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Das weiße Grab

Das weiße Grab

Titel: Das weiße Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Hammer , Søren Hammer
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der Schublade, hockte sich hin und tat die Hälfte der Dose in den Fressnapf. Noch in der Hocke sitzend, kam sie auf einmal ins Stocken, überwältigt von dem ebenso absurden wie angenehmen Gefühl, an dieser Stelle in ihrer Küche zu hocken. Als hätte sie den exakt richtigen Ort gefunden, wie unpraktisch er auch sein mochte. Sie musste lächeln über ihre eigene Paranoia, blieb aber trotzdem noch eine Weile sitzen, um Kraft zu sammeln. Als sie sich wieder aufgerichtet hatte, drückte sie einen Plastikdeckel auf die angefangene Dose und stellte sie in den Kühlschrank, während sie dem Drang widerstand, sich noch einmal auf den Boden zu setzen.

    Pauline Berg genoss ihren Film. Sie hatte ihn zwar schon oft gesehen, konnte sich aber jedes Mal aufs Neue von ihm verzaubern lassen. Dann wurde plötzlich unten am Bildschirm eine Eilmeldung über Julia Roberts eingeblendet und eine Extra-Ausgabe der Nachrichten in zehn Minuten angekündigt. Ein Schauer lief über ihren Rücken. Nachrichten, die so wichtig waren, dass dafür das Programm geändert wurde, waren nur selten positiv. Ein kurzer Blick in den Videotext ergab kein Resultat, so dass sie nichts anderes tun konnte als warten. Mit einem Mal hatte der Film seine Magie verloren, und sie nutzte die nächsten zehn Minuten, um im Haus und auf der Terrasse nach Gorm zu rufen, ohne dass die Katze sich zeigte. Sonst war der Kater zu den Essenszeiten immer da. Andererseits war er seit dem Umzug deutlich selbständiger geworden. Schließlich hatte er jetzt ein Revier zu verteidigen. Hin und wieder hörte sie die Katzen Kämpfe ausfechten, und manchmal kam Gorm morgens zerkratzt und müde, aber stolz wie Oskar anmarschiert. Es gab keinen Zweifel, dass die Luftveränderung ihm gutgetan hatte.
    Sie setzte sich wieder auf ihren Sessel, bereit, die Nachrichten zu sehen, aktivierte die Lautstärke, die sie vorher auf lautlos gestellt hatte, damit sie die Katze hörte, und sah gerade noch zwei ernst aussehende Nachrichtensprecher im Studio sitzen, als ihr Fernseher schwarz wurde. Nicht nur Bild und Ton verloschen, auch die Standby-Lampe war mit einem Mal aus. Sie versuchte, das Gerät mit der Fernbedienung wieder einzuschalten, aber ohne Erfolg, und auch die Knöpfe am Apparat schienen tot zu sein. Ihr erster Gedanke galt ihrer finanziellen Situation, und sie fürchtete, jetzt monatelang nicht fernsehen zu können, doch dann kam ihr in den Sinn, dass sie das Gerät erst vor wenigen Monaten gekauft hatte und darauf folglich noch Garantie bestehen musste.
    Irritiert ging sie in ihr Arbeitszimmer und schaltete den Computer ein. Draußen klatschte jetzt der Regen an die Scheibe, und das unregelmäßige Prasseln der Tropfen und das Heulen des Windes um die Hausecke gaben ihr das Gefühl, wie auf einem Präsentierteller zu sitzen, so dass sie die Gardine zuzog. Sobald der PC hochgefahren war, öffnete sie ihren Web-Browser und klickte die Nachrichtenseite des
Dagbladet
an. Zu ihrer großen Überraschung landete sie aber auf der Homepage des Louvre in Paris, und das, obwohl im Adressfeld mit
dbnews.dk
die richtige Adresse stand. Sie versuchte es mit
dr.dk,
doch das Resultat war das gleiche, und auch die drei folgenden Adressen brachten das gleiche Ergebnis. Sie hatte mit ihrem Computer schon viel Seltsames erlebt, etwas derart Unverständliches aber noch nie. Sie erwog, die Maschine neu zu starten, öffnete aber zuvor Windows Messenger, um in Kontakt mit ihrer Umwelt treten zu können, nachdem schon Handy, Fernseher und jetzt auch der Computer ihr den Dienst verweigert hatten. Sie war richtiggehend erleichtert, als das Programmfenster sich ganz normal öffnete und sie ihre paranoiden Gedanken erst einmal beiseiteschieben konnte. Drei Freunde waren online, und sie entschied sich für einen alten Schulkameraden, dem sie meist aus dem Weg ging, weil er sie geradezu vergötterte. An einem Abend, an dem einfach alles den Bach runterzugehen schien, war ein bisschen Anbetung aber durchaus willkommen.
    Prinzessin Pauline: Hallo Mads, hast du die Nachrichten gesehen? Mein Fernseher ist kaputt.
    Mads aus Rødovre: Pauline, schön dich zu sprechen!!!
    Nachrichten? Okay, was willst du wissen?
    Prinzessin Pauline: Die Sondersendung im Fernsehen. Worum ging es da?
    Mads aus Rødovre: Das solltest du doch wissen! Du bist doch noch bei der Polizei, oder? ☺☺☺
    Prinzessin Pauline: Bei der Polizei, ja. Hab mich heute aber krankgemeldet. Was für Nachrichten?
    Mads aus Rødovre: Warum schreibst du das,

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