Das weiße Grab
herausfinden.«
Konrad Simonsen gab ihm seine Karte.
»Das klingt gut. Rufen Sie mich bitte an und geben Sie mir ihren Namen und was Sie sonst noch herausgefunden haben. Das Ganze eilt sehr.«
»Im Laufe einer halben Stunde. Geht es um diesen Psychopathen, der zurzeit bei Ihnen einsitzt? Hat er sie auf dem Gewissen?«
»Das weiß ich nicht.«
Mit kleinen kreisförmigen Bewegungen massierte der Mann seine Riesennase, eine schlechte Angewohnheit, die der Polizei wohlbekannt war. Dann sagte er: »Ich mag es nicht, dass er eine von mir auf dem Gewissen hat, ich mag das ganz und gar nicht. Er sollte vielleicht mal seine eigene Medizin zu schmecken bekommen, vielleicht nachdem wir uns ein bisschen mit einem Lötkolben vergnügt haben.«
»Er verdient es, ins Gefängnis zu kommen, und das tun Sie auch.«
»Dann hoffe ich, dass Sie bei ihm effektiver sind als bei mir. Gibt es sonst noch etwas?«
»Nein, und danke für Ihre Hilfe.«
Der Mann schloss die Tür, ohne zu antworten.
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36
A n diesem Mittwoch löste ein Unglück das nächste ab. Als Konrad Simonsen zurück ins Präsidium kam, informierten Arne Pedersen und Pauline Berg ihn gleich über die letzten Geschehnisse. »Dieser Gangsterboss, von dem du gerade kommst, hat angerufen«, begann Pauline. »Du warst ja selbst nicht da, weshalb man ihn an mich weitergeleitet hat. Liz Suensons richtiger Name lautet Elizabeth Juutilainen, und wir haben uns ein
mug shot
aus dem Jahr 1988 besorgt. Damals saß sie wegen Drogenschmuggels in Tampere ein. Sie war 1992 bei ihrem Verschwinden fünfundzwanzig Jahre alt, die Finnen senden uns noch weitere Daten, aber sie scheint leider in Andreas Falkenborgs Opferprofil zu passen, so dass sie aller Wahrscheinlichkeit nach sein viertes Opfer ist.«
Konrad Simonsen brummte: »Ja, davon war ich schon ausgegangen, was hast du sonst noch?«
»Eine Nachricht von Anna Mia, also deiner Tochter …«
»Und die lautet?«
»Du kannst sie erst morgen wieder erreichen, das hat irgendetwas mit dem Deckungsgrad des Netzes und aktuellen atmosphärischen Störungen zu tun.«
Die Nachricht ärgerte Konrad Simonsen mehr, als er es wahrhaben wollte. Er hatte sich darauf gefreut, sie zu sprechen. Ihre Telefonate waren so etwas wie kleine Refugien, wenn mal wieder alles beschissen lief. Es gelang ihm nur halbherzig, seinen Ärger hinunterzuschlucken, als er fragte: »Wie kann sie anrufen und sagen, dass sie nicht anrufen kann? Das ergibt doch keinen Sinn.«
Pauline Berg sagte schnell: »Vielleicht war das Schiff gerade auf dem Weg in diese Störungszone. Ich war ja noch nie in der Karibik, woher soll ich das also wissen.«
»Pauline kann ja wahrlich nichts dafür, Konrad«, mischte Arne Pedersen sich ein.
»Hast ja recht. Ist auch egal. Hat sie sonst noch was gesagt?«
Pauline Berg sah kurz zu Arne Pedersen, der den Zeigefinger vor seinem Mund kreisen ließ, um ihr zu sagen, dass ein wenig kreative Interpretation jetzt durchaus angeraten wäre.
»Ja, sie sagte, es ginge ihr gut, aber dass sie dich trotzdem vermisst und sich auf zu Hause freut. Und ich soll dich ganz lieb grüßen.«
Konrad Simonsen saugte die Worte förmlich in sich auf, und Pauline Berg konnte mit ihrer Liste weitermachen.
»Ja, also, einen Punkt habe ich noch. Oder machst du weiter, Arne …«
»Okay, du hast von der Polizeidirektorin einen öffentlichen Rüffel gekriegt. Sie hat vor zehn Minuten eine Erklärung abgegeben und sich negativ über die Methoden der Abteilung und deine Instruktionen für Poul geäußert.«
Konrads Mitarbeiter hatten erwartet, dass ihn diese Mitteilung treffen würde, stattdessen ging ein Strahlen über sein Gesicht: »Sieh mal an, und was ist sonst noch passiert? Was ist mit Poul?«
»Nichts, sie hat ziemlich viel Wert darauf gelegt, dass man ihm keinen Vorwurf machen kann. Du, und nur du, seist verantwortlich – sie meinte, du seist übermotiviert gewesen –, was sicher auch für sie als deine Vorgesetzte gelte. Außerdem hat sie angekündigt, dich zu einem ernsten Gespräch zu bitten, sobald diese Ermittlungen abgeschlossen sind, darüber hinaus wollte die Leitung diese Abhöraffäre aber nicht weiter kommentieren. Sie hat allerdings darauf hingewiesen, dass alle, die sich für weitere Informationen interessieren, herzlich eingeladen sind, an der für 17.00 Uhr anberaumten Pressekonferenz teilzunehmen.«
»Das war wirklich alles? Und was war mit den Fragen der Journalisten?«
»Es gab keine Fragen«, antwortete Pauline Berg.
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