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Das weiße Grab

Das weiße Grab

Titel: Das weiße Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Hammer , Søren Hammer
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getragen hat?«
    »Nein, aber mit höchster Wahrscheinlichkeit.«
    »Warum?«
    »Weil wir neben dem Auto eine Rolle Gaffer Tape gefunden haben. Das ist ja sein Lieblingshilfsmittel.«
    »Man fixiert keine Leiche, und man betäubt auch keine Frau, um sie gleich darauf umzubringen. Sind das in etwa eure Argumente?«
    »Ja, und ich bin mir ziemlich sicher, dass das nicht bloß Wunschdenken ist.«
    »Bestimmt nicht. Hast du sonst noch etwas?«
    »Ja, eine Quittung über farbige Kontaktlinsen. Das passt zu dem, was dieser Idiot eben über Paulines Augenfarbe erzählt hat.«
    »Das klingt nicht sonderlich interessant.«
    »Ist es aber, weil ich ihre Linsen nicht finden konnte.«
    »Du meinst, sie hat sie noch getragen?«
    »Nein, die ganze Schachtel war weg. Und im Mülleimer war sie auch nicht. Ich glaube, Andreas Falkenborg hat sie mitgenommen. Ja, also, es fällt mir ja nicht leicht, das zu sagen, aber …«
    Konrad Simonsen sagte ruhig: »Du meinst, sie soll sie tragen, wenn er sie umbringt?«
    »Ja, das denke ich. Denn dass er vorhat, sie umzubringen … ich meine, daran bestehen doch wohl kaum Zweifel.«

[home]
    47
    I hr Kopf dröhnte, nachdem sie betäubt worden war, und dieser Zustand wurde durch den infernalischen Lärm, der in regelmäßigen Abständen auf sie einhämmerte und ihr das Trommelfell zu zerreißen drohte, nur noch verschlimmert. Sie konnte nichts sehen, und nur langsam, peu à peu, wurde sie sich ihrer Situation bewusst. In ihrem Mund war ein Lappen, der mit einem Klebeband festgehalten wurde, das sich in Wangen und Nacken schnitt, sobald sie den Kopf zu bewegen versuchte. Ihr Gesicht war mit einem Stoff bedeckt, der sich wie das synthetische Innenfutter einer Jacke anfühlte, doch man hatte ihr Gesicht nur nachlässig verhüllt, so dass sie etwas Licht und ein Stückchen eines Betonbodens sehen konnte, wenn sie den Blick nach unten richtete. Weißer, trockener Staub drang durch den Spalt zwischen Hals und Tuch, und sie musste immer wieder husten. Sie glaubte jedes Mal zu ersticken, weil ihr der Knebel das Atmen erschwerte, so dass sie schnell lernte, in den entscheidenden Momenten die Luft anzuhalten. Sie saß auf einem Stuhl, dessen Beine sich nicht einen Millimeter bewegen ließen, wenn sie hin und her ruckte, und ihre Handgelenke waren auf beiden Seiten des Stuhls mit Handschellen an die Armlehnen gefesselt.
    Der Lärm hielt eine ganze Weile an, doch irgendwann konnte sie auch noch andere Geräusche unterscheiden, das Scheppern eines Werkzeugs, wenn der Lärm verstummte, ein Wischen wie von einem Besen, das Rücken eines Stuhles und vereinzelte Schritte.
    Dazu kamen die Geräusche eines Menschen, der harte körperliche Arbeit auszuführen schien: Einmal drang sogar ein ganzer Satz an ihr Ohr, dessen Sinn sie aber nicht verstand. Später wurde der infernalische Lärm abgelöst von einem Geräusch, als grabe jemand ein Loch, doch zu diesem Zeitpunkt wusste sie bereits, was vor sich ging. Andreas Falkenborg war dabei, ihre letzte Ruhestätte vorzubereiten, und hatte sich dafür allem Anschein nach durch eine Betondecke hämmern müssen. Merkwürdigerweise hielt ihre Angst sich in Grenzen, und sie erschrak nicht einmal, als sie bemerkte, dass er ihr während ihrer Betäubung die Kontaktlinsen eingesetzt haben musste.
    Das Gefühl für die Zeit war ihr vollkommen abhandengekommen. Sie hatte keine Ahnung, wie viele Stunden vergangen waren, seit ihr der Stoff vom Kopf und der Knebel aus dem Mund genommen worden waren. Das weiße, grelle Licht im Raum blendete sie. Sie kniff die Augen zusammen, bis sie irgendwann wieder richtig sehen konnte. Ihr Kidnapper trug die Maske, ein Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln und eine kurze Hose. Die Kombination war höchst bizarr, noch dazu schwitzte er wie ein Schwein. Unmittelbar vor ihr, nur ein paar Meter entfernt, war wie erwartet ein Loch im Boden, viereckig, etwa 1 x 1 , 5 m groß, parallel zur Wand. Der Raum, in dem sie sich befand, war eine Art Keller mit unverputzten, kahlen, grauweißen Betonwänden, die von der nackten Glühbirne an der Decke angestrahlt wurden. An einer Wand lehnte ein schwarzes meterhohes Holzkreuz. Zu ihrer Linken war eine rote Metalltür, doch ansonsten schien es nur den Stuhl zu geben, auf dem sie saß. Als sie ihren Blick nach unten richtete, sah sie, dass die Stuhlbeine mit schweren Beschlägen am Betonboden befestigt worden waren. Und sie war nicht die einzige Person im Raum. Rechter Hand, etwas versetzt hinter ihr, saß Jeanette

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