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Das weisse Kaenguruh

Das weisse Kaenguruh

Titel: Das weisse Kaenguruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Praxenthaler
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zu halten und mit der Faust auch noch dagegen zu klopfen – »Das ist übrigens unser Spitzenmodell. Da können sie mit einem Panzer drüberfahren« – fiel Billy augenblicklich in ein tiefes, schwarzes Loch. Das war schlicht einer zu viel für ihn. Da half nur noch Nikotin. Einen Schnaps hatte er leider gerade nicht griffbereit.
    Der Euro dagegen war bester Laune und tiefenentspannt dazu. Er war warmgelaufen und nahm Billys Schock mit großer Zufriedenheit zur Kenntnis. Jetzt legte er den Koffer ins Auto zurück und machte noch ein bißchen weiter. Billy zuliebe. Ein paar Geschichten hatte er noch im Repertoire. Als alter Profi hatte er sich schließlich auf alle Eventualitäten vorbereitet. Es war die Kür, die nun kam. Und Vinzenz und Siggi würden ihm dabei helfen, da war er sich sicher. Das war ein Erfahrungswert.
    »Wir machen natürlich nicht nur Alu, sondern auch Hartschale aus Kunststoff, Softcases, Taschen, Accessoires, alles. Rimowa, sollten Sie sich merken, wirklich. Wenn Sie mich anrufen, können wir beim Preis auch noch was machen, Sie wissen schon. Wenn Sie mal Koffer brauchen. Eine Hand wäscht die andere. Ich meine, Sie müssen verstehen, ich bin schon spät dran. Meine Großmutter und so weiter.«
    »Sie wollen damit aber jetzt nicht sagen, daß wir bestechlich sind«, mischte sich nun der Siggi ein.
    Der Euro mußte innerlich lachen und dachte heimlich:
    Danke. Auf diesen Satz hatte er nur gewartet.
    »Na ja, da wären Sie wahrscheinlich nicht der erste Polizist, der sich mal auf einen kleinen Deal einläßt, oder?« sagte er und machte auf einmal ein sehr ernstes Gesicht.
    »Jetzt wird es ja langsam ganz lustig«, sagte Siggi verärgert.
    »Keine Sorge, ist schon lange verjährt«, sagte der Euro. »Ich war damals noch ganz klein. Zehn oder so. Auf jeden Fall komme ich irgendwann zufällig einmal schon um halb elf aus der Schule nach Hause und höre plötzlich so komische Geräusche aus dem Bad. Nanu, denke ich, da stimmt doch was nicht. Ich also hin, mach die Türe auf und was sehe ich? Da hat meine Mutter doch tatsächlich einen Liebhaber. Und was soll ich Ihnen sagen, es war ein Polizist. Aber nicht in zivil, so wie Sie. Nein, der hatte noch die ganze Uniform an. Na ja, bis auf die Hose natürlich, klar. Und sie glauben gar nicht, wie bestechlich der plötzlich war, als es um die Frage ging, ob ich meinem Vater was davon erzähle.«
    Jetzt fing der Euro an zu grinsen, und auch Siggi und Vinzenz waren plötzlich wieder guter Dinge. Logisch.
    »Und was haben Sie ihm dann dafür rausgeleiert?« fragte Vinzenz neugierig.
    »Einmal von der Schule abholen. Mit dem Polizeiauto. Und von da an war ich natürlich in der Klasse König. Sogar das Blaulicht hat er kurz angemacht, Ihr Kollege. So viel Angst hatte der vor meinem Vater.«
    Die drei fingen an zu lachen. Nur Billy nicht. Der versuchte es nur.
    »Und wissen Sie, was das Beste ist?« machte der Euro weiter. »Ich wollte dann natürlich auch sofort zur Polizei. Und dann bin ich zu meinem Opa hin und sage, daß ich später einmal Polizist werden will. Darauf sagt der Opa: ›Bub‹, sagt er, ›du wirst kein Polizist.‹ ›Und warum?‹ frage ich. Sagt er: ›Ein Polizist in der Familie reicht.‹ Wahnsinn, oder? Der Opa! Hat alles gewußt. Als einziger.«
    Damit war die Stimmung nun endgültig gekippt und mit einem Mal sogar beinahe ausgelassen. Selbst Billy hatte sich inzwischen gefangen. Seine allgemeinen Lebensfunktionen liefen wieder halbwegs. Eine Frage ließ ihn dabei allerdings nicht los. Warum das Ganze?
    Die Antwort gab der Euro. Für ihn war das alles kein Wunder. Er wußte, daß die Polizei eben nur dann dein Helfer ist, wenn du sie dir vorher zum Freund gemacht hast. Und mit ein bißchen devoter Fröhlichkeit und der passenden Geschichte kriegt man die Brüder immer.
    »Jetzt habe ich aber genug gequatscht«, sagte der Euro schließlich. »Sonst wollen Sie noch von mir wissen, wie Ihr Kollege hieß, der damals mit meiner Mutter, na, Sie wissen schon. Außerdem müssen wir ja noch ein Verbrechen aufklären, habe ich recht?«
    »Ganz genau«, sagte Vinzenz darauf. »Siggi, mach du doch bitteschön mal einen Funky an die Zentrale und sag, daß wir hier noch ein bißchen brauchen.«
    »Na logisch, Vinzenz, wer denn sonst?«
    »Und Ihnen, Herr Büttgen, erkläre ich in der Zwischenzeit einmal kurz die Sachlage. Also, passen Sie mal auf. Wir haben Sie nämlich angehalten, mein Kollege und ich, weil wir der Meinung sind, daß Ihr Fahrzeug

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