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Das weiße Krokodil

Das weiße Krokodil

Titel: Das weiße Krokodil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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befürchtet hatte. Das klackernde Geräusch des rotierenden Zylinders riß die Makaken aus ihrem Schlaf, und noch bevor Tie-tie die Rückseite der Pagode erreicht hatte, war er von einem infernalisch kreischenden Rudel umgeben, das immer wieder zähnefletschend auf ihn lossprang, im letzten Augenblick jedoch kehrtmachte und zurückflüchtete. Und dann hagelten erneut die herrlichsten Früchte auf ihn herab.
    Tie-tie ignorierte die Attacke, wenngleich er sich anders als am Vorabend verhielt. Er blieb nicht einfach stehen, sondern schritt unbeirrt weiter, so, wie er es in Zukunft jeden Morgen, Mittag und Abend zu tun gedachte. Die Affen sollten sich an seine Umwanderungen gewöhnen, und er hoffte, sich durch zügiges Fortschreiten zeitweilig den wütenden Angriffen entziehen zu können. Darin täuschte er sich jedoch. Die Makaken folgten ihm auf Schritt und Tritt und kletterten sogar auf die übereinandergeschachtelten Dächer der Pagode, von denen sie ihn mit allen nur greifbaren Dingen bewarfen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als zunächst einmal eine Pause einzulegen und die in der Nähe des Portals angebundenen Hennen in Sicherheit zu bringen. In aller Eile trug er sie in das Innere des Tempels, aus dem er gleich darauf mit ungewöhnlich energischen Bewegungen zurückkehrte.
    Wollen doch mal sehen, wer der Stärkere ist, dachte er, als er sich erneut auf den Weg machte und seine Gebetsmühle mit erhöhter Geschwindigkeit rotieren ließ.
    Die Affen reagierten mit einem ohrenbetäubenden Geschrei, das wohl über eine halbe Stunde währte. Dann aber erlahmte ihr hektisches Treiben, und sie wurden von Minute zu Minute ruhiger.
    Tie-tie lächelte vor sich hin. Wenn einige der Makaken auch weiterhin krakeelend hinter ihm herliefen und es nicht lassen konnten, ihn immer wieder anzufallen, so war doch offensichtlich, daß seine Geduld den Sieg davongetragen hatte. Nur gelegentlich noch sauste eine Frucht auf ihn herab. Das aber veranlaßte ihn nicht, seine Umwanderungen zu beenden. Im Gegenteil, er schritt nun freudigen Herzens so lange um die Pagode, bis sich auch das letzte Tier zurückgezogen hatte und kein Schrei mehr zu hören war.
    Illusionen gab er sich allerdings nicht hin. Er wußte, daß es noch manch unruhige und aufregende Stunde für ihn geben würde, doch das machte ihm jetzt nichts mehr aus. Er hatte einen Anfangserfolg erzielt, der klar bewies, daß es ihm in absehbarer Zeit gelingen würde, die Makaken an sich und seine klappernde Gebetsmühle zu gewöhnen.
    Unwillkürlich erinnerte er sich an das weiße Krokodil, das so erschrocken vor ihm geflüchtet war. Werde ich es ebenfalls an mich gewöhnen können? fragte er sich. Wenn ich nur wüßte, wie ich das anstellen soll!
    Tie-tie grübelte so angestrengt darüber nach, daß er seine Umgebung völlig vergaß. Er sah weder die Schönheit des Sees noch die malerisch auf ihm schwimmenden weißen und hellroten Wasserrosen, bis ihn ein jäh einsetzendes Gegacker aus seinen Überlegungen herausriß.
    »Ein Ei!« frohlockte er, doch noch bevor er sich von der Richtigkeit seiner Vermutung überzeugen konnte, vernahm er den unverkennbaren Ruf des Krokodilwächters, der ihn am Morgen gewarnt und die Flucht hatte ergreifen lassen. Er schaute zum Seeufer und glaubte nicht richtig zu sehen: das weiße Krokodil lag an der gleichen Stelle, an der es zuvor gelegen hatte, nur mit dem Unterschied, daß sein Kopf jetzt nicht dem Wasser zugewandt war. Auch seine Schnauze stand nicht sperrangelweit offen; sie war geschlossen, und es hatte den Anschein, als wittere das Tier angespannt in die Richtung des hysterischen Gegackers.
    Tie-tie warf der Henne einen verzweifelten Blick zu. Natürlich vergebens. ›Ting‹ begackerte ihr Ei so lange, wie sie es für richtig hielt, und Tie-ties verkrampfter Gesichtsausdruck entspannte sich erst wieder, als er erkannte, daß das Krokodil nicht flüchtete, sondern weiterhin unverwandt zur Pagode hochschaute.
    Seine Gedanken überschlugen sich. Die Lage des Raubtieres zeigte ihm, daß es sich schon längere Zeit am Ufer aufgehalten und dort geschlafen haben mußte, und das gestattete den Rückschluß, daß es sich vom Geschrei der Affen nicht hatte stören lassen, wohl aber vom Gegacker einer harmlosen Henne.
    Wie ist das möglich? fragte er sich. Mit fiebrigen Augen blickte er zum Krokodil hinab, das seine Haltung um keinen Millimeter veränderte. War ihm das eine vertraut, das andere hingegen unbekannt?
    Wenn das der Fall ist, dachte

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