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Das weiße Amulett

Das weiße Amulett

Titel: Das weiße Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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Entführern vielleicht schon auf der Spur? Oder wollten diese Männer sie töten, weil sie ihnen lästig geworden war? Ängstlich hob sie den Kopf.
    Doch die beiden Männer blieben regungslos neben der Tür stehen, während der grüne Vorhang beiseite geschoben wurde und drei junge Ägypter Mansfield hereinschleppten, ihn auf eine dünne Strohmatte fallen ließen und sofort wieder verschwanden. Nur der Mann mit der weißen Galabiya blieb bei ihr. Karen zögerte einen Augenblick und beobachtete den Fremden, doch dann kroch sie vorsichtig zu Mansfield hinüber und berührte seinen Arm. Sie erschrak, weil seine Haut glühte, aber gleichzeitig durchströmte sie ein Glücksgefühl.
    Er lebte!
    Vorsichtig beugte sie sich über sein blutverkrustetes Gesicht, das voller Sand und Dreck war. Sein Kopf war feuerrot, seine Lippen aufgesprungen. Das ehemals weiße Hemd hing in Fetzen an ihm hinunter und hatte seinen Oberkörper nur dürftig vor den erbarmungslosen Sonnenstrahlen schützen können. Seine Arme, seine Brust, seine Schultern – die ganze Haut war krebsrot. Immerhin schien er bis auf die Kopfwunde und einige Kratzer an den Armen und blaue Flecken keine Verletzungen davongetragen zu haben. Karen schickte einen Stoßseufzer zum Himmel.
    »Michael!«, flüsterte sie eindringlich, doch er rührte sich nicht. Sie schüttelte ihn leicht am Arm und rief immer wieder seinen Namen, aber sein Kopf hing nur leblos zur Seite. Vorsichtig wollte sie seinen Oberkörper hochheben und ihn auf den Rücken legen, doch seine gefesselten Hände waren im Weg. Sie wandte sich um und sah den Mann mit der weißen Galabiya an.
    »Bitte schneiden Sie ihm die Handfesseln durch, Sir. Ich kann ihn sonst nicht umdrehen und hinlegen.«
    Der Mann musste über das »Sir« schmunzeln, ging auf sie zu und durchschnitt mit einem schmalen Dolch Mansfields Fesseln. Karen zuckte zurück, als sie den Dolch sah, aber der Mann griff nur nach ihrer Fußfessel und befreite sie von dem Seil. Dann half er Karen, Mansfield auf den Rücken zu legen. Sie strich ihm über die Stirn und schüttelte ihn noch mal leicht am Arm.
    »Michael? Kannst du mich hören?«
    Der Ägypter betrachtete sie mitfühlend.
    »Er ist bewusstlos, Mrs Alexander, er kann Sie nicht hören, aber er wird sicherlich bald aufwachen. Machen Sie sich keine Sorgen. Er hat eine Platzwunde am Kopf und einen schweren Sonnenstich, aber er wird sich bald erholen.«
    Karen wunderte sich über das gute Englisch des Ägypters.
    »Sie kennen meinen Namen?«
    Der Ägypter lächelte. »Nun, man hat mir den Inhalt Ihrer Handtasche gezeigt, Mrs Alexander, darunter auch Ihren Ausweis.«
    Karen griff nach einer kleinen Schüssel mit Wasser, schüttete ein wenig der lauwarmen Flüssigkeit in die Hand und goss sie Mansfield übers Gesicht.
    »Und was haben Sie nun mit uns vor?«
    »Ich nichts, Mrs Alexander. Ich bin nur zufällig hier, da mein Neffe seine Hochzeit feiert. Was die Leute aus dem Dorf betrifft, so hatten sie sich von Ihnen ein kleines Lösegeld erhofft.«
    Karen nickte. Ihre Lebensgeister waren mit Mansfields Auftauchen schlagartig wiedererwacht.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass man in Ägypten so gefährdet ist«, sagte sie und riss ein kleines Stück von Mansfields Hemd ab, um es in das Wasser zu tauchen und vorsichtig sein Gesicht damit abzuwaschen.
    El Bahay saß neben ihr auf dem Boden und schaute ihr bei ihren Bemühungen mit einem leisen Lächeln zu.
    »Ägypten ist ein armes Land, Mrs Alexander. Eine Entführung ist jederzeit möglich. Haben Sie nichts von der Verschleppung der deutschen Touristen in Luxor gehört?«
    Karen hob eine Augenbraue. »Doch, jetzt, da Sie es sagen, erinnere ich mich wieder daran.«
    »Der Tourismus ist einer unserer wichtigsten Wirtschaftsfaktoren. Das Attentat von 1997 im Hatschepsut-Tempel mit über sechzig Toten hat unser Land um Jahre zurückgeworfen. Wissen Sie eigentlich, dass es für die Dorfbewohner ein sehr großes Risiko ist, Sie zu entführen? Kairo geht in den letzten Jahren radikal bei Verbrechen gegen Touristen vor. Eigentlich dürften die Dorfbewohner Sie nicht am Leben lassen.«
    Karen riss den Kopf herum.
    Er winkte ab. »Keine Angst, Ihnen beiden wird nichts geschehen, dafür verbürge ich mich.«
    »Sie?«
    »Ja, ich. Mein Name ist Ibrahim El Bahay.«
    »Schön, Mr El Bahay. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie im Augenblick für mehr Wasser sorgen könnten.«
    El Bahay lächelte erneut, da Karen sich nicht einschüchtern ließ, nickte und ging

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