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Das weiße Grab

Das weiße Grab

Titel: Das weiße Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Hammer , Søren Hammer
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zerschmetterte die Scheibe mit fünf harten, kurzen Schlägen, bei denen der größte Teil des Glases sich vom Rahmen löste, und sprang, ohne nachzudenken, nach draußen in den Garten.
    Sie wickelte ihre Hand aus, ließ den Becher zu Boden fallen und nahm einen langen Glassplitter, den sie auf einer Seite mit dem Stoff umwickelte, bevor sie sich umsah und aus vollem Hals rief:
    »Na, Andreas, kommst du jetzt und kämpfst mit mir, du jämmerliche Missgeburt. Na, was ist los mit dir?«
    Entschlossen, aber ohne Eile, ging sie zu ihrem Auto, öffnete die Tür und stieg ein. Sie verriegelte die Türen von innen, legte ihre Waffe auf den Beifahrersitz und steckte den Schlüssel ins Zündschloss. Ihr Fuß fand aber nicht das Gaspedal, sondern blieb an etwas ungewohnt Weichem hängen. Sie streckte den Arm nach unten, hob es hoch und starrte auf ihre tote Katze, deren Kopf mit einer dünnen Plastikfolie umwickelt war.
    Pauline Berg schaffte es, ihren Schrei herunterzuwürgen und kurz einen Blick nach hinten durch die Heckscheibe zu werfen. Dann drehte sie den Schlüssel herum, hörte den Motor starten, fand, dass es irgendwie nach Krankenhaus roch, drehte sich noch einmal um und starrte dieses Mal direkt in seine groteske Visage. In der nächsten Sekunde wurde ihr ein Lappen gnadenlos auf Mund und Nase gepresst. Das Letzte, was sie zu denken vermochte, war, dass er stark war, viel zu stark.

[home]
    46
    I m Morddezernat von Kopenhagen herrschte seit dem frühen Morgen hektische Betriebsamkeit. Jeder arbeitete bis zum Anschlag, und eine Unmenge von Kriminalbeamten war auf der Jagd nach Andreas Falkenborg. Er und Jeanette Hvidt
mussten
gefunden werden, bevor es zu spät war. Wenn es nicht bereits zu spät war, was alle befürchteten, niemand aber laut auszusprechen wagte.
    Im ganzen Land hatte dieser Fall die oberste Priorität, und die Nachbarbezirke von Kopenhagen hatten von der nationalen Polizeiführung die Order erhalten, für diesen Zweck zusätzliches Personal bereitzustellen. An vielen Orten waren aber auch Beamte, die eigentlich freihatten, aus eigenem Antrieb zur Arbeit erschienen.
    Konrad Simonsen stand an der Spitze der Operation, an der unzählige Männer und Frauen beteiligt waren. Als Leiter des Einsatzes war es seine Aufgabe, seine Ressourcen so effektiv wie möglich einzusetzen und dafür zu sorgen, dass alle Hinweise aus der Bevölkerung schnell und kompetent überprüft wurden. Tags zuvor hatte der Fall für dicke Schlagzeilen und sogar Sondersendungen in Radio und Fernsehen gesorgt. Die Zeitungen titelten an diesem Morgen mit der Entführung von Jeanette Hvidt und dem Fund von Annie Lindberg Hanssons Leiche in Præstø. Das Resultat war vorhersehbar. Jeder Däne, der Augen im Kopf hatte, kannte jetzt Andreas Falkenborgs Porträt und viele sicher auch seinen weißen Lieferwagen samt Nummernschild, weshalb die Telefone auf den Polizeiwachen des Landes nicht mehr stillstanden. Besonders das Präsidium in Kopenhagen ging unter der Last der wohlgemeinten Hinweise beinahe in die Knie.
    Arne Pedersen saß in Konrad Simonsens Büro und wartete, während sein Chef ein Telefonat beendete. Es war das dritte Mal innerhalb einer halben Stunde, was im höchsten Maße ärgerlich, aber unvermeidbar war. Konrad Simonsen konnte sich nicht isolieren, denn die Menschen, die zu ihm durchgestellt wurden, waren genau ausgewählt und schienen außergewöhnlich wichtige Mitteilungen zu haben, die sich dann in der Regel aber als unwichtig herausstellten. Wie jetzt, als Konrad mit wütendem Blick den Hörer auf die Gabel knallte.
    »Etwas Interessantes?«
    »Nein, kann man nicht gerade sagen. Du musst noch mal nach unten zur Telefonzentrale gehen und organisieren, dass die nicht jeden durchstellen. So geht das nicht. Ich glaube, da sitzen irgendwelche unerfahrenen Leute, die Angst haben, selbst Entschlüsse zu fassen, so dass sie die Gespräche zu mir weiterleiten, einfach um sicher zu sein.«
    »Ich kümmere mich darum, sobald wir fertig sind. Es dauert bestimmt nicht lange.«
    »Wir haben doch noch gar nicht angefangen. Was wolltest du noch mal von mir?«
    »Zwei Sachen, guck dir erst mal das hier an. Das ist ein Film.«
    Arne Pedersen hatte seinen Laptop vorbereitet. Konrad Simonsen stellte sich hinter ihn und brummte: »Ich hoffe, der dauert nicht lange?«
    »Nur zweiunddreißig Sekunden.«
    »Okay, und was sehen wir uns an?«
    »Ein Bankschließfach in der Genossenschaftsbank in Roskilde, aufgenommen heute Vormittag um 10.09

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