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Das weiße Grab

Das weiße Grab

Titel: Das weiße Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Hammer , Søren Hammer
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konnte ihr Entsetzen kaum zurückhalten. Der PET -Chef hingegen nickte: »Sie wollen Marcus Kolding, wenn er uns hilft, als Bezahlung einen Tipp bezüglich des Maulwurfs geben?«
    »Ja.«
    »Sie wissen, was das bedeutet?«
    »Ja.«
    »Sie nehmen selbst Kontakt mit dem Doktor auf, wenn Andreas Falkenborg gefunden worden ist?«
    »Ja.«
    »Wunderbar, dann fehlen uns nur noch zwei Sachen. Ich werde gezwungen sein, meine Leute abzuziehen, wenn der Doktor Andreas Falkenborg in die Finger kriegen soll, für diesen Befehl dürfen wir nicht zur Verantwortung gezogen werden.
The blame game,
ich weiß. Ich werde im Laufe der Nacht eine Lösung finden, die wir dann diskutieren können. Aber der letzte Punkt ist der wichtigste – Konrad, es wird mindestens einen Tag dauern,
nachdem
Andreas Falkenborg gefunden worden ist, um das alles umzusetzen, und das bedeutet, dass von allen Seiten ein unheimlicher Druck auf Sie ausgeübt werden wird, diesen Falkenborg endlich zu verhaften. Ich weiß, dass Sie gerade erst Ihre alleinige Befehlsmacht quasi auf dem Silbertablett serviert bekommen haben, aber halten Sie so lange durch?«
    »Ich habe keine andere Wahl.«
    Die Comtesse war weniger zögerlich: »Du schaffst das, wir schaffen das. Sind wir dann fertig?«
    Sie beendeten ihr Gespräch und trennten sich draußen auf dem Højbro Plads. Der PET -Chef gab ihnen in einer seltsam anmutenden Geste die Hand, aber beide schlugen ein. Bevor er ging, sagte er in einer Mischung aus Ernst und Ironie: »Des einen Leben, des anderen Tod. Das hätte ich Ihnen nicht zugetraut, Konrad.«
    »Dann haben Sie sich geirrt, auch wenn ich auf diese zynische Bemerkung gerne verzichtet hätte.«
    »Sie meinen meine zynische, aber wahre Bemerkung?«
    Konrad Simonsen wurde von der Comtesse fortgezogen und blieb ihm die Antwort schuldig.

[home]
    52
    J eanette Hvidts verzweifeltes Schluchzen drang durch die Dunkelheit, während Pauline Berg versuchte nachzudenken. Es war schwierig, auch nur an einem Gedanken festzuhalten. Ihre Situation war hoffnungslos, und allem Anschein nach gab es nichts, was sie tun konnte, um diese Situation zu ändern. Die beiden Handschellen wirkten ebenso solide wie die Lehnen, an denen sie festgemacht waren, so dass sie keine Chance hatte, sich zu befreien. Hilfe konnte also nur von außen kommen. Die Tatsache aber, dass Andreas Falkenborg betont hatte, sie könnten so viel schreien, wie sie wollten, ließ auch eine solche Rettung als äußerst fraglich erscheinen. Ihr blieb also nichts anderes übrig, als ihre fünf Sinne so effektiv wie nur möglich zu nutzen, um trotzdem noch das Beste aus der Situation zu machen. Von zentraler Bedeutung war, mit all ihren zur Verfügung stehenden mentalen Mitteln die Panik zu bekämpfen, die ihr Gemüt und ihre Gedanken beständig zu überspülen drohte.
    Sie drehte den Kopf und befahl Jeanette Hvidt: »Hör mit diesem Geflenne auf!«
    Das Mädchen gehorchte nicht, im Gegenteil, ihr Weinen wurde nur noch lauter. Pauline Berg schrie: »Jetzt hör schon auf, oder willst du hier unten in diesem Loch verrecken?«
    Das Weinen hörte für einen Moment auf, als Jeanette Hvidt schluchzend sagte: »Ich will nicht sterben. Und ich werde hier unten auch nicht sterben.«
    »Jetzt sei ruhig, oder glaubst du wirklich, dass dir dein Heulen hilft?«
    Nach einer Weile wurde Jeanette ruhiger und erwiderte: »Du hast verloren, du wirst sterben, wenn er zurückkommt.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Du musst in die Tüte, nicht ich.«
    »Ja, verdammt, ich weiß, dass es mich getroffen hat. Musst du das noch so betonen?«
    Jeanette Hvidt hörte nicht zu, sondern redete weiter: »Ich tue alles, was er sagt, mich bringt der nicht um.«
    Pauline Berg wusste nicht recht, wie sie mit dem Mädchen umgehen sollte. Sagte sie ihr die Wahrheit, riskierte sie, dass sie total in Panik ausbrach, weshalb sie so tat, als glaubte sie an ihre dumme Hoffnung: »Vielleicht hast du eine Chance, ja, aber hör mir jetzt zu …«
    Jeanette Hvidt hörte nicht zu, sondern folgte ihren eigenen Gedanken: »Ich muss nur für den Rest meines Lebens seine Sklavin sein, darf nie frech werden, muss immer tun, was er sagt.«
    »Ja, mag sein. Könntest du mir zur Abwechslung mal zuhören?«
    »Da drüben, das ist nur ein Grab, und das ist für dich. Mich behält er.«
    »Mag sein, ja, aber dann bist du allein, Jeanette.«
    »Ich habe doch ihn.«
    Die Antwort kam zögernd, und Pauline wurde deutlich, dass das Mädchen kurz davor war, den Verstand zu verlieren.

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