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Das weiße Amulett

Das weiße Amulett

Titel: Das weiße Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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Stirn.
    »Müde«, sagte sie, »sehr müde.«
    »Kein Wunder. Sie werden dir Schmerz- und Schlafmittel gegeben haben, damit du dich gut erholst.«
    »Jetzt habe ich ein Souvenir aus Paris«, sagte sie, hob ihren rechten Arm und tippte mit unsicherer Hand an den Kopfverband.
    »Du musst mir nicht immer alles nachmachen«, scherzte Mansfield und deutete auf seine linke Schulter mit den Narben aus New York.
    Sie lächelte gequält. »Ich weiß. Dabei mag ich gar keine Souvenirs.«
    »Ich auch nicht, aber das kann man sich eben nicht immer aussuchen. Schlaf schön und erhol dich gut. Die Ärzte meinen, wenn du dich morgen besser fühlst, kannst du vielleicht hier raus. Meinst du, dass das klappt?«
    Sie sah zu ihm auf. »Wenn ich danach nicht gleich einen Marathon laufen muss?«
    Mansfield freute sich über ihren Humor. »Gut, ich komm morgen Nachmittag wieder.« Er küsste sie zärtlich auf den Mund und strich ihr noch mal aufmunternd über die Wange, ehe er Laurent nach draußen folgte. Im Flur stellte er sich dem Kommissar in den Weg, der ihn unverhohlen feindselig anblickte. Mansfield bemühte sich um einen neutralen Tonfall.
    »Wie sieht es aus, wird heute Nacht wieder einer Ihrer Männer vor ihrer Tür Überstunden machen?«
    Laurent plusterte sich auf. »Unbezahlte Überstunden, Monsieur Mansfield! Nur damit Sie’s wissen!«
    »Sie brauchen ja nicht. Ich könnte auch …«
    »Vergessen Sie’s! Ich hätte keine ruhige Minute dabei! Übrigens«, Laurent hielt plötzlich den kleinen Djed-Pfeiler zwischen den Fingern und wackelte damit vor Mansfields Gesicht hin und her, »kann es sein, dass es jemand auf dieses alte Amulett abgesehen hat?«
    Mansfields Augen verengten sich blitzschnell, und für einen Moment sah es so aus, als wollte er Laurent das Amulett aus der Hand reißen.
    »Verdammt! Wo haben Sie den her?«
    Laurent sah ihn triumphierend an.
    »Nichts einfacher als das. Die Krankenschwestern haben Madame Alexandres Hosentaschen geleert und mir die Tüte ausgehändigt, als sie merkten, dass ich von der Polizei bin. Sie können ihr übrigens den Rest des Inhalts geben.« Er drückte ihm eine kleine durchsichtige Plastiktüte in die Hand, in der sich Karens Portemonnaie, ihr Handy und eine Packung Papiertaschentücher befanden.
    »Laurent«, zischte Mansfield gefährlich. »Lassen Sie Karen das Amulett.«
    »Ich sehe nicht ein, warum ich das tun sollte. Sie kann es sich morgen bei mir abholen. Oder es kommt in den Louvre, wo es wahrscheinlich sowieso hingehört.«
    Michael schnappte nach Luft. »Verdammt, dieser DjedPfeiler hat den Louvre nie gesehen. Es war ein anderes Stück, das Anfang September gestohlen wurde.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Weil … Hören Sie, Monsieur Laurent, dieses Amulett hat man Karen in Ägypten geschenkt. Es gehört ihr! Verstehen Sie?«
    »Schöne Worte, Monsieur Mansfield. Das kann mir Madame Alexandre sicher selbst sagen, wenn sie wieder gesund ist.«
    »Sie machen einen großen Fehler, Laurent.«
    »Das mag sein. Und jetzt entschuldigen Sie mich.« Er ging an Mansfield vorbei zum Lift.
    Mansfield wusste nicht, was er tun sollte. Irgendetwas sagte ihm, dass er Laurent das Amulett nicht überlassen sollte, aber etwas anderes in seinem Inneren sagte ihm auch, dass er noch nicht eingreifen durfte.
    Noch nicht.

48
    Es war bereits nach siebzehn Uhr, als Mansfield am nächsten Tag im Saint-Raphael ankam, um nach Karen zu sehen. Tatsächlich fühlte sie sich besser, wenn man von ihrer Hüfte absah, die ihr bei jedem Schritt einen stechenden Schmerz den Rücken hinaufjagte. Dr. Viret war nicht davon begeistert, dass sie aufstehen wollte, aber er wusste, dass er sie nicht einsperren konnte. Er hatte der Krankenschwester noch ein Schmerzmittel genannt, das man Madame Alexandre mitgeben sollte.
    Mansfield war kaum zur Zimmertür herein, als Karen ihn um ihre Jeanshose bat, die eine Krankenschwester in den Wandschrank gelegt hatte. Ohne ein Wort ging er zu dem Schrank, nahm die Hose heraus und reichte sie Karen. Sie bemerkte seinen finsteren Blick und fragte, was los sei, doch noch ehe er antworten konnte, griff sie mit einer bösen Vorahnung in die rechte Hosentasche und sah ihn bestürzt an.
    »Wo ist das Amulett?« Mit aufkommender Panik packte sie die durchsichtige Kunststofftüte mit ihren Sachen, die Mansfield auf ihr Bett gelegt hatte, doch das weiße Leinentuch war nicht dabei.
    »Ich habe es nicht«, antwortete Mansfield wütend. »Die Krankenschwester hat Laurent die Tüte

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