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Das weiße Amulett

Das weiße Amulett

Titel: Das weiße Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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aus dem Raum. Kurze Zeit später kam eine der Frauen, die ihr Essen gebracht hatte, mit frischem Wasser, Salben für Mansfields verbrannte Haut und sauberen Tüchern zurück.
    In der Nacht bekam Mansfields hohes Fieber. Er begann zu fantasieren, schrie im Schlaf und schien von dunklen Mächten verfolgt zu werden. Abwehrend hob er die Arme. »Nicht schießen! Nicht schießen!« Er wälzte sich hin und her, während Karen nach seiner Hand griff und ihn zu beruhigen versuchte. Tatsächlich wurde seine Atmung nach kurzer Zeit wieder ruhiger und gleichmäßiger. Seine Worte gingen allmählich in ein leises Wimmern über, als er plötzlich ihren Namen sagte. Karen beugte sich über sein Gesicht und hörte es nochmals: »Lauf, Karen, lauf«, flüsterte er in seinem Fieberwahn und stöhnte dabei leise auf.
    Ihr lief ein kalter Schauer über den Rücken, als sie seine Hand losließ. Welche schrecklichen Bilder sah er? In was für einem Albtraum war er gefangen?
    Am nächsten Morgen kam Ibrahim El Bahay und setzte sich ihr gegenüber auf den Boden. Er sah sie mit seinen wachen Augen an.
    »Wissen Sie eigentlich, weshalb Sie hier sind, Mrs Alexander?«
    Karen warf ihm einen leicht verärgerten Blick zu. »Sie meinen meine Aufgabe als lebende Kreditkarte für Ihre Dorfbewohner?«
    »Nein. Ich frage Sie, ob Sie wissen, weshalb Sie in Ägypten sind.«
    Karen überlegte kurz, ob sie ihm von dem Auftrag erzählen sollte, wollte aber lieber vorsichtig sein. Er schien zwar ihr einziger Verbündeter zu sein, aber sie wusste nicht, wie weit sie ihm vertrauen konnte.
    »Ich bin nur als Tourist hier, Mr El Bahay. Und es wird der Deutschen Botschaft in Kairo überhaupt nicht gefallen, wenn mir etwas zustößt.«
    El Bahay überging die Bemerkung und holte etwas Goldenes aus seiner weißen Galabiya hervor.
    »Diese Kette gehört Ihnen, nicht wahr?« Er hielt die goldene Kette mit der kleinen Maat hoch. Sie glitzerte im Licht der Morgensonne, die durch die Ritzen der mit Holz verbarrikadierten Fenster ihren Weg suchte.
    Karen nickte nur.
    El Bahay betrachtete die kleine Göttin. »Sie wissen, dass diese Kette dreitausenddreihundert Jahre alt ist?«
    »Unmöglich! Das glaube ich nicht!«
    »Es ist aber so.«
    »Sie ist doch eine Replik.«
    El Bahay strich sanft über die Kette. »Nein, sie ist echt antik.«
    Karen war bestürzt. »Aber dann gehört sie in ein Museum.«
    El Bahay schüttelte nur den Kopf. »Einige dieser Ketten sind in Kairo und Luxor ausgestellt, aber die meisten liegen verschlossen in den Magazinen. Nein, diese Kette gehört Ihnen.« Seine Augen schimmerten hell, als er sich vorbeugte und sie ihr um den Hals legte. »Tragen Sie sie. Sie wird Ihnen helfen.«
    Karen sah ihn verwundert an, als sie die Kette zurechtrückte. »Wobei wird sie mir helfen?«
    »Ihren Weg zu finden.«
    »Habe ich mich denn verlaufen?«
    El Bahay lächelte. »Nein, Sie sind auf dem richtigen Weg. Woher haben Sie eigentlich diese Kette?«
    »Ich habe sie von meinem Patenonkel. Er hat sie mir zum Geburtstag geschenkt.«
    Während sie die Maat betrachtete, fiel ihr der Djed-Pfeiler ein. »Was ist mit meinem Djed-Pfeiler-Amulett? Bekomme ich das auch zurück?«
    »Nein. Einer der Dorfbewohner hat es bereits verkauft.« El Bahays Blick wanderte erneut zu der Kette.
    »Können Sie Hieroglyphen lesen?«
    Karen sah ihn verblüfft an. »Nein.«
    »Doch Sie wissen, was die Frau mit der Feder auf dem Kopf bedeutet?«
    »Es ist Maat, die Göttin der Weltordnung und der Gerechtigkeit.«
    »Richtig. Wenn das Gesetz der Maat verletzt wird, versinkt die Welt im Chaos. Also muss das Gesetz der Maat und damit die Weltordnung wiederhergestellt werden. Kennen Sie den Namen auf der Rückseite des Anhängers?«
    »Die Kartusche? Es scheint ein Pharaonenname zu sein, aber ich habe ihn nicht auf den Königslisten finden können. Seltsam, nicht wahr?«
    »Nein. Die Königslisten sind unvollständig, aber Sie werden es bald herausfinden. Wie geht es Ihrem Begleiter?«
    Beide sahen zu Mansfield hinüber, der unter seiner dünnen Decke lag und unruhig schlief.
    »Er ist noch nicht wieder zu sich gekommen. Er hat hohes Fieber und Schüttelfrost. In meiner Handtasche waren einige Medikamente, die ihm helfen würden. Können Sie sie mir bringen?«
    El Bahay schüttelte den Kopf. »Ihre Handtasche bekommen Sie nicht zurück, aber ich will sehen, ob ich die Medikamente wiederbeschaffen kann.«
    »Es war ein Fläschchen mit einem fiebersenkenden Mittel dabei. Und die Tabletten wären

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