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Das weiße Grab

Das weiße Grab

Titel: Das weiße Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Hammer , Søren Hammer
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Helikopterpilot?«
    »Das ist ziemlich wahrscheinlich.«
    Auch die Comtesse blieb eine Weile still sitzen und versuchte die neue Erkenntnis zu verarbeiten. Dann fragte sie vorsichtig: »Und die grönländische Polizei hat bestätigt, dass sie sich geirrt hat, was die Koordinaten dieser Radarstation angeht?«
    »Ja, das hat sie. Trond Egede ist da unser Kontaktmann, und der war auch mit Konrad auf dem Eis. Er hat vor fünf Minuten zurückgerufen und mir das bestätigt. Die Sache tat ihm schrecklich leid. Er ärgere sich grün und blau, den Fehler nicht selbst bemerkt zu haben, hat er wörtlich gesagt.«
    Die Comtesse nickte, als wollte sie Trond Egedes Verärgerung bestätigen. Dann ging ein breites Lächeln über ihr Gesicht.
    »Gute Arbeit, Pauline. Ohne diese Erkenntnis hätten wir Tage in den Sand setzen können. Heute hast du dir deinen Lohn wirklich verdient.«
    Pauline Berg wurde rot vor Stolz.
    »Danke. Arne hat mir versprochen, dass ich zu einer der Zeugen fahren darf, die diese DYE s kennen. Auch wenn er das nicht so toll fand.«
    »Ach, vergiss ihn. Hau schon ab. Aber was diese Liste der DYE -Mitarbeiter angeht – es wäre keine gute Idee, einen dieser Männer allein aufzusuchen. Oder … nein, lass mich das ganz klar sagen, Helikopterpilot hin oder her, von denen hältst du dich fern. Versprichst du mir das?«
    »Versprochen, ich halte Abstand. Das hat Arne im Übrigen auch gesagt.«
    »Dann wird das wohl stimmen. Du kannst mein Auto nehmen, wenn du willst.«
    Die Comtesse sah ihr lange nach, als sie ging. Sie fühlte einen Anflug von Neid. Nicht weil ihre Kollegin etwas entdeckt hatte, das sonst noch niemandem aufgefallen war – das gönnte sie ihr von Herzen –, sondern sie war neidisch auf ihren jugendlichen Eifer, ihren Drive und ihren eitlen Drang, sich zu beweisen. Das war ein Teil der Jugend, der mit der Zeit verblassen würde, auch bei Pauline Berg. Früher oder später erkannte man, dass der aktuelle, alles entscheidende Fall doch nicht so entscheidend war, denn hinter jeder Ecke wartete ein neuer, und dann noch einer, und wieder einer. Aus dieser Erkenntnis folgte, dass die aufeinander aufbauenden Ermittlungsschritte nichts anderes als ein Job und kein Lebensstil waren. Auf lange Sicht war das sogar effektiver, dafür fehlte dann aber die Begeisterung für die Arbeit, die man nur bei den Frischlingen erlebte. Aber bestimmt ist das bei allen Jobs so, dachte sie.
    Plötzlich kam ihr eine unangenehme Assoziation. Auch die Sekretärin ihres Ex-Manns hatte damals reichlich Ambitionen an den Tag gelegt. Ellbogen-Erna hatten sie sie anfangs genannt, sie und ihr Mann. Ihr Ex-Mann, korrigierte sie sich selbst und spürte wieder die hasserfüllte Leere in ihrem Bauch, die sie nach der Scheidung so lange nicht losgeworden war und die sich mitunter noch heute meldete. Mit unverminderter Stärke, wenn sie denn kam. Ellbogen-Erna hatte gerade das zweite Kind von ihrem Mann bekommen … von ihrem Ex-Mann. Das erste hatten sie monatelang geheim gehalten, bis die Comtesse Lunte gerochen und einen Privatdetektiv beauftragt hatte. Ihre Trennung war unversöhnlich und hart gewesen.
Jetzt muss ich endlich nicht mehr Tag für Tag neben einer Frau aufwachen, deren einziges Ziel es ist, perfekt zu sein.
Mit diesen Worten war er für immer aus ihrem Leben verschwunden und zu seiner neuen Familie gegangen. Sie seufzte und versuchte, die Sehnsucht und die negativen Gedanken von sich zu schieben, wohlwissend, dass die quälenden Erinnerungen sie noch tagelang verfolgen konnten und sie plötzlich wieder diese paranoide Angst spürte und fürchtete, ihm zufällig auf der Straße zu begegnen. So war es immer. Andererseits half der Gedanke daran, dass sie noch immer alle zwei Monate Bilder von dem Privatdetektiv bekam; einfach nur, um auf dem Laufenden zu sein und das Gefühl der Kontrolle zu haben. Er hatte den Auftrag, seine Fotos ganz offensichtlich zu machen, so dass es für die beiden möglichst störend war. Ein versöhnlicher Gedanke.

[home]
    6
    A uf einer Straße im Zentrum von Roskilde spürte Pauline Berg die Krankenschwester auf. Sie saß in einem kleinen roten Auto des städtischen Pflegedienstes und füllte ein Formular aus. Die Frau war etwa Mitte fünfzig, sah aber trotz der hübschen blaugrauen Uniform und ihrem gepflegten Äußeren ziemlich verbraucht aus. Ihr Gesicht wirkte müde und ihre Bewegungen, als wäre sie sauer auf sich selbst. Nachdem sie sich Pauline Bergs Anliegen angehört und misstrauisch

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