Das weiße Grab
decken sollen, sollte etwas schiefgehen. Abgesehen von Bertil Hampel-Koch natürlich. Man könnte wirklich meinen, dass der Herr Staatssekretär irgendwie von Ihnen abhängig ist, aber das geht mich nichts an. Die Frage ist, ob wir auch Gebrauch von diesem neuen … sollen wir sagen, Werkzeug … machen wollen … wenn es denn so weit kommen sollte.«
Konrad Simonsen antwortete ohne Umschweife: »Wenn das der einzige Ausweg ist, ja.«
Die beiden Männer sahen die Comtesse an.
»Sagen Sie mir erst, wie Sie hier ins Bild passen. Waren Sie von Anfang an informiert?«, fragte sie den PET -Chef.
»Natürlich nicht. Ich bin wie die anderen zu dieser Sitzung eingeladen worden, das ist meine einzige Verbindung, aber wenn ich schon da bin, reagiere ich natürlich auch so, wie das von mir erwartet wird. Aber sagen Sie uns, was Sie denken? Sind auch Sie bereit, die Folterbank auszupacken, wenn es keine andere Möglichkeit mehr gibt?«
Sie hielt seinem Blick stand.
»Wenn wir damit Paulines und Jeanette Hvidts Leben retten können, bin ich, ohne mit der Wimper zu zucken, dabei. Aber auf keinen Fall aus Rache oder um ihn zu strafen.«
Der PET -Chef klatschte in die Hände.
»Dann ist die Sache entschieden. Jetzt fehlt uns nur noch das
Wie
und
Wann.
Fangen wir mit dem zweiten Teil an. Ich kann meine Leute innerhalb von zwei Stunden abstellen, sie legen dann einen eisernen Ring um ihn, sobald wir ihn aufgespürt haben. Ich verstehe nur nicht, warum das noch nicht geschehen ist. Ich meine, Sie kennen sein Aussehen, sein Auto, es wird überall nach ihm gefahndet, und trotzdem ist er seit mehr als vierundzwanzig Stunden auf freiem Fuß. Dabei bewegt er sich allem Anschein nach doch kreuz und quer in der Region, wie es ihm gefällt. Was zum Henker geht da vor?«
Die Frage war an Konrad Simonsen gerichtet, der den Hals etwas einzog, dann aber ehrlich eingestand: »Ich weiß es nicht, genau das verwundert uns auch. Leider sieht er hundsgewöhnlich aus, wie man so schön sagt, aber trotzdem sollten wir ihn im Laufe des Tages aufspüren. Wir denken allmählich, dass er sich ein anderes Fahrzeug beschafft hat oder vielleicht öffentliche Transportmittel nutzt. Auch wenn unser Psychologe vom Gegenteil überzeugt ist.«
»Wenn Sie ihn nicht bald finden, spielt der Rest keine Rolle mehr, wenn es nicht ohnehin schon zu spät ist.«
»Glauben Sie wirklich, dass wir uns dieser Tatsache nicht bewusst sind?«, fragte die Comtesse wütend.
»Doch, natürlich, tut mir leid. Lassen Sie uns davon ausgehen, dass Sie ihn morgen aufspüren und wir unser Netz um ihn ziehen können …«
Er sah zu Konrad Simonsen.
» … ich gehe doch davon aus, dass das noch immer Ihr Plan ist. Sie wollen ihn doch nicht gleich festnehmen, oder?«
»Nein, absolut nicht. Er wird mit Sicherheit die Aussage verweigern, und dann sind wir schachmatt. Ganz besonders nach diesem Abend. Ich meine, unsere Chefs haben keinen Zweifel daran gelassen, welche Rechtsprinzipien in diesem Land gelten.«
»Okay, ich habe mit nichts anderem gerechnet. Aber dann kommt der schwere Teil der Frage: Wie sollen wir das machen? Haben Sie irgendeine Idee?«
Die Comtesse schüttelte missmutig den Kopf.
»Ja«, sagte Konrad Simonsen zur Überraschung der beiden anderen, die ihn erstaunt ansahen.
»Sie beide kennen doch Marcus Kolding, gemeinhin wird er nur als Doktor Cold bezeichnet …«
Er erzählte von seinem Besuch am letzten Mittwoch und davon, dass eines der Opfer von Andreas Falkenborg die Finnin Elizabeth Juutilainen war, die als Liz Suenson für Marcus Kolding Kurierdienste übernommen hatte.
Als er zum Ende gekommen war, erwog der PET -Chef den nicht ausgesprochenen Vorschlag und schloss zögernd: »Das reicht nicht, Konrad. Marcus Kolding ist nicht der Mann, der der Polizei freiwillig einen Gefallen tut. Der ist durchaus in der Lage, seinen Rachedurst im Zaum zu halten, wenn sich das für ihn rechnet. Er wird sicher mehr wollen, darüber sind Sie sich doch wohl im Klaren?«
Konrad Simonsen wandte sich schweren Herzens an die Comtesse.
»Geh mal kurz auf den Innenhof. Du musst nicht auch noch für diese Sache verantwortlich sein.«
»Nein!«
Er akzeptierte ihre Antwort ohne Widerrede und fragte den PET -Chef: »Haben Sie Zugang zu den Kriminalakten?«
»Ich habe Zugang zu allen Akten wie Sie auch.«
»Nicht ohne Aufsehen zu erregen.«
»Hm, was wollen Sie?«
»Wir haben einen ziemlich hochstehenden Informanten in Marcus Koldings Organisation.«
Die Comtesse
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