Das weiße Grab
als er zum Ende gekommen war, sagte keiner von ihnen etwas, so dass schließlich wieder Asger Graa das Wort ergriff und um Verzeihung bat: »Das Ganze tut mir so leid, wirklich ganz schrecklich leid, und ich sehe, dass meine Chance, doch einmal hier …«
Poul Troulsen fiel ihm ins Wort: »Halten Sie den Mund!«
Dann fragte er, an Konrad Simonsen gewandt: »Hast du etwas für ihn?«
Konrad Simonsen schüttelte kurz den Kopf, und die Comtesse sagte schließlich: »Verschwinden Sie.«
Asger Graa ging mit gesenktem Kopf aus dem Büro. Noch bevor er die Tür geschlossen hatte, informierte Poul Troulsen sie, was sie in Pauline Bergs Haus entdeckt hatten.
»Der Ablauf steht mittlerweile so ziemlich fest, aber es gibt so gut wie nichts, was uns helfen würde, ihn aufzuspüren.«
Konrad Simonsen hatte das bereits befürchtet.
»Die Comtesse muss dringend etwas erledigen. Was für eine Schlussfolgerung ziehst du? Glauben wir noch daran, dass Pauline und Jeanette leben?«
»Ja, das ist höchst wahrscheinlich.«
Konrad Simonsen sah zur Comtesse hinüber, die aber bereits im Begriff war, das Büro zu verlassen. Dann fragte er Poul Troulsen: »Also, was ist passiert?«
»Andreas Falkenborgs Fingerabdrücke finden sich im ganzen Haus, er war in jedem Zimmer oder hat zumindest einen Blick hineingeworfen, vermutlich während Pauline weg war. Wir wissen aber nicht, wo sie war. Vielleicht hat sie einfach Besorgungen gemacht.«
»Wann war das?«
»Vermutlich gestern Vormittag, spätestens im Laufe des Nachmittags. Ein Techniker hat seine Fingerabdrücke auf einem Milchkarton in ihrem Kühlschrank gefunden. Das Datum ist eindeutig. Wir untersuchen gerade, wann und wo er seine Kreditkarte benutzt hat.«
»Auf einem Karton Milch? Wieso das denn?«
»Keine Ahnung, aber er scheint wirklich überall herumgekramt zu haben.«
»Was habt ihr sonst noch?«
»Er hat ihren Computer manipuliert, aber der wird zurzeit noch von unseren Spezialisten untersucht. Und er scheint ihren Fernseher kurzgeschlossen zu haben.«
»Okay.«
»Am Abend, das muss so gegen elf Uhr gewesen sein, hat er ihr dann aufgelauert und sie irgendwann in einem Zimmer eingeschlossen. Sie scheint es geschafft zu haben, ihre Waffe zu ziehen, aber sie war nicht geladen.«
»Das klingt merkwürdig.«
»Trotzdem, im Moment ist das unsere Theorie, vielleicht ändert sie sich in den kommenden Stunden aber noch. Ich habe mich in erster Linie auf die Frage konzentriert, wohin er sie gebracht haben könnte.«
»Natürlich, weiter.«
»Irgendwann ist sie aus dem Zimmer, in dem er sie eingesperrt hat, ausgebrochen. Er hatte die Fenster von außen verschraubt, damit sie sie nicht öffnen konnte, weshalb sie die Scheibe eingeschlagen hat.«
»Nicht zu viele Details, Poul.«
»Okay, ja. Also, nachdem sie durch das Fenster nach draußen geklettert ist, hat sie sich aus einer Scherbe und einem Lappen eine Art Waffe gemacht. Die haben wir in ihrem Auto gefunden, aber leider kam diese Waffe nicht mehr zum Einsatz. Er muss auf dem Rücksitz gelegen und auf sie gewartet haben, und schließlich hat er sie mit Chloroform betäubt. Das Auto wird gerade technisch untersucht.«
»Was hat er dann mit ihr gemacht?«
»Es sieht so aus, als hätte er sie durch den Wald hinter ihrem Haus zu seinem Auto getragen. Das hatte er auf der anderen Seite des Wäldchens geparkt. Die Hunde konnten seiner Fährte problemlos folgen. Danach haben wir seine Spur verloren.
»War es der Kastenwagen?«
»Wir haben Reifenabdrücke, auch die werden noch untersucht, aber auf den ersten Blick sieht es danach aus. Du musst übrigens damit rechnen, dass sie sich über mich beschweren werden.«
Konrad Simonsens Handbewegung ließ keinen Zweifel daran, dass ihm das im Augenblick vollkommen egal war.
»Was war das mit dieser Katze?«, wollte er noch wissen.
»Die lag tot neben ihrem Auto, mit gebrochenem Genick. Er muss den Kopf des Tieres, nachdem er es umgebracht hatte, mit Frischhaltefolie aus Paulines Küche umwickelt haben. Vielleicht, um ihr Angst zu machen.«
»Während sie zugesehen hat?«
»Das glauben wir nicht, aber sicher ist das nicht. Vielleicht hat die Katze auch an einem anderen Ort gelegen, so dass sie einen Schock bekam, als sie sie sah.«
»Wo waren ihre Autoschlüssel?«
»Die steckten im Schloss.«
»Und die Ersatzschlüssel?«
»Mist, daran hab ich nicht gedacht.«
»Ist vermutlich ohne Bedeutung. Wissen wir mit Sicherheit, dass sie am Leben war, als er sie durch den Wald
Weitere Kostenlose Bücher