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Das weiße Amulett

Das weiße Amulett

Titel: Das weiße Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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würde.
    »Ich gebe nicht auf!« Karen wehrte sich gegen diesen unangenehmen Gedanken. War sie wirklich besiegt? Hatte der Fremde es geschafft, sie einzuschüchtern und aus der Stadt zu vertreiben? Sie konnte es selbst nicht glauben und starrte Mansfield finster an, der selbstsicher auf der Couch lag.
    »Sie haben versprochen, heute Abend mit mir in die Opéra Garnier zu gehen«, erinnerte er sie.
    »Die Oper? Michael, bitte, ich kann nicht!«
    »Bleiben Sie«, sagte er. »Wenigstens bis Montag. Geben Sie Paris eine Chance, sich von der besten Seite zu zeigen. Vielleicht gibt es bis dahin doch noch eine Möglichkeit, etwas über den Professor herauszufinden.«
    Karen war hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, diese Stadt so schnell wie möglich zu verlassen, und dem Fremden die Stirn zu bieten. Sie sah Mansfield mit einem schlechten Gewissen an. Niemand konnte ihr garantieren, dass die Anschläge aufhören würden. Aber wer garantierte ihr, dass sie in Hamburg sicherer war? Würde der Unbekannte ihr vielleicht dorthin folgen? Karen hatte auf einmal das schreckliche Gefühl, dass sie ihn nie mehr loswerden würde.
    Mansfield konnte offenbar ihre Gedanken lesen. »Haben Sie mal überlegt, warum der Mann hinter Ihnen her ist?«
    Karen zuckte mit den Schultern. »An dem Djed-Pfeiler kann es nicht liegen, denn den hatte ich am Flughafen noch nicht.«
    »Vielleicht geht es um Ihre goldene Kette. Ist sie echt?«
    Karen griff unwillkürlich nach dem Anhänger. »Sie ist aus echtem Gold, aber nur eine Replik. Glauben Sie wirklich, dass der Mann es darauf abgesehen haben könnte?«
    Mansfield wiegte den Kopf hin und her. »Möglich. Allerdings passt der Säureanschlag in der Sorbonne dann nicht ins Schema.« Seine Augen blieben auf Karens Laptop haften, der neben einer Messinglampe auf dem Sideboard lag. »Vielleicht versucht der Mann aber auch Ihre Recherchen zu verhindern. Ist nur so eine Idee. Der Säureanschlag kann auch von jemand anderem sein. Allerdings finde ich es auffällig, dass die Bücher des Professors und seine Unterlagen fast zur gleichen Zeit verschwanden.«
    Karen wandte den Kopf und starrte auf den Laptop. Ihr Kampfgeist war neu erwacht, als sie sich an das Gespräch mit Julius in Hamburg erinnerte. Sie hatte einen Auftrag zu erledigen. »Also gut, ich bleibe. Werden Sie mir helfen?«
    Auf Mansfields Gesicht zeigte sich ein amüsiertes Lächeln. »Nur, wenn Sie mit mir in die Oper gehen.«
    Karen seufzte geschlagen. »Das hatte ich Ihnen ja versprochen.«
    »Und wie war das mit dem Louvre und dem Musée d’Orsay? Haben Sie nicht gesagt, dass Sie sich die Bilder der Impressionisten unbedingt im Original anschauen wollen?«
    »Sie sind ein unverschämter Erpresser, Mr Mansfield.«
    »Aber ja«, murmelte er, und seine Augen leuchteten.

14
    Im Louvre gingen sie zuerst zur Mona Lisa und der Venus von Milo , die allerdings durch den Besucherandrang kaum zu sehen waren. Immer wieder strömten ganze Touristenheerscharen herbei und drängten sich zu den berühmten Meisterwerken. Bei der Nike von Samothrake , die stolz in einem Treppenaufgang stand, hatte Karen das Gefühl, als ob sie gleich ihre Schwingen erheben und über die Besucherköpfe hinweg in die Freiheit entfliehen würde. Zurück in die Heimat. Zurück nach Griechenland. Zurück in die alte Zeit. In ihre Zeit.
    Mansfield merkte, dass Karen sich zwischen all den Menschen unwohl fühlte, und lotste sie schnell in die Ägyptische Abteilung, wo sie auf eine Sphinx aus rosafarbenem Granit stießen, die ihr den Atem raubte. Aber gleichzeitig stieg auch eine Traurigkeit in ihr auf, während sie die Artefakte dieser alten Zivilisation in den meterhohen Glaskästen zur Schau gestellt sah. Diese Gegenstände hatten Menschen gehört, waren Bestandteil ihres Lebens gewesen, Bestandteil ihres Grabes. Karen hätte sie gern berührt, aber sie waren so nah und doch so fern. Das Plexiglas schützte sie vor der zerstörerischen Gegenwart.
    Mansfield stand hinter ihr und blätterte im Museumsprospekt, als er ihren Stimmungsumschwung merkte.
    »Was ist mit Ihnen? Geht es Ihnen nicht gut?«
    Karen starrte gedankenverloren auf die edlen Schmuckstücke aus Gold- und Fayencearbeiten, Amulette, Möbel, Schreibwerkzeuge mit noch vorhandener schwarzer und roter Farbe, Papyri, Statuen und Uschebtis.
    »Sie gehören nicht hierher«, flüsterte sie nur und ging mit wehmütigem Blick von einem Schaukasten zum nächsten.
    »Sollen wir lieber wieder gehen?«
    Karen wirkte abwesend,

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