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Das Weltgeheimnis (German Edition)

Das Weltgeheimnis (German Edition)

Titel: Das Weltgeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas de Padova
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bestimmter Bibelstellen.
    Keplers gesamtes wissenschaftliches Schaffen beruht auf der Überzeugung, dass Gott die Welt nach einem geometrischen Modell entworfen hat und dass die menschliche Vernunft dazu imstande ist, dieses zu erkennen. Nachdem er sein theologisches Studium nicht hat zu Ende führen dürfen, wird die Suche nach einer harmonischen Beschreibung des Kosmos für ihn zu einer Art Gottesdienst, eine Suche, mit der er als Dreiundzwanzigjähriger in Graz beginnt.
    Die Anstellung als Landschaftsmathematiker hat er zunächst nur aus Pflichtgefühl angenommen. Noch hat er die Hoffung nicht aufgegeben, nach Tübingen zurückzukehren und Pfarrer zu werden, zumal die Perspektiven in der Steiermark für ihn als Protestant denkbar ungünstig sind. Denn der junge Erzherzog Ferdinand ist dabei, sein Land zu einer katholischen Hochburg im Reich zu machen.
    In der evangelischen Stiftsschule fühlt sich Kepler nicht am rechten Ort. Schon im ersten Jahr kommen nur wenige Mathematikschüler zu ihm, was ihm die Schulleitung jedoch nicht ankreidet. Im zweiten Jahr nimmt allerdings gar niemand mehr am Unterricht des anspruchsvollen Dozenten teil, dessen Vortragsstil nach eigenem Bekunden weitschweifig und voll von Einschiebseln ist, »abstoßend oder jedenfalls verwickelt und schwer verständlich«. Ausgerechnet er muss nun, statt Mathematik zu unterrichten, in den höheren Klassen Rhetorikstunden abhalten und Vergil lesen!
    Unmöglich könne er noch lange in Graz bleiben, schreibt er nach Ablauf des ersten Jahres und spielt mit dem Gedanken, als bezahlter Reisebegleiter irgendeines Adligen an eine Hochschule zu wechseln. Möglich, dass er von Italien träumt. Am liebsten aber möchte er zurück nach Tübingen.
    Um diesem Ziel ein Stück näherzukommen, knüpft er an seine dort begonnenen Studien an und vertieft sich in die Mathematik und Astronomie. Schließlich habe er sich »mit der ganzen Wucht« seines Geistes auf die Himmelskunde geworfen, um die Proportionen des Kosmos zu verstehen.
    Was ihn dazu treibt? Kepler winkt ab: »Wir fragen ja auch nicht, welchen Nutzen sich das Vöglein vom Singen erhofft. Wir wissen, Singen ist ihm eben eine Lust, weil es zum Singen geschaffen ist. Ebenso dürfen wir nicht fragen, warum der menschliche Geist so viel Mühe aufwendet, um die Geheimnisse des Himmels zu erforschen. Unser Bildner hat zu den Sinnen den Geist gefügt, nicht bloß damit der Mensch seinen Lebensunterhalt erwerbe …, sondern auch dazu, dass wir vom Sein der Dinge, die wir mit Augen betrachten, zu den Ursachen ihres Seins und Werdens vordringen, wenn auch weiter kein Nutzen damit verbunden ist.«
    Gott habe die Welt nach rationalen Kriterien strukturiert und den menschlichen Geist dazu geschaffen, die Vollkommenheit seiner Schöpfung zu verstehen. Warum zum Beispiel gibt es nicht unzählige Planeten, sondern nur die seinerzeit bekannten sechs? Warum sind ihre Abstände und Umlaufgeschwindigkeiten genau so und nicht anders?
    Das sind die Fragen, die Keplers Forschung antreiben. Bereits zu Anfang seiner mathematischen Studien geht es ihm um eine Gesamtschau der Welt, um nichts Geringeres als um Gottes Schöpfungsplan. Ihn zu erkennen ist sein ganzes Bestreben als Forscher. Dabei führen ihn sein ehemaliger Professor und seine eigene Intuition auf eine entscheidende Fährte.
    Schüler des Kopernikus
    »Schon zu der Zeit, als ich mich vor sechs Jahren in Tübingen eifrig dem Verkehr mit dem hochberühmten Magister Michael Mästlin widmete, empfand ich, wie ungeschickt in vieler Hinsicht die bisher übliche Ansicht über den Bau der Welt ist«, so Kepler. Dagegen sei er von der kopernikanischen Sichtweise von Beginn an »entzückt« gewesen. Bei ihm ergäben sich die Planetenbewegungen aus ganz wenigen Prämissen.
    In der 1543 erschienenen Schrift De revolutionibus nahm Nikolaus Kopernikus der Erde ihre bis dahin privilegierte Stellung im Zentrum des Universums. Seiner Theorie zufolge ruht der Globus nicht in der Mitte des Kosmos, sondern dreht sich um die eigene Achse und kreist außerdem noch zusammen mit den Planeten um ein geometrisch ermitteltes Zentrum, das ganz in der Nähe der Sonne liegt.
    Den wesentlichen Vorzug der kopernikanischen Lehre sieht Kepler darin, dass sie die meisten Himmelserscheinungen allein aus der Bewegung der Erde heraus erklärt. Warum etwa ziehen Tausende Gestirne Nacht für Nacht von Ost nach West um die Erde? Bei Kopernikus lässt sich das mit einer einfachen Hypothese beantworten: Wir

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