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Das Weltgeheimnis (German Edition)

Das Weltgeheimnis (German Edition)

Titel: Das Weltgeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas de Padova
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hießen, Kopernikus oder Tycho Brahe. Wenn Galilei recht hat, dann gibt es eine Welt, die jenseits der menschlichen Sinne liegt, und es bedarf von nun an eines aus Linsen zusammengesetzten Instruments, um in »die unausgeschöpften Schatzkammern des Schöpfergottes« zu schauen.
    Die Tragweite dieser Gedanken muss Kepler erst einmal ausloten. An anderer Stelle spricht er auch von einer »großen Angst«, die ihn übermannt habe. Gemeinsam mit Wackher, dem Taufpaten seines Sohnes Friedrich, lässt er seinen Gefühlen freien Lauf.
    Vier neue Planeten? Kepler fragt sich, ob eine solche »Vermehrung der Zahl der Planeten möglich wäre ohne Schaden für mein Mysterium Cosmographicum , das ich vor dreizehn Jahren herausgebracht habe«. Vor allem diese frühe Schrift über den Aufbau des Kosmos, über die Abstände der Planeten von der Sonne und die Ursachen ihrer Bewegung, könnte sich nun als falsch erweisen.
    Ungewissheit quält ihn. Was sind das für Himmelskörper, die Galilei gesehen hat? Sind es nur kleine Begleiter der schon bekannten Planeten? Oder laufen sie um ferne Fixsterne? Diese Ansicht jedenfalls vertrete Wackher, den Kepler – etwas delikat für den zum katholischen Glauben konvertierten Hofrat – Galilei als Anhänger der kosmologischen Ideen Giordano Brunos vorstellt, jenes Wandermönchs, der vor zehn Jahren in Rom als Ketzer verbrannt worden ist. Wenn die Planeten tatsächlich um Fixsterne laufen, »was sollte uns dann hindern zu glauben, dass weitere unzählige nach diesem Anfang entdeckt werden und dass entweder diese unsere Welt selbst unendlich sei … oder dass unendlich viele andere Welten … existierten, ähnlich der unsrigen«. Plötzlich scheint alles möglich.
    »So war meine, so seine Ansicht, während wir inzwischen das Buch Galileis, da uns nun einmal Hoffnung gemacht war, mit außerordentlicher Begierde erwarteten.«
    Drei Wochen dauert es, ehe sie Genaueres erfahren. Das erste Exemplar erhält vermutlich der Kaiser, der seinem Mathematiker einen kurzen Blick in den Sternenboten gewährt und ihn um ein rasches Urteil ersucht. Kepler kann die »höchst seltsamen Wunderwerke« nur in aller Eile überfliegen. Nach der Lektüre sucht er Wackher auf, um ihm Näheres von den Mondgebirgen und den vier Satelliten zu erzählen, die den Planeten Jupiter umkreisen. »Als ich zu dem ohne das Buch kam und ihm doch gestehen musste, dass ich darin gelesen hatte, gab es Neid und Zank.«
    Dem Kolumbus des Himmels
    Am 8. April lässt der toskanische Gesandte in Prag, Giuliano de’ Medici, Kepler ein persönliches Exemplar überbringen und lädt ihn zu sich ein. Als ihn der Mathematiker in der Prager Niederlassung der Medici aufsucht, liest ihm der Botschafter eine persönliche Mitteilung aus Padua vor: Galilei fordert Kepler dazu auf, ihm seine Ansichten zum Sternenboten zu eröffnen.
    Darum muss ihn der Italiener nicht zweimal bitten! »Wen lassen die Nachrichten von solchen Dingen schweigen?« Kepler kann es kaum erwarten, in einen Gedankenaustausch mit Galilei zu treten, der ihm schon vor zwölf Jahren mitgeteilt hat, ebenfalls mit der kopernikanischen Weltsicht zu liebäugeln. Zwar hat er kein Fernrohr zur Hand, das geeignet wäre, die im Sternenboten aufgeführten Entdeckungen zu prüfen, aber auch auf die Gefahr hin, unbesonnen zu erscheinen, ist Kepler sofort bereit zu glauben, dass Galilei ein neues Fenster zum Himmel aufgestoßen hat.
    Er bezeichnet ihn als hochgelehrten Mathematiker, dessen Stil schon für die Richtigkeit des Urteils spreche. Solle er, Kepler, »dem florentinischen Patrizier die Glaubwürdigkeit absprechen in den Dingen, die er gesehen hat? Ich mit dem schwachen Gesicht dem Scharfsichtigen, der zudem mit Instrumenten für das Auge ausgerüstet ist, während ich selbst mit bloßem Auge und ohne solche Hilfsmittel dastehe? Ich soll dem nicht glauben, der uns alle einlädt, dieselben Wunder zu schauen? … Oder wäre es vielleicht eine Kleinigkeit für ihn, die Familie der Großherzoge von Etrurien zum Besten zu halten und seinen Hirngespinsten den Namen Medici vorzuhängen, indem er vorzeitig wirkliche Planeten verkündet?«
    Schon Galileis Herkunft und der Name der Medici bürgen in Keplers Augen dafür, dass dieser seine Beobachtungen gewissenhaft durchgeführt hat. Das entspricht nicht gerade den Kriterien, an denen wissenschaftliche Publikationen gemessen werden sollten. Trotzdem ist seine Antwort auf den Sternenboten nicht Ausdruck seiner gelegentlichen

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