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Das weiße Grab

Das weiße Grab

Titel: Das weiße Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Hammer , Søren Hammer
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da eigentlich? Er fährt herum, als hielte er sich für unsichtbar. Das Ganze sieht so planlos aus. Können Sie das erklären?«
    Der Psychologe versuchte es: »Solange er die Frauen noch nicht umgebracht hat, denkt er vermutlich an nichts anderes, auch nicht an seine eigene Sicherheit. Was er anschließend tut, ist schwer zu erraten, ich glaube nicht, dass er das selbst weiß. Aber vermutlich wird es eine Phase geben, in der er ziemlich unentschlossen ist, und solange dieser Zustand andauert, wird er kaum die vertraute Region verlassen.«
    »Und wenn diese Unentschlossenheit vorbei ist?«
    »Wird er sicher fliehen. Ich schätze nach Schweden. Da war er früher ja schon einmal. Aber wie lange …«
    Konrad Simonsens Handy klingelte, und er sagte: »Seid ruhig, das klingelt nur, wenn es superwichtig ist.«
    Sie schwiegen, während Konrad Simonsen zuhörte und sich dann bedankte. Danach sagte er ohne Gefühlsregung:
    »Wir haben ihn, die Leute vom PET hängen an ihm dran, denen entkommt er nicht.«
    »Wo?«
    »Die Bank in Lejre. Er hat seine Maske abgeliefert. Ein Team von der Kriminaltechnik ist unterwegs, aber da ist noch etwas … verdammte Scheiße … auf der Innenseite dieser Maske sind Markierungen, rote Lippenstiftmarkierungen. Vier sind alt, aber eine ist ganz frisch.«
    »Du meinst, eine der Frauen ist tot?«, fragte Poul Troulsen ruhig.
    Die Polizisten sahen zu Ernesto Madsen, der stammelnd bestätigte: »Ja, er hat eine der Frauen auf seine übliche Weise ermordet. Ich dachte eigentlich, dass er sich davon distanzieren würde …«
    Er wurde unterbrochen.
    »Und die andere?«
    »Ich habe keine Ahnung. Aber er hat die Maske ja wieder im Schließfach eingeschlossen. Irgendetwas ist also wohl nicht so gelaufen, wie er es geplant hatte.«
    Die Comtesse richtete sich unter Tränen an Konrad Simonsen: »Wie viel Zeit wird vergehen, bis wir eine Antwort haben?«
    »Erst im Laufe der Nacht, sie rufen mich an.«
    »Antwort worauf?«, fragte Ernesto Madsen.
    »Auf den DNA -Test, um zu sehen, bei welcher der beiden der Lippenstift benutzt worden ist.«
    Die Comtesse weinte nun ganz offen: »Davon sagen wir Arne nichts, und auch ihre Familien sollten das noch nicht erfahren. Erst wenn wir wirklich Bescheid wissen.«
    Der Psychologe blinzelte heftig und fragte: »Wie lange kann man ohne Essen und Trinken überleben, wenn wir annehmen, dass er eine der Frauen lebendig zurückgelassen hat?«
    Die Comtesse antwortete ihm mit tränenverschleierten Augen: »Essen ist kein Problem, es ist der Wassermangel, der einen umbringt. Sie ist jung, das ist gut, das Wetter ist warm, das ist weniger gut. Fünf bis sechs Tage, dann beginnt es kritisch zu werden, weniger, wenn man krank oder schlecht in Form ist. Es kommt aber auch sehr auf den eigenen Willen an.«
    Plötzlich kamen ihr ihre eigenen Worte vollkommen fremd und belanglos vor. Sie musste an die vier grausigen Verszeilen der Hellseherin denken, die plötzlich all ihre Gedankengänge blockierten.
    Konrad Simonsen bemerkte ihren Gesichtsausdruck: »Reiß dich zusammen, Comtesse. Du hast wichtige Arbeit zu erledigen.«
    Sie nickte und kämpfte gegen die Tränen an, während Konrad Simonsen sie ausdruckslos ansah. Auch Poul Troulsens Augen waren feucht, und seine Hände zitterten, als er mit trockener Stimme sagte: »Ich kann mir vorstellen, was da passiert ist. Pauline hat bestimmt ihre Kontaktlinsen herausgenommen und geschluckt, sobald sie die Chance dazu hatte. Aber jetzt kannst du ihn auch festnehmen lassen, Konrad, der wird niemals …«
    Konrad Simonsen brüllte, dass die Wände wackelten: »Nein, der wird nicht festgenommen! Und Sie, Ernesto, erzählen allen, die Sie fragen, dass Sie sich sicher sind, dass er noch einmal in sein Versteck zurückkehren wird. Mir ist vollkommen egal, mit was für einem psychologischen Geschwafel Sie das begründen, Hauptsache, Sie tun, was ich verlange. Ich will nicht, dass er bereits jetzt festgenommen wird. Ist das klar?«
    Sie hatten ihn verstanden.
    Im gleichen Moment schlüpfte Arne Pedersen durch die Tür und stellte sich wortlos hinten im Büro an die Wand. Die Comtesse sprach ihn an, erhielt aber nur eine einsilbige Antwort. Auch Poul Troulsen versuchte es. Ihm antwortete er überhaupt nicht. Sie ließen ihn in Ruhe, Schaden konnte er nicht anrichten.
    Kurz darauf erhielten sie Neuigkeiten über Andreas Falkenborg.
    Er wohnte im Hotel Grand in Herlev, einem kleineren Hotel ziemlich im Zentrum des Stadtteils, wo er bereits vor drei

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