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Das weiße Amulett

Das weiße Amulett

Titel: Das weiße Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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festgehalten und ihm eindringlich etwas zugeflüstert hatte.
    Unbewusst strich er über die kribbelnde Hand und sah wieder in den Spiegel. Oberhalb seines linken Auges schälte sich die Haut, dort, wo Karen ihm während seines Fiebers immer ein kühles Tuch auf die heiße Stirn gelegt hatte. Seine Haut hatte sich durch die Salben schnell wieder regeneriert.
    Mansfields Blick fiel im Spiegel auf Lescots Tagebuch, das Karen in der Eile auf dem kleinen Nachttisch neben dem Bett vergessen hatte.
    Paris.
    »Verdammt!« Er griff nach seiner Pistole, einer dünnen Jacke und eilte aus dem Zimmer.
    Unten im Foyer war er mit wenigen Schritten beim Portier.
    »Mrs Alexander hat soeben das Hotel verlassen. Hat sie Ihnen vielleicht gesagt, wo sie hinwill?« Mansfield hatte während der Fragen seine Jacke angezogen, was der Portier misstrauisch beobachtete. Er hatte genug Erfahrung, um zu wissen, wann er Informationen über eine Dame oder einen Herrn diskret zu behandeln hatte, aber dieses Mal sah er nur echte Besorgnis in den Augen des Hotelgastes.
    »Nein, es tut mir Leid, Mr Mansfield, aber Mrs Alexander hat kein Ziel genannt und keine Nachricht für Sie hinterlassen. Sie ist ohne ein Wort zur Tür hinaus.«
    »Könnten Sie sich vorstellen, wo sie zu dieser Zeit noch ein Zimmer bekommt?«
    Der Portier runzelte die Stirn. »Kennt sich Mrs Alexander in Kairo aus?«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    Der Concierge überlegte schnell und nannte einige bekannte Hotels. Mansfield bedankte sich, legte eine große Dollarnote auf den Tisch und eilte aus dem Haus. Mit einem Taxi fuhr er alle Hotels ab, aber entweder wollte man ihm keine Auskunft geben, oder Karen war wirklich nicht in den Hotels abgestiegen.
    »Ist es möglich, dass sie unter einem anderen Namen bei Ihnen eingecheckt hat?«, fragte er den Portier eines Hotels, doch der Mann setzte sofort eine beleidigte Miene auf.
    »Sir, wenn Ihre Bekannte nicht mit einem gefälschten Ausweis reist, kann ich Ihnen zu hundert Prozent versichern, dass sie nicht hier ist.«
    Mansfield merkte, dass er zu weit gegangen war. »Natürlich, entschuldigen Sie bitte.«
    Auch in den beiden nächsten Hotels fand er sie nicht, aber einer der Portiers hatte eine Idee.
    »Nun, die Tourist Information Points sind um diese Uhrzeit geschlossen. Wenn die Dame sich also nachts allein in Kairo aufhält und sich eventuell von jemandem verfolgt oder bedroht fühlt«, er sah Mansfield bedeutungsvoll an, »könnte sie sich dann nicht an ihre Botschaft gewendet haben?«
    »Sie haben Recht. Eine sehr gute Idee. Bitte geben Sie mir die Adresse der Deutschen Botschaft.«
    Der Mann nickte langsam und überlegte, ob er nicht lieber die Polizei rufen sollte. Aber was konnte falsch daran sein, einem Touristen die Adresse der Deutschen Botschaft zu nennen?
    »Natürlich, einen Augenblick.« Er griff in ein kleines Fach, und wenige Minuten später war Mansfield auf dem Weg in die Sharia Hassan Sabri Nr. 8. Die Minuten wurden zur Ewigkeit, ehe er endlich vor dem Gebäude der Botschaft ankam und zu einer älteren Dame in dunklem Kostüm mit breitem Gesicht und Hochfrisur geführt wurde. Sie hatte Karen vor etwa einer Stunde eine Adresse für eine Übernachtungsmöglichkeit gegeben. Mansfield atmete tief durch.
    »Wären Sie bitte so freundlich mir zu sagen, wo ich sie finde? Es ist wirklich sehr wichtig.«
    Die Botschaftsangestellte machte ein säuerliches Gesicht. »Das scheint mir auch so, sonst würden Sie wohl kaum zu dieser Zeit hierher kommen.« Sie sah ihn vorwurfsvoll an. »Normalerweise geben wir solche Auskünfte nicht weiter, aber da Mrs Alexander angedeutet hat, dass heute Nacht noch ein Mann nach ihr fragen könnte, hat sie mir die Erlaubnis gegeben.« Sie schob ihm eine Notiz zu. »Merkwürdig«, murmelte sie.
    Mansfield griff nach dem Zettel. »Was ist merkwürdig?«
    Sie nahm ihre Brille ab und blinzelte ihn an. »Sie sind nicht der Erste, der ihre Adresse haben wollte. Vor einer halben Stunde hat bereits ein anderer Mann danach gefragt.«
    Mansfield wurde bleich. »Hat er direkt nach Mrs Alexander gefragt?«
    »Ja.«
    »Und Sie haben ihm die Adresse gegeben?«
    »Natürlich. Sie hat es mir ja erlaubt.«
    Mansfield nahm den Zettel und überflog die wenigen Zeilen. »Wo ist das ungefähr?«
    »Es ist nicht weit von hier. Man kann es bequem zu Fuß erreichen.«
    Seine Hand schloss sich um den Zettel. Genau das hatte er befürchtet.

40
    Mansfield rannte durch die spärlich beleuchteten Straßen, die trotz der

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