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Das weiße Amulett

Das weiße Amulett

Titel: Das weiße Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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richtig gehört.«
    »Aber du hast sie doch hoffentlich nicht angenommen, oder?«
    »Doch, ich musste, sonst hätte er sie ins Pfandhaus gebracht.«
    »Ins Pfandhaus? Ist er völlig verrückt geworden?«
    »Das habe ich ihn auch gefragt. Deswegen habe ich ihm einen Scheck mitgegeben.«
    Karen frottierte ihre Haare weiter und ging langsam auf Mansfield zu, der die Pistole prüfte und sie mit einem 7er Magazin lud. Ein Blumenstillleben auf dem Wandgemälde gegenüber gab ein gutes Ziel ab, aber Karen bemerkte, wie unruhig seine Hand war. Vor zwei Wochen waren sie sich in Paris an dem Metroausgang begegnet. Das hieß, er hatte seit mindestens zwei Wochen kein Schusstraining mehr gehabt. Auch Mansfield bemerkte missmutig die minimalen Seitenbewegungen seiner Hand. Verdammt! Er war aus der Übung.
    »Darf ich?« Karen hielt ihm die rechte Hand entgegen, was ihn irritierte.
    »Du interessierst dich für Waffen?«
    »Warum denn nicht?«
    Mansfield musste grinsen. »Hast du so was schon mal in der Hand gehabt?«
    »Ich habe sogar schon mal mit einer 9mm Pistole geschossen, wenn du es genau wissen willst. Ein Freund von mir war im Schützenverein. Ich begleitete ihn auf die Schießanlage und durfte auch einige Schussreihen abfeuern.«
    »Und? Hast du wenigstens die richtige Wand getroffen?«
    Karens Mundwinkel zuckten, als sie versuchte ernst zu bleiben. »Lästern Sie nicht so rum, Mr Mansfield. Vielleicht kann ich ja besser schießen als Sie. Na ja, vielleicht auch nicht«, gab sie zu. »Aber auf jeden Fall hatte ich nach jeder Schießübung eine höhere Punktezahl auf den Scheiben als mein Freund.«
    Mansfield stöhnte auf. »Lass mich raten. Er trennte sich ein halbes Jahr später von dir, weil sein männliches Ego damit nicht zurechtkam.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ein Dreivierteljahr später. Und es war im beiderseitigen Einverständnis.«
    Von Mansfield kam ein unterdrücktes Lachen. Dann hielt er ihr die Pistole hin, zog sie aber wieder zurück, als Karen danach greifen wollte.
    »Du kriegst sie nur, wenn du mir sagst, was für ein Fabrikat es ist.«
    Karen betrachtete die schwarze Waffe. »Irgendwie sehen die alle gleich aus, aber ich würde auf eine SIG-Sauer tippen.«
    »Welches Modell?«
    »Nun hör aber auf! Ich bin kein Experte.«
    Mansfield hielt die Waffe noch zurück. »Keine Ausrede. Du musst wissen, was du in der Hand hast. Es ist eine SIG-Sauer, Kaliber .45 ACP, mit einreihigem Magazin, Double-Action-Abzug und automatischer Schlagbolzensicherung.« Erst jetzt reichte er ihr die Waffe. »Pass bitte auf. Sie ist geladen, aber gesichert.«
    Karen nickte, nahm die Pistole in die Hand und legte den Zeigefinger nicht an den Abzug, sondern locker neben den Lauf. »Hm, ich hatte vergessen, wie schwer die Dinger sind.« Sie drehte die Waffe herum und zielte ebenfalls auf das Blumenbild an der Wand. Im Gegensatz zu Mansfield war ihre Hand sehr ruhig.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, die ist nichts für mich. Ich mag lieber eine Walther. Die liegt besser in meiner Hand als diese großen Waffen.«
    »Die Pistole ist nicht groß, und auch nicht schwer«, widersprach Mansfield und nahm sie zurück.
    Karen stimmte ihm zu. »Sie ist für dich genau richtig. Glaubst du, dass sie nötig sein wird?«
    »Bei unserem Trip in die Wüste hätten wir sie gebraucht, oder nicht? El Bahay ist kein Idiot.«
    »Nein, sicher nicht.«
    »Übrigens hat er dir auch etwas mitgebracht.« Er deutete auf die zweite Schachtel auf dem Tisch neben sich. Sie war mit Karens Nachnamen versehen.
    »Ein Geschenk?«
    »Ich weiß es nicht. Mach es doch einfach auf.«
    Zögernd griff sie nach der Schachtel und öffnete sie.
    »Ein weißes Leinentuch«, murmelte sie und nahm es in die Hand. Es war unnatürlich schwer. Vorsichtig schlug sie das sorgsam gefaltete Tuch auf und taumelte einige Schritte zurück. Mansfield konnte ihren Gesichtsausdruck nicht deuten, der zwischen Erstaunen, Angst und Freude hin und her zu schwanken schien.
    »Was ist es?«
    Als Antwort hielt sie ihm das Tuch entgegen, in dem Mansfield einen vollständig erhaltenen Djed-Pfeiler erkannte.
    Auf der Rückseite prangte die stilisierte Feder der Maat.

38
    Karen starrte ungläubig auf das Amulett und las dann die kurze Nachricht auf einem Zettel, der ebenfalls in der Holzschachtel lag. Ohne etwas zu sagen, gab sie den Zettel Mansfield, der die wenigen Worte überflog.
    »Zeigen Sie es niemandem! Bringen Sie es zu Ihrem Bruder. IEB«
    Mansfield hob die Augenbrauen und reichte

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