Das weiße Grab
Tagen eingecheckt hatte.
Konrad Simonsen instruierte die Comtesse: »Der Chef des PET ist unterwegs, und du wirst ihn empfangen. Ich gehe davon aus, dass er irgendein elektronisches Equipment mitbringt, damit wir Andreas Falkenborgs Bewegungen auf einem Bildschirm verfolgen können. Richte den großen Sitzungssaal als Kontrollraum ein. Ich bin spätestens in ein paar Stunden wieder da, aber ich mache mein Handy aus, ihr könnt mich also nicht erreichen.«
»Was meinst du mit Kontrollraum?«
»Weiß nicht, war bloß so dahergesagt. Aber wir müssen seine Bewegungen auf dem großen Bildschirm verfolgen können. Und die Kantine soll uns Sandwiches und Wasser zur Verfügung stellen … Verdammt, muss ich denn jedes Detail selbst regeln?«
»Nein, ich verstehe. Kontrollraum ist schon die passende Bezeichnung, fahr nur.«
»Wo zum Henker willst du denn hin? Was kann denn jetzt wichtiger sein als unsere Arbeit hier?«, fragte Poul Troulsen verblüfft.
Die Comtesse hatte sich wieder gefasst und fiel ihm brutal ins Wort: »Mach du deine Arbeit, Poul. Und vertrau darauf, dass Konrad in der Lage ist, sich um seine Aufgaben zu kümmern.«
Poul Troulsen verließ das Büro, so hatte die Comtesse noch nie mit ihm geredet.
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56
M arcus Kolding und Konrad Simonsen trafen sich, wie es der Zufall wollte, in Hareskoven, weniger als drei Kilometer von dem Ort entfernt, an dem Pauline Berg einsam in ihrem Bunker hockte und um ihr Leben kämpfte. Sie stiegen aus ihren Autos und gingen bei schönstem Sonnenschein Seite an Seite durch den Wald. Konrad Simonsen begann das Gespräch damit, dem Mann für seine Unterstützung bei der Identifikation des finnischen Mädchens, Elizabeth Juutilainen, zu danken, und erhielt ein gleichgültiges Schulterzucken als Antwort. Ihre nachfolgende Konversation war barbarisch und primitiv, aber für beide durchaus produktiv.
Des einen Leben, des anderen Tod
– wie der PET -Chef nach dem Treffen im Justizministerium zu Konrad Simonsen gesagt hatte – war im Begriff, blutiger Ernst zu werden.
Marcus Kolding dachte lange über den Vorschlag des Hauptkommissars nach, ehe er mit neutraler Stimme zusammenfasste: »Ich kidnappe und foltere euren Serienmörder, bis er damit rausrückt, wo er die Frauen versteckt hat, und Sie sagen mir im Gegenzug, wer der Spitzel ist, den es angeblich in meiner Organisation gibt.«
»Ja, das ist der Deal.«
»Wie ist das mit diesem Psychopathen – wie heißt der noch mal, den Namen habe ich schon wieder vergessen.«
»Andreas Falkenborg.«
»Wollen Sie den lebendig wiederhaben?«
Sie gingen ein paar Schritte weiter, ehe Marcus Kolding aufging, dass er keine Antwort erhalten würde.
»Okay, ich verstehe«, sagte er geschäftsmäßig.
Die einzige Kontroverse, die zwischen den Männern entstand, betraf die Frage, wann Marcus Kolding seine Informationen bekommen sollte.
Konrad Simonsen blieb hartnäckig: »Wenn er geredet hat, vorher nicht.«
»Wie kann ich wissen, dass Sie mich nicht verarschen? Wobei Sie natürlich wissen sollten, dass das sehr dumm von Ihnen wäre.«
»Das können Sie nicht wissen, und Sie sollten mir nicht drohen. Sie müssen darauf vertrauen, dass Sie bekommen, was ich Ihnen versprochen habe.«
»Immerhin könnten Sie mir problemlos falsche Angaben über einen meiner Mitarbeiter machen oder irgendein Zeug konstruieren.«
»Sie kriegen die Informationen in einer eindeutigen Form, das werden Sie selbst sehen.«
»Ein Mitschnitt?«
»Warten Sie’s ab.«
Doktor Cold bestätigte den Deal, indem er stehen blieb und dem Kriminalhauptkommissar die Hand hinstreckte. Konrad Simonsen schlug widerwillig ein.
Sie besprachen die technischen Details und waren bald darauf wieder bei ihren Autos. Konrad Simonsen fuhr zuerst weg; sein Gesprächspartner setzte sich in seinen Wagen und wartete noch ein paar Minuten, wobei er mit den typischen rotierenden Bewegungen seinen großen Riechkolben massierte.
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57
P auline hockte allein im Bunker. Andreas Falkenborg hatte vor ihren Augen Jeanette Hvidt ermordet und ihre Leiche im Betonboden begraben, aber ihr Hirn weigerte sich, die Geschehnisse zu verstehen. Im Gegenteil, ihr Zustand wurde immer diffuser, und je matter sie durch die Erschöpfung und den Wassermangel wurde, desto überzeugter war sie davon, dass Jeanette Hvidt noch immer neben ihr saß. Geduldig instruierte sie ihre Mitgefangene: »Versuch, auf diesem Lappen herumzukauen. Ganz oft, aber sei vorsichtig und übereile nichts. Irgendwann
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