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Das Weltgeheimnis (German Edition)

Das Weltgeheimnis (German Edition)

Titel: Das Weltgeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas de Padova
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ist Galilei in der Tat nichts schuldig. Vor zwölf Jahren hat Kepler ihm sein erstes Buch, das Mysterium Cosmographicum oder kurz: Weltgeheimnis , zukommen lassen und versucht, in einen Gedankenaustausch mit ihm zu treten. Galilei hat den Kontakt nach einem einzigen Brief wieder abgebrochen. Auch nach der Publikation sämtlicher späterer Werke hat Kepler vergeblich auf eine Reaktion des Italieners gewartet – kein Wort der Anerkennung oder der Kritik.
    Doch statt es ihm gleichzutun und ihm seinerseits die kalte Schulter zu zeigen, sich so lange bedeckt zu halten, bis ihm selbst ein Fernrohr zur Verfügung steht, ergreift Kepler postwendend Partei für ihn. Er verteidigt ihn jetzt und auch weiterhin gegen alle Angriffe, von denen ihm die ersten bereits zu Ohren gekommen sind. Kepler wird für einige Zeit der einzige namhafte Wissenschaftler bleiben, der für Galilei offen das Wort ergreift.

VOM WUNSCH, EINEM FÜRSTEN ZU DIENEN
    Professor Galilei wird Hofphilosoph
    Die 550 Exemplare des Sternenboten sind sofort ausverkauft. Am 13. März 1610 schickt der britische Botschafter in Venedig, Sir Henry Wotton, die soeben gedruckte, »seltsamste Neuigkeit, die Ihnen jemals aus irgendeiner Weltgegend zugekommen ist«, an Jakob I., den König von England. Derzeit gebe es in der Lagunenstadt kein anderes Gesprächsthema, Galilei werde entweder unsterblichen Ruhm erlangen oder sich ewig blamieren.
    In einer Mischung aus Skepsis und Bewunderung diskutiert man zuerst in Venedig, dann auch in anderen Städten Italiens und Europas über das Fernrohr und Galileis Beobachtungen. Viele Gelehrte bezweifeln, dass Galilei mit seinem Instrument tatsächlich neue Gestirne entdeckt hat, oder halten sich mit einem Urteil zurück. Anders der neapolitanische Mäzen Giovanni Battista Manso: Er sieht in Galilei bereits einen »neuen Kolumbus« und schreibt im März 1610 an den Jesuiten Paolo Beni in Padua:
    »Ich habe große Hoffnung, dass, so wie das zurückliegende Jahrhundert mit Recht stolz darauf sein kann, neue und bis dahin unbekannte Welten entdeckt zu haben, dieses triumphieren wird, neue und bis dahin unvorstellbare Himmel ausfindig gemacht zu haben.« Das Erstaunen kommender Zeitalter werde so groß sein, »dass sie uns darum beneiden werden, in so ereignisreichen Zeiten geboren zu sein«.
    Das Aufspüren nie gesehener Himmelskörper verleiht Galileis Forschung einen Glanz, der alle anderen Errungenschaften der Wissenschaft seiner Zeit in den Schatten stellt. Wotton, Manso und allen Lesern des Sternenboten ist sofort klar, dass die Entdeckungen, falls sie sich bewahrheiten sollten, den bisher kaum bekannten Mathematiker Galilei mit einem Schlag so berühmt machen werden wie Christoph Kolumbus oder Amerigo Vespucci, mit denen er schon jetzt in einem Atemzug genannt wird.
    Aus der Neuen Welt
    Galileis Landsmann, der Florentiner Amerigo Vespucci, ist eine der rätselhaftesten Figuren in der Geschichte der Seefahrt. Nur durch eine unvorhersehbare Kette von Zufällen wurde er zum Taufpaten Amerikas. Sein Nachruhm hätte ihn selbst wohl am meisten überrascht.
    Vespucci war Angestellter einer Bankfiliale der Medici in Spanien. Als solcher half er Kolumbus bei der Finanzierung der ersten Amerikafahrt 1492 und fing an, sich für Entdeckungsreisen zu interessieren. 1497, wenige Jahre später, heuerte er selbst bei einer Expedition nach Übersee an.
    Schon während seiner ersten Überfahrt vertiefte der Florentiner seine nautischen Kenntnisse und machte sich mit Quadranten und Astrolabien vertraut, um die Höhe der Gestirne und die jeweilige Position des Schiffes zu bestimmen. Seine Beobachtungen hielt er schriftlich fest und sandte binnen weniger Jahre mehrere Reiseberichte an seinen Arbeitgeber, den Bankenchef Lorenzo Pierfrancesco de’ Medici in Florenz.
    Seine bedeutendste Forschungsfahrt in die neuen Länder jenseits des Atlantiks machte Vespucci 1501 unter portugiesischer Flagge. Er war inzwischen kein unbekannter Seemann mehr, sondern hatte den privilegierten Posten eines astronomischen Navigators inne.
    Die lange Seereise führte an einer fremden Küste entlang immer weiter in Richtung Süden, ohne dass das Land ein Ende nahm. Vespucci begann, an den ihm bekannten Kartenwerken zu zweifeln. Den Aufzeichnungen nach konnte es sich weder um Indien geschweige denn um China handeln. Nach und nach wurde ihm bewusst, mit seinem Schiff einen neuen Kontinent erreicht zu haben.
    Bald erfuhr man in Florenz aus seiner Feder, dass »die Alten von

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