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Das Weihnachtsversprechen

Das Weihnachtsversprechen

Titel: Das Weihnachtsversprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Vanliere
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junge Frau jedoch nicht aus den Augen. Sie war das schönste Mädchen, das er gesehen hatte, seit er in die Stadt gezogenwar. Er konnte ihren Körper hinter dem Kleiderständer nicht sehen, aber er war sich sicher, dass er ebenso schön war wie ihr Gesicht. Er ging nicht zu ihr, weil er sich sagte, dass sie nicht an ihm interessiert sein würde, sondern folgte Fred in das Büro des Sicherheitsdienstes.
    Erin kam in die Küche und öffnete die Arme. »Wird das hier gehen? Ich habe es im Ausverkauf im Wilson’s gefunden.« Sie trug schwarze Schwangerschaftshosen und ein purpurfarbenes, blusenartiges Oberteil.
    »Für was gehen?«, fragte Miriam.
    »Ich habe es in der Absicht gekauft, diese Woche zu Vorstellungsgesprächen zu gehen«, sagte Erin. »Aber Gloria hat heute eine Stelle für mich gefunden, ich kann morgen schon anfangen.«
    »Es ist perfekt«, sagte ich und schlug mit einem Löffel seitlich gegen einen Topf.
    »Aber im Fernsehen tragen Frauen, die in Anwaltskanzleien arbeiten, immer Hosenanzüge«, gab Erin zu bedenken.
    »Sie sehen wunderbar aus«, versicherte ich Erin. »Sie gehen nicht ans Gericht. Übrigens hat Robert Layton schon vor Jahren damit aufgehört, Anzüge zu tragen.«
    Miriam saß zusammengesunken in einem Stuhl am Tisch und sah zu ihrem Haus hinüber. Tagelang hatten Männer den Teppichboden und beschädigte Wandplatten herausgerissen, während ihre Besitztümer in der Auffahrt standen. Wenn sie abends in mein Haus kam, war sie vom Aussortieren der Dinge, die sie während ihrer Ehe mit Lynn gesammelt hatte, erschöpft undunglücklich. Mehr als einmal hatte ich ihr meine Hilfe angeboten, aber die sorgfältige Durchsicht der aufgequollenen Fotoalben und der mit zerlaufener Tinte beschrifteten Karten und Briefe, von denen so viel wie möglich gerettet werden sollte, war etwas, das Miriam allein tun musste.
    Wenn sie ihr Haus betrat, führten die Männer sie wieder nach draußen. »Wir können nicht zulassen, dass Sie sich hier drinnen aufhalten«, hatte der Bauunternehmer gesagt. »Bitte, es ist zu Ihrer eigenen Sicherheit.« Trotzdem kommandierte Miriam das Team herum und sagte den Männern, was sie zu tun hatten.
    Eines Morgens klingelte es, und als ich an die Tür ging, stand dort ein verlegen wirkender Arbeiter. »Verzeihen Sie bitte, dass ich Sie störe, Madam«, sagte er. »Aber könnten Sie vielleicht Ihre Freundin dazu bringen, ihr Haus nicht zu betreten?«
    Ich empfand Mitleid mit ihm. »Ich fürchte, das ist so, als wolle man einen Hautausschlag daran hindern, sich auszubreiten«, meinte ich.
    Sein Gesicht zeigte keinerlei Regung. »Toll. Danke.« Er ging wieder an seine Arbeit, und ich hörte, wie Miriam in ihrem Haus lauthals Befehle erteilte.
    »Ich habe immer zu Lynn gesagt, dass ich ein anderes Haus haben möchte«, hatte mir Miriam ein paar Tage zuvor mitgeteilt. »Jetzt will ich es, und es ist ruiniert.«
    Ich hatte versucht, sie zu ermutigen, und sie darauf hingewiesen, dass sie jetzt neue Wandplatten einsetzen lassen und die Wände mit neuen Farben und Tapeten dekorieren könne; sie könne sogar die Zimmer größeroder kleiner machen. Aber wenn es einen Silberstreifen am Horizont gab, dann sah Miriam ihn nicht.
    Sie stöhnte und entzifferte angestrengt die Inschrift einer Glastafel, die in meinem Fenster hing:
    Gewähre mir die Senilität, die Menschen zu
    vergessen, die ich ohnehin nie mochte,
    Das Glück, denen über den Weg zu laufen,
    die ich mag,
    Und die Sehkraft, den Unterschied zu erkennen.
    Miriam schüttelte den Kopf, und ich lachte bei ihrem Anblick. Ich nahm Teller von einem Wandbord und hielt sie ihr hin. Sie seufzte wie eine alte Frau und stand müde auf. »Verspäten Sie sich nicht«, mahnte Miriam, an Erin gewandt. »Arbeitgeber haben kein Verständnis für Unpünktlichkeit.«
    Ich verdrehte die Augen und gab Kartoffelbrei in eine Schüssel. »Sie wird sich nicht verspäten.«
    »Und sie tolerieren auch keine Rumtrödelei«, setzte Miriam nach. »Denken Sie daran.«
    Ich reichte Erin den Kartoffelbrei und zog ein Stück Fleisch aus dem Ofen. Miriam runzelte die Stirn, als sie es sah, aber ihre Gesichtszüge erhellten sich, als ich ein Blech mit heißen Teigtaschen von der oberen Schiene zog. Ich schüttete Erbsen in eine Schüssel und gab sie Erin. »Haben Sie Ihrer Mutter gesagt, dass Sie hier sind?«
    »Noch nicht«, antwortete Erin.
    Erneut seufzte Miriam und schüttelte den Kopf, und Erin tat, als hätte sie es nicht bemerkt.
    Ich füllte drei Gläser mit

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