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Das Weihnachtsversprechen

Das Weihnachtsversprechen

Titel: Das Weihnachtsversprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Vanliere
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irgendeinen Mann, der ihm ein Sandwich mit Erdnussbutter und ein Törtchen spendiert hatte, für seinen Dad halten? »Nein, ich bin nicht so was wie ein Dad.«
    »Du könntest ein Dad sein«, insistierte Donovan.
    »Nein, das könnte ich nicht.« Nichts in seinem Leben gab ihm das Zeug zu einem Vater.
    »Kann ich immer hier schlafen?«
    Chaz stand neben der Couch. Er musste diese Unterhaltung abbrechen. »Nein«, entgegnete er. »Deine Mom muss jemanden finden, der nachts auf dich aufpasst, weil ich nicht für immer hierbleiben werde.«
    Donovan setzte sich auf. »Wohin gehst du?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Chaz. »Aber irgendwohin. Ich versuche bloß, genug Geld zu verdienen, um dorthin kommen zu können.«
    Donovan drehte ihm den Rücken zu und zog sich die Decke bis zum Hals hoch. »Meine Mom hat gesagt, dass Männer immer weggehen.«
    Chaz wusste nicht, was er sagen sollte, darum ließ er ihn allein. Er dachte daran, ein Bier zu trinken, und warf einen Blick auf seine Uhr. Noch vier Stunden bis Dienstende.
    Als er die Tür schloss, kam gerade Carla vorbei. »Sie können hineingehen, wenn Sie möchten«, sagte Chaz. »Ich habe nur das Licht ausgemacht.« Sie schüttelte den Kopf und wollte weitergehen. »Carla.« Die junge Frau blieb stehen, und Chaz fragte sich, was er zu ihr sagen würde. »Donovan ist ein gutes Kind.« Sie nickte.
    Chaz war entgangen, wie klein sie war, vermutlich kaum mehr als einen Meter fünfzig. Ihr Gesicht wirkte bleich und erschöpft, und die Ringe unter ihren Augen waren dunkler als die Augen selbst. Wenn sie ihr schwarzes Haar offen trug, mochte dies vielleicht ihre Gesichtszüge etwas weicher wirken lassen, aber er hatte sie nie anders als mit einem straffen Pferdeschwanz gesehen.
    »Er ist lustig und scheint wirklich intelligent zu sein«, versicherte Chaz jetzt.
    Carla nahm die Treppe des Personaleingangs und ging hinaus. Chaz lief ihr nach. »Er hat das nicht von mir«, sagte sie. »Er sieht noch nicht einmal so aus wie ich.«
    Über der Tür hing eine Metalllampe mit einer riesigen Glühbirne, die den Hintereingang beleuchtete. Sie standen schweigend auf der obersten Treppe, während sie rauchte. Ein graues, nebliges Band umkreiste ihren Kopf.
    »Ist Donovans Dad hier?«, fragte Chaz. Sie nickte. »Sieht er Donovan?«
    »Er ist ihm gleichgültig.«
    Chaz schlug die Arme übereinander, um sich warm zu halten. »Wie könnte irgendjemand Donovan nichtmögen?« Diese Worte entschlüpften ihm überraschend schnell.
    Carla sah ihn an, und zum ersten Mal entspannten sich ihre Gesichtszüge etwas. »Sie sehen nicht so aus, als seien Sie von hier«, meinte sie.
    »Woher scheine ich denn von meinem Aussehen her zu kommen?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Von überall her, nur nicht von hier.«
    »Ich habe an zahlreichen Orten gewohnt.«
    »Sie wollen nicht zu lange an einem Ort sein.«
    »Scheint so.«
    Sie nahm einen tiefen Zug und blies den Rauch zur Lampe. »Auf die Weise lernt Sie nie jemand kennen, und Sie müssen auch niemanden kennenlernen.«
    Er lächelte, sagte aber nichts.
    »Wo ist Ihre Familie?«, fragte sie nach einer Weile. »Meine Eltern sind tot. Ich war ein Einzelkind.« Sie nickte. »Vermissen Sie sie?«
    »Vor allem in dieser Jahreszeit. Donovan hat gesagt, dass er dem Weihnachtsmann Ihren Weihnachtswunsch mitteilen will – Aufklebenägel.«
    Carla lehnte sich lachend gegen das Metallgeländer und blies den Rauch in die Luft. »Haben Sie als Kind mit Ihren Eltern Weihnachten gefeiert?«
    »Ja. Sicher.«
    »Haben Sie viele Geschenke bekommen?« Er blies in die Hände. »Nicht zu viele. Aber genug.«
    »Was zum Beispiel?«, fragte sie. »Was gehörte zu Ihren Lieblingsgeschenken?«
    Chaz lehnte sich an die Tür. »Ich liebte die Hot-Wheels, diese kleinen Rennautos, und in einem Jahr haben sie mir die Rennbahn dazu geschenkt. Ich kann mich an nichts sonst erinnern, was ich in jenem Jahr bekommen habe, weil diese Bahn monatelang mein einziges Gesprächsthema war.« Er schob die Hände in die Taschen. »Ich trug die Rennbahn in den Keller und baute sie in Form eines Ovals zusammen.« Er lachte bei dem Gedanken. »Oh, welche Fantasie und Vision ich hatte! Dad kam nach unten und half mir, ihr die Form einer Acht zu geben mit all den coolen Rampen und Schleifen.«
    »Wann ist er gestorben?«
    »Nur ein oder zwei Jahre danach.«
    Carla nickte und inhalierte den Zigarettenrauch. »Als ich noch klein war, wünschte ich mir, dass mein alter Herr Weihnachten vorbeikommen

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