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Das weiße Amulett

Das weiße Amulett

Titel: Das weiße Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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Karen den Zettel zurück. »Du hast einen Bruder? Das hast du mir nie erzählt.«
    Karen erwachte wie aus einer Trance. »Wie? Ja, er wohnt in Berlin. Sein Name ist Kay«, sagte sie verwirrt. »Aber woher weiß El Bahay von ihm?«
    »Du hast nie mit ihm über deinen Bruder geredet?«
    »Nein.«
    »Das ist allerdings merkwürdig. Zeig mal das Amulett. Glaubst du, dass es noch das …l enthält?«
    Karen wog das Alabastergefäß in der Hand. »Es fühlt sich schwerer an als die anderen«, meinte sie und griff nach dem kleinen Verschluss. Plötzlich zögerte sie. »Archäologisch gesehen ist es ein Fehler, wenn wir das Amulett jetzt öffnen. Wir könnten es mit den Partikelchen, die in der heutigen Luft liegen, kontaminieren.«
    Mansfield machte eine ungeduldige Handbewegung. »Ich will jetzt wissen, ob da …l drin ist oder nicht. Mach schon!«
    Zögernd drehte sie den zerbrechlichen Verschluss vom Djed-Pfeiler ab und hielt einen Finger an die kleine …ffnung. Langsam neigte sie das Amulett nach unten. Gebannt starrten beide auf die schmale …ffnung, aber es kamen keine …ltropfen heraus.
    »Das Amulett ist leer«, sagte Mansfield und wandte sich wieder seiner SIG-Sauer zu, während Karen geduldig wartete und den Djed-Pfeiler immer mehr nach unten neigte. Schließlich leuchteten ihre Augen triumphierend, als eine zähe bernsteinfarbene Flüssigkeit auf ihren Finger tropfte.
    »Ist es nicht!«, jubelte sie. »Das …l ist noch vorhanden!«
    Mansfield sah zu ihr hinüber. »Das ist ein Wunder«, erklärte er und warf dem hellbraunen Tropfen auf Karens Finger einen widerwilligen Blick zu. Die Entdeckung des …ls schien ihn nicht zu freuen. »Was willst du jetzt damit machen? Es zur Sorbonne bringen?«
    »Nein, nicht zur Sorbonne.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich die Leute dort nicht kenne und nicht weiß, ob ich ihnen vertrauen kann.«
    »Und deinem Bruder vertraust du?«
    »Ja, allerdings. Er wird das …l untersuchen. Mal sehen, was dabei herauskommt.«
    »Du weißt, dass es äußerst selten ist, gut erhaltene Substanzen aus dem alten Ägypten zu finden«, gab Mansfield zu bedenken. »Wie willst du es erklären, wenn dein Bruder etwas Besonderes herausfindet? Oh, Entschuldigung, ich habe das Amulett geschenkt bekommen und mir nichts dabei gedacht, es allen Wissenschaftlern der Welt vorzuenthalten?«
    Karen sah ihn missmutig an. »El Bahay meint auch, dass es so das Beste ist. Er hat es mir gebracht. Ich darf ihn nicht enttäuschen.«
    Mansfield zuckte mit den Schultern. »Mach, was du willst. Übrigens handelt es sich ja vielleicht gar nicht um das Originalöl. Vielleicht hat es inzwischen jemand mit einem neuen ersetzt.«
    »Möglich«, gab Karen zu. »Aber das wird Kay sicherlich herausfinden.«

39
    Kairo
    Ein schlanker Araber mit kurzen schwarzen Haaren und Schnauzer schaute immer wieder ungläubig von den Papieren auf, die er in Händen hielt. Ein Amerikaner und eine Deutsche standen in seinem Büro in der Altertümerverwaltung in Kairo und erwarteten offensichtlich, dass er ihnen seltene Amulette und Uschebtis aushändigte. Hätte er nicht erst heute Morgen einen Anruf aus Paris erhalten, hätte er die beiden schon längst wieder vor die Tür gesetzt, aber so wie es aussah, gab es diese Karen Alexander, die ihm angekündigt worden war, tatsächlich.
    Mit einer flinken Bewegung faltete er die Briefe wieder zusammen und steckte sie in die Umschläge zurück.
    »Die Artefakte sind gestern von einem gewissen Marcus Johnson von der American University of Cairo abgeholt worden. Er wollte sie Ihnen persönlich übergeben.« Der Beamte reichte Karen die Briefe zurück. »Ahmed, mein Kollege, wird Sie morgen früh in Ihrem Hotel abholen und zu Mr Johnson fahren.« Er deutete auf die offene Tür, in der ein junger Ägypter stand, der ihnen kurz zunickte. »Er wird Sie und die Artefakte dann zum Flughafen bringen, damit es bei der Ausfuhr keine Schwierigkeiten gibt.«
    Karen warf dem jungen Mann einen Blick zu, der nach westlicher Art in Hose und Hemd gekleidet war und einen sehr freundlichen Eindruck machte.
    Mansfield jedoch sah ihn gar nicht freundlich an.
    »Warum schon morgen?«, fragte er. »Kann das nicht noch ein paar Tage warten?«
    Karen schaute ihn irritiert an, sagte aber nichts.
    Der Beamte der Altertümerverwaltung wedelte ungeduldig mit den Armen in der Luft. »Nein. Die Artefakte sind in der AUC nicht sicher, und in Ihrem Hotel schon gar nicht. Sie werden sie bei Mr Johnson abholen und dann Kairo

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