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Das weiße Amulett

Das weiße Amulett

Titel: Das weiße Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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dachte, in staubigen Archiven herumsitzen zu müssen.«
    »Dann geht es Ihnen wie mir. Ich habe auch nichts Festliches eingepackt. Aber im La Fayette dürften wir beide etwas finden, meinen Sie nicht?«
    Karen senkte den Blick und nippte an ihrem Kaffee. »Dafür reicht mein Budget wahrscheinlich nicht aus.«
    Er lächelte. »Aber meins.« Dann bemerkte er ihren skeptischen Blick und hob eine Augenbraue. »Sie haben Bedenken, sich von mir etwas schenken zu lassen?«
    »Allerdings. Außerdem habe ich jetzt schon das Gefühl, in Ihrer Schuld zu stehen, und das würde durch ein teures Kleid nicht gerade weniger.«
    »Sie denken zu viel, Karen. Sie sollten lieber das Leben mit all seinen Glücksfällen genießen.«
    Karen seufzte. »Da haben Sie Recht, aber das ist nun mal meine Art.« Sie blickte zur alten Oper hinüber und gab sich einen Ruck.
    »Also gut, ich werde Sie begleiten.«
    »Auch ins La Fayette?«
    Sie nickte schicksalsergeben. »Auch ins La Fayette.«
    Er warf ihr einen belustigten Blick zu. »Ich verlange viel von Ihnen, nicht wahr?«
    »Sie wissen gar nicht, was Sie mir antun«, antwortete sie schmunzelnd und betrachtete Apollon mit der Lyra auf dem Dach der alten Oper.
    »Was wird denn gegeben?«
    »Der Nussknacker.«
    Ihr Kopf schnellte hoch. »Tschaikowsky?«
    Mansfield sah sie mit nicht geringem Erstaunen an. »Wie«, sagte er und betrachtete ihre leuchtenden Augen. »War das jetzt das Zauberwort? Einfach nur Tschaikowsky, und Sie wären ohne meine Bettelei sofort mitgekommen?«
    Sie lehnte sich wieder in ihre Liege zurück.
    »Aber ja. Ich liebe Tschaikowsky.«
    Er lachte. »Sie sind unglaublich.«
    Obwohl sich die Galerien La Fayette über drei Häuser erstreckten, bevölkerten viele Menschen die Gänge, die die große Auswahl der nationalen und internationalen Modemarken bewunderten. Doch Karen benötigte nur eine Abteilung, wo Mansfield ihr ein schulterfreies saphirblaues Dior-Kleid entgegenhielt, bei dessen Preis ihr die Augen übergingen. Sie lehnte dankend ab und hatte wenig später ein klassisch geschnittenes weißes Kleid desselben Modemachers in der Hand, das für ihre Verhältnisse auch noch zu teuer war, aber immerhin um die Hälfte weniger kosten sollte.
    Mansfield bewunderte die Treffsicherheit, mit der sie das Kleid ausgesucht hatte, das ihr wirklich perfekt stand und ihre Figur hervorragend betonte.
    »Warum ausgerechnet in Weiß?«, fragte er im Garderobenraum, als Karen vor einem Spiegel stand und den Sitz des Kleides überprüfte.
    »Ich trage gern Weiß. Ich fühle mich darin wohler als in bunten Kleidern. Stört Sie das?«
    Mansfield hob abwehrend die Hände. »Nein, gar nicht. Es steht Ihnen ganz ausgezeichnet.«
    Dem Kleid folgten eine silberne Handtasche mit hauchdünnem Schulterband und weiße Sandalen, während Mansfield sich für einen silbergrauen Smoking aus leichter Wolle und ein weißes Hemd mit edler Seidenkrawatte entschied.
    Sie waren schon auf dem Weg zum Ausgang, als Mansfield sie mit einigem Geschick in die Halle unterhalb der großen Glaskuppel führte.
    »Das ist ja großartig«, flüsterte Karen und griff nach seinem Arm.
    »Nicht wahr?« Mansfield warf einen weiten Blick auf die Parfümstände von Chanel, Dior, Estée Lauder, Yves Saint-Laurent und den vielen anderen, die die Halle mit ihren dezent noblen Verkaufsständen bevölkerten. Doch dann riss ihn ein weiterer Ausruf des Entzückens aus seinen Gedanken.
    »Sehen Sie sich doch nur diese Galerien an, Michael!« Mit schwärmerischem Blick betrachtete sie die umlaufenden mehrstöckigen Arkadenbögen, die bis an das farbenfrohe Mosaik der Glaskuppel reichten. »Einfach herrlich!«
    »Wie bitte?« Erst jetzt bemerkte er, dass sie die ganze Zeit die Glaskuppel aus der Belle Époque betrachtet hatte. »Ja, fantastisch. Aber was halten Sie hiervon?« Er führte sie in die Mitte der Halle, wo aus allen Richtungen wunderbare Düfte auf sie einströmten und die Nase betörten. »Möchten Sie ein Parfum?«
    »Nein. Aber vielleicht sollten Sie eins für Ihre Frau mitnehmen.«
    Mansfield zeigte seine kantigen Hände. »Falls es Ihnen noch nicht aufgefallen ist, ich trage keinen Ring.«
    »Dann nehmen Sie ein Parfüm für Ihre Freundin mit.«
    Mansfield legte den Kopf schief. »Das könnte ich natürlich tun, wenn sie mich nicht vor sechs Monaten verlassen hätte.«
    Seine Gesichtsmuskeln verhärteten sich. Karen merkte, dass sie zu weit gegangen war. »Entschuldigen Sie, ich wollte nicht …«
    »Schon gut«, sagte er

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