. Ein Englischprofessor. Wir lernten uns kennen, als er zwei seiner Klassen zu einer Aufführung begleitete, in der ich mitspielte. Wir hatten eine wundervolle Ehe, aber dann ist er einfach gestorben und hat mich als achtundvierzigjährige Witwe zurückgelassen.«
»Wann ist er gestorben?«, fragte Erin.
»Vor zwei Jahren.«
Ich verschluckte mich an meiner eigenen Spucke und hustete. Lächelnd stützte ich mich an der Anrichte ab.
»Ist alles mit Ihnen in Ordnung, Gloria?«, erkundigte sich Erin und streckte sich, um mich in der Küche sehen zu können.
»Ich habe mich nur an etwas verschluckt«, erwiderte ich.
»Mit meiner Mutter kam es zum Bruch, als sie herausfand, dass ich schwanger war«, berichtete Erin. »Sie hat mir ganz allein das Studium finanziert. Sie kann einfach nicht fassen, dass ich dies habe geschehen lassen.«
»Weiß sie, dass Sie hier in der Stadt sind?«, fragte Miriam.
Erin nickte. »Allerdings haben wir nicht mehr viel miteinander gesprochen. Ich bin hierhergezogen und habe mit meiner besten Freundin aus dem College zusammengewohnt. Ich hatte keine andere Bleibe. Aber vor ein paar Monaten ist ihr Freund wegen einer Arbeitsstelle nach Colorado gezogen, und sie ist ihm dahin gefolgt.«
»Und Sie durften dann die Miete allein bezahlen«, meinte Miriam. Sie schüttelte den Kopf und schlug sich auf die Oberschenkel. »Man kann niemandem mehr trauen. Bedenken Sie das das nächste Mal. Sie können noch nicht einmal ...«
Ich steckte meinen Kopf ins Wohnzimmer und fiel Miriam ins Wort. »Und Sie haben keine Ahnung, wo sich Ihr Freund jetzt befindet?«
»Ich habe versucht, ihn über frühere Arbeitgeber und das Internet zu finden, aber ich hatte kein Glück.«
»Er ist ein Dummkopf«, sagte Miriam. »Eine wertlose Kreatur.«
Ich übertönte Miriams Stimme, während ich den Becher aus der Mikrowelle nahm. »War er ein ernsthafter Partner oder nur ...« Ich ließ meine Stimme verklingen.
»Ich dachte, es sei etwas Ernstes«, sagte Erin miterhobener Stimme. »Sie können sehen, was er von mir hielt. Wie dumm bin ich nur?«
Ich schüttete Kakao in den Becher und rührte um. Dann streute ich noch Marshmallows darüber. »Sie sind nicht dumm.« Ich reichte Erin den Becher und setzte mich neben sie. »Sie wollten nur an die Liebe glauben. Wer will das nicht?«
Erin schüttelte den Kopf. »Er nicht. Überhaupt kein Mann heutzutage.«
Als Chaz zur Arbeit kam, stand Mike wieder an die Wand gelehnt vor dem Wilson’s. Er sah Chaz kommen, aber er rührte sich nicht von der Stelle. »Chaz.«
»Hallo, Mike.«
»Keine Sorge. Ich lungere hier nicht rum.« Chaz lachte und ging zum Eingang. »Woher kommst du? Aus Kentucky? Georgia? Ich kann’s nicht sagen.«
»Irgendwoher aus der Gegend.«
»Arbeitest du irgendwo?«, fragte Chaz. »Gelegentlich. Der
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