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Das weiße Amulett

Das weiße Amulett

Titel: Das weiße Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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auch sehr nützlich.«
    »Ich will es versuchen.« El Bahay erhob sich. Dabei fiel sein Blick auf die Schüssel mit dem Bohnengemisch und das Fladenbrot, das Karen stehen gelassen hatte. »Mögen Sie unser Fuul und das Aisch nicht?«
    »Doch, ich hatte nur keinen Hunger.«
    »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Essen Sie. Sie müssen bei Kräften bleiben. Sie haben noch viel vor sich«, sagte er geheimnisvoll, dann verschwand er hinter dem Vorhang, und Karen hörte, wie sich die Holztür schloss.
    In Paris saß Étienne Artois in seinem Büro in der Sorbonne und brütete gerade über seinen Wochenterminen, als neben ihm ein weißes Telefon seine Aufmerksamkeit forderte. Geistesabwesend griff er nach dem Hörer, war aber sofort voll da, als er merkte, wer am anderen Ende der Leitung war.
    »Bonjour, Étienne! Comment ça va?«
    »Julius, mon ami.« Er hatte nicht erwartet, seinen alten Freund aus Hamburg zu hören. »Ich hoffe, du hast gute Neuigkeiten für mich«, sagte er erwartungsvoll, aber dessen Stimme klang überraschend pessimistisch.
    »Ich weiß nicht«, wich Julius einer genauen Antwort aus. »Weißt du, ob Karen noch in Paris ist?«
    Artois runzelte die Stirn. »Soweit mir bekannt ist, flog sie vor einigen Tagen nach Ägypten.«
    »Bist du sicher?«
    »Ziemlich. Warum fragst du?«
    »Weil ich seit drei Tagen versuche sie telefonisch zu erreichen. Sie hat sich noch nicht bei mir gemeldet. Das ist ungewöhnlich. Normalerweise kann man sich auf sie verlassen. Hoffentlich ist ihr nichts zugestoßen.«
    Artois’ Stimme wurde eine Nuance rauer. »Selbst wenn, könntest du es nicht ändern.«
    »Aber wir haben sie nach Ägypten geschickt. Sie ist mein Patenkind.«
    »Das ist kein Zufall.«
    »Ja, ich weiß«, wehrte er ab. »Aber sie vertraut mir.«
    »Zu Recht«, erwiderte Artois, der einen leichten Selbstzweifel in der Stimme seines Freundes erkannte. »Julius«, sagte er eindringlich, »sie musste nach Ägypten. Du weißt es, und ich weiß es. Sie muss sich dem Problem selber stellen. Wir können ihr nicht jedes Mal helfen.«
    Für einen Augenblick herrschte Schweigen, dann kam so etwas wie ein lautes Schnarren durch die Leitung, das Artois als ein Räuspern interpretierte.
    »Bon«, krächzte Julius. »Es nützt nichts. Entweder schafft sie es, oder sie wird untergehen. Trotzdem werde ich etwas unternehmen, wenn sie sich nicht in den nächsten drei Tagen bei mir meldet.«
    »Ganz wie du meinst. Vertraue ihr.«
    »Das tue ich.«
    »Na also. Es wird schon funktionieren. Sie wird nicht versagen.«
    »Das hoffe ich«, murmelte Julius. »Bei Gott, das hoffe ich …«

32
    Karen kümmerte sich den ganzen Tag um Mansfield und schmierte seine verbrannte Haut mit der Salbe ein, die hauptsächlich aus Ziegenfett zu bestehen schien. Ihr Gestank war unerträglich.
    Nachmittags drang wieder frohe Trommel- und Pfeifenmusik der Hochzeitsgesellschaft zu ihr herüber. Die Frau, die ihr morgens Fuul, Fladenbrot und frisches Wasser gebracht hatte, kam zu ihr herein, trat auf sie zu und hielt ihr eine kleine braune Flasche und zwei Schachteln mit Tabletten hin. Mit einem flüchtigen Satz, aus dem Karen nur den Namen El Bahay heraushörte, verschwand sie wieder. Der Ägypter hatte tatsächlich Wort gehalten und ihr die Medikamente bringen lassen. Erleichtert blickte sie auf Mansfield hinab, der seit einigen Stunden ruhiger schlief. Sie war zuversichtlich, zumindest sein Fieber in den Griff zu bekommen und seine Schmerzen lindern zu können, wenn er wieder aufwachte. Die Platzwunde hatte nur einmal zu bluten angefangen und verheilte seit den letzten beiden Verbandswechseln sehr gut.
    Am Abend wachte Mansfield zum ersten Mal auf und hob langsam den Kopf, weil er auf der Seite lag und eine braune Lehmwand anstarrte. Gleichzeitig bemerkte Karen eine Bewegung neben sich und wandte sich um.
    »Michael!«
    »Karen?«, flüsterte er unsicher. Sein Kopf dröhnte, dass er seinen Ohren nicht traute.
    »Ich bin hier«, sagte sie leise und drückte leicht seinen Arm. Er spürte es und wandte den Kopf nach links, von wo die Stimme kam.
    »Kannst du mich sehen?«, fragte Karen besorgt, als sie ihm ein feuchtes Tuch auf die Stirn legte.
    Mansfield fühlte die angenehme Kühle und ließ erleichtert den Kopf sinken.
    »Unscharf«, antwortete er matt und schloss die Augen. Sein ganzer Körper glühte, und bei jeder Bewegung schien er Schmerzen zu haben. Nur seine Beine waren offenbar in Ordnung.
    »Was ist geschehen?« Seine Stimme war ein

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