Das weiße Grab
ist doch schon etwas. Der zweite Mord findet dann frühestens morgen statt.«
Poul Troulsen drückte aus, was alle dachten: »Die Frage ist nur, ob das einen Unterschied macht. Aber wie auch immer, wir haben noch einen anderen Indikator dafür, wo er sich heute aufgehalten hat, und der ist topaktuell. Ich habe das gerade mit Malte besprochen, es geht um die Anrufe bei seinem Tonserver, oder wie man dieses technische Zeug nennt.«
»
Tonserver,
was soll ich mir denn darunter vorstellen?«, fragte die Comtesse.
»Also, das ist technisch ziemlich kompliziert, so richtig erklären kann ich dir das nicht, aber das ist der Ort, an dem er die Tondateien seiner Abhöraktionen, unter anderem bei Konrad, speichert. Seine Mikrophone und Sender sind mit dem Netz gekoppelt, aber über Details musst du dich mit Malte unterhalten. Auf jeden Fall hat er sich um 12.41 Uhr von einem Computer in Lyngby bei seinem Server eingeloggt, also vor gut einer halben Stunde. Er hat das leider über eine ungeschützte WLAN -Verbindung gemacht, und die entsprechende …«
Poul Troulsen blätterte durch seine Notizen.
»… IP- Adresse ist unbekannt, das heißt, daran wird noch gearbeitet. Wir können deshalb aber mit Sicherheit sagen, dass er sich um zwanzig vor eins am Ulrikkenborg Plads in Lyngby aufgehalten hat.«
»Wissen wir, ob er sich heute schon einmal in seinen Server eingeloggt hat oder wie oft er den in der Regel überprüft?«, fragte Konrad Simonsen.
»Diese Daten werden noch generiert. Es war gar nicht so leicht, diesen Server aufzuspüren, richtig weitergekommen sind wir erst, nachdem Interpol die Überwachung in England aktiviert hat, denn dort befindet sich dieser Server. Die Sperre hier bei uns hat er durch einen Umweg über die USA umgangen. Euch muss aber klar sein, dass ich jetzt nur weitergebe, was andere mir gesagt haben, tut mir leid. Ich selbst verstehe dieses technische Zeug auch nicht.«
»Das macht nichts, solange du mir sagen kannst, was das für uns bedeutet.«
»Wir können dadurch sehen, wo sein Laptop war, und da er den vermutlich in seinem Auto hat, zeigt uns das auch, wo er sich zu der entsprechenden Zeit befunden hat. Sollte er regelmäßig mit seinem Server Kontakt aufnehmen, hätten wir außerdem eine gute Chance, ihn zu finden.«
»Wann sind die so weit?«
»Sie meinten in etwa einer Stunde, und die ist jetzt bald rum. Es nützt aber nichts, die Jungs unter Druck zu setzen. Sie arbeiten so schnell, wie sie nur können.«
»Setz sie trotzdem unter Druck.«
Poul Troulsen nahm sein Handy aus der Tasche und ging vor die Tür. Gleich darauf war er wieder zurück: »In fünf Minuten schicken sie uns eine Karte und eine Liste.«
»In der Kriminaltechnik gibt es eine Expertin für geographische Informationssysteme, ich glaube jedenfalls, dass das so heißt. Sie kann da vielleicht relevante Schlussfolgerungen ziehen …«, sagte Konrad Simonsen.
Poul Troulsen unterbrach ihn: »Sie sitzt bereits gemeinsam mit zwei Mathematikern von der Kopenhagener Uni bei mir im Büro und wartet.«
»Wunderbar. Ich habe selbst noch etwas über diesen Schlüssel, aber damit muss ich euch nicht lange aufhalten. Vermutlich ist das eine Niete, die Nummer auf dem Schlüssel gehört zu einem Vorhängeschloss mit der gleichen Nummer. Das Zeug ist über eine Eisenwarenkette vor gut zehn Jahren verkauft worden. Die Ware war natürlich für Menschen gedacht, die viele solcher Schlösser am gleichen Ort hatten, man konnte die aber auch einzeln kaufen. Es ist natürlich noch immer möglich, dass das der Schlüssel zu seinem Lager ist, aber finden werden wir es durch diese Info nicht.«
Es klopfte an der Tür. Die Comtesse öffnete, und ein Beamter reichte ihr einen Umschlag. Sie holte den Inhalt heraus, breitete die Karte der Hauptstadtregion auf dem Tisch aus und las hastig die beigefügte Liste durch, während die anderen die Karte studierten.
»Es ist unglaublich, dass der so herumkurvt, wenn alle nach seinem Auto suchen«, sagte Poul Troulsen. »Ich meine, nicht nur wir suchen nach ihm, sondern auch die Taxifahrer, Postboten und Fahrradkuriere, und die haben doch alle Augen im Kopf.«
»Es kann nur eine Frage der Zeit sein«, meinte Konrad Simonsen. »Vielleicht hatte er einfach Glück. Und ein Teil der Informationen, die wir bekommen haben, stimmen sicher mit der Karte überein. Wie viele Punkte sind es?«
Die Comtesse zählte die Liste durch und antwortete: »Sechzehn, davon heute schon fünf.«
»Ernesto, was macht der
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