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Das weiße Amulett

Das weiße Amulett

Titel: Das weiße Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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Obelisken am Place de la Concorde sah, durchbrach wieder ein trauriger Gedanke ihre Stimmung. Sie senkte den Kopf und eilte die flachen Treppenstufen zur Straße hinunter. Mansfield lief hinter ihr her und holte sie unten am alten gusseisernen Zaun ein.
    Karens Augen schimmerten grau und hatten wieder diesen verhangenen Ausdruck. Sie blickte zu Michael auf, sah Beunruhigung in seinem Gesicht und lächelte reumütig. »Bitte entschuldigen Sie, aber ich war mit meinen Gedanken woanders. Wohin müssen wir jetzt, um zu Fauchon zu kommen?«
    Er warf einen schnellen Blick auf den Stadtplan. »Wir müssen links um die Madeleine herum.«
    Tatsächlich waren schon von weitem die rosafarbenen Markisen des berühmten Delikatessenhändlers zu erkennen. Nachdem sie alle Abteilungen mit erlesenen Tees, Gebäck, Schokolade, Konfitüre, Honig und Gewürzen besucht hatten, wählte Mansfield zwei Flaschen eines hervorragenden Burgunders aus.
    Draußen vor der Tür blickte er auf die Madeleine und überlegte, wo er Karen als Nächstes hinführen konnte. Sie sah immer noch bedrückt aus und hatte bei Fauchon nichts kaufen wollen. An den Preisen konnte es nicht gelegen haben. Sie schien einfach keine Freude an den exquisiten Köstlichkeiten zu haben, was Mansfield leicht irritierte. Man konnte sie offenbar eher mit einem antiken Buch erobern als mit Leckereien. Er musste lächeln. Er hatte ihr trotzdem eine kleine Pralinenschachtel gekauft, was sie nicht ablehnen konnte.
    Sie befanden sich in unmittelbarer Nähe der großen Pariser Kaufhäuser, aber würde Karen in ihrer Niedergeschlagenheit Lust zum Shoppen haben? Mansfield bezweifelte es und wandte deswegen einen alten Trick an.
    »Der Blick von der Dachterrasse des Printemps soll besser sein als der von Sacré-Cœur. Was meinen Sie, sollen wir das mal überprüfen?«
    Mansfield hatte sie zu einem strategischen Zeitpunkt gefragt, an dem sie eine Praline im Mund hatte und ihm nicht widersprechen konnte. Wie erwartet nickte sie höflich und folgte ihm in die Rue Tronchet.
    Von der Dachterrasse des Printemps war der Ausblick wirklich atemberaubend. Während man von Sacré-Cœur auf die Stadt blickte, tauchte man von hier direkt in das Dächermeer ein. Aus der Ferne winkten der Eiffelturm und der Tour Montparnasse, während die weiße Kuppel von Sacré-Cœur ihnen über die Schulter schaute. Der hellblaue Himmel war mit vielen Schäfchenwolken gespickt, und nur am Horizont zeigte sich ein leichter dunstiger Schimmer. Karen und Mansfield saßen in Liegestühlen und genossen die Sonne und die Aussicht, während seine Gedanken abzuschweifen begannen.
    »Sie ist bezaubernd, nicht wahr?«, durchbrach Karens Stimme seine Gedanken.
    Mansfield zuckte zusammen. »Wie bitte?«
    »Paris.«
    Er hob die Arme hinter den Kopf und blickte in die Ferne. »Ja, sie ist faszinierend – und schön.« Dann griff er nach seiner Tasse auf dem kleinen Tisch neben sich und warf Karen einen undefinierbaren Blick zu. Sie war irritiert, sagte aber nichts, und beide tranken wortlos ihren Kaffee. Anschließend lehnte Mansfield sich in seine Liege zurück und sah auf das nahe Palais Garnier mit seinen reich verzierten Giebelornamenten. Seine Augen verengten sich, als er versuchte, die Figuren auf dem Dach der alten Oper zu erkennen. Plötzlich kam ihm eine Idee.
    »Würden Sie mit mir ins Ballett gehen, Karen?«
    Sie runzelte die Stirn, als sie über diese Frage nachsann. Wann war sie das letzte Mal im Ballett gewesen? Vor fünf Jahren oder vor zehn?
    »Tut mir Leid, aber ich bin kein großer Freund des Balletts«, sagte sie ehrlich. »Ich würde viel lieber einen Flohmarkt besuchen.«
    Er lachte und schüttelte den Kopf. »Sie sind unglaublich. Soll ich Sie begleiten, oder wollen Sie lieber allein auf den Flohmarkt gehen?«
    Karen stellte die Tasse auf den Unterteller zurück. »Es wäre mir lieber, wenn Sie mitkämen.«
    »Kein Problem, aber nur unter einer Bedingung.«
    »Keine Bedingungen bitte. Entweder man tut etwas, weil man es will, oder man lässt es sein.«
    »Okay, dann keine Bedingung, sondern eine Frage.« Er blickte in ihre graugrünen Augen. »Eine Bitte.«
    Karen sah ihn abwartend an.
    »Sie würden mir einen großen Gefallen tun, wenn Sie mich zu einem Ballettabend in die Opéra Garnier begleiten würden.«
    Sie zögerte, dann lächelte sie wie eine Sphinx. »Aber ich habe überhaupt nichts Festliches anzuziehen«, gab sie zu bedenken. »Ich habe nur einfache Kleidung nach Paris mitgenommen, weil ich

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