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Das Weltgeheimnis (German Edition)

Das Weltgeheimnis (German Edition)

Titel: Das Weltgeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas de Padova
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katholischen Glauben gebunden sein soll.
    Die Rektoren und Studenten der traditionsreichen Universität wehren sich mit allen Mitteln gegen den wachsenden Einfluss der Jesuiten. Eines Tages schleicht sich etwa eine Gruppe von Studenten bei den Jesuiten ein und demonstriert splitternackt in deren Hörsaal. Die eskalierende Auseinandersetzung fordert sogar ein Todesopfer unter den Rektoren.
    Die anderswo so erfolgreiche Strategie der Jesuiten geht in Padua nicht auf. Sie werden aus der Republik Venedig ausgewiesen. Bis zum Jahr 1657 bleibt es ihnen verboten, venezianischen Boden zu betreten. Die Universitätsstadt Padua soll weiterhin nicht nur katholischen, sondern auch protestantischen Studenten offenstehen.
    In Padua begegnet sich der junge italienische und europäische Adel, die High Society Englands und Schottlands, Fürstensöhne aus Polen und Deutschland. Viele von ihnen werden in ihrer Heimat einmal diplomatische und militärische Aufgaben übernehmen, Männer wie Albrecht von Wallenstein zum Beispiel, der in Padua studiert und im Dreißigjährigen Krieg als Feldherr berühmt wird.
    Aus dieser Gesellschaft gewinnt Galilei zahlreiche Schüler, die er im Rahmen seiner privaten Lehrstunden in den Grundlagen der Geometrie, Ballistik und Militärarchitektur unterrichtet. Obschon sich seine Unterrichtsidee bezahlt macht, steckt er ständig in Geldnöten. Sein Vater Vincenzo, der ihn in jungen Jahren in das mathematische Denken und die Kunst des Experimentierens eingeführt hat, ist inzwischen gestorben und hat dem Erstgeborenen eine Reihe finanzieller Verpflichtungen hinterlassen. Unter anderem muss Galilei jetzt allein für die Aussteuer seiner Schwester Virginia und ein paar Jahre später auch für die Mitgift der jüngeren Livia aufkommen.
    Um seinen Nebenverdienst weiter zu steigern, quartiert Galilei immer mehr Schüler bei sich ein und vermarktet einen »geometrischen und militärischen Kompass«, den er im Unterricht als Rechenhilfe einsetzt, und mehrere andere, ähnliche Instrumente. Während sich der jüngere Kepler mit Enthusiasmus über tiefgründige astronomische Fragen beugt und mathematische Probleme wälzt, meldet Galilei eine Wasserpumpe zum Patent an, baut ein Thermoskop zur Temperaturmessung und setzt seine Kenntnisse da ein, wo es ihm vielversprechend erscheint. Stets hat er mehrere Eisen im Feuer und sucht nach neuen Freiräumen für seine ingenieurwissenschaftlichen und physikalischen Interessen. Mit einer eigenen Werkstatt im Haus legt er ein wichtiges Fundament für seine Experimente zum freien Fall und den späteren Bau des Fernrohrs.
    Die Verlockungen Venedigs
    Sein Aktionsradius beschränkt sich nicht auf das universitäre Umfeld. Guidobaldo del Monte hat seinen Schützling erfolgreich in Salons und Intellektuellenkreise eingeführt. So auch in den um den einflussreichen Giovanni Vincenzo Pinelli, der die seinerzeit reichste Privatbibliothek Italiens besitzt. In seinem Haus verkehren Politiker, Kardinäle und Dichter wie Torquato Tasso, er unterhält Verbindungen zu Gelehrten aus allen Ländern Europas.
    Galilei hat die Ehre gehabt, zu Beginn seiner Zeit in Padua bei Pinelli wohnen zu dürfen. Man schätzt seine Umgangsformen, seine Schlagfertigkeit und seine Kenntnisse in den Künsten und Wissenschaften. Bald ist er in den Gesellschaften der ganzen Republik ein gern gesehener Gast, im elitären Klub Morosini genauso wie im Haus Giovanni Francesco Sagredos, der ihm freundschaftlich verbunden ist und seine Arbeit unterstützt.
    Von Padua aus sind es nur wenige Kilometer bis nach Venedig. Galilei macht häufig Abstecher dorthin. Die 140 000 Einwohner zählende Lagunenstadt ist das Tor zu den Märkten des Ostens und immer noch einer der bedeutenden Warenumschlagplätze im Mittelmeerraum. Von ihrer Schönheit ist Galilei vermutlich ähnlich hingerissen wie der im britischen Somerset geborene Thomas Coryate, der zu den vielen Venedigbesuchern seiner Zeit gehört.
    Coryate ist etwa in Galileis Alter, als er die Paläste entlang den Kanälen bewundert, mit denen sich die mächtigsten venezianischen Adelsgeschlechter gegenseitig zu übertreffen versuchen und über die er in seinen Schilderungen schreibt, dass sie »einen herrlichen und wundervollen Anblick bieten«. Vorbei an dem mit weißem, istrischem Stein verkleideten Palazzo dei Camerlenghi, dem staatlichen Finanz- und Handelgericht, spaziert Coryate über die funkelnagelneue Rialto-Brücke, die einzige, die über den Canal Grande führt und

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