Das Werben des Lord MacKenzie
der eine brillante gesellschaftliche Heirat anstrebt«, räumte Isabella ein. »Aber ich würde mir für dich auch nicht wünschen, dass du einen Gentleman heiratetest, der in jedem Fall nur an deinem Geld oder deinen Verbindungen interessiert wäre. Ich will, dass du einen Mann heiratest, der dich liebt – der dich so sehr liebt, dass es ihm egal ist, was dein Vater getan hat. Vaters Fehler sind nicht deine Schuld, und jeder Mann, der deiner würdig ist, wird nur sehen, wie schön und wie reizend du bist. Ich bitte dich inständig, nicht zu bedauern, dass du keine Vernunftehe eingehen kannst. Du sollst deinem Herzen folgen.«
»So, wie du es getan hast?« Louisa sah jetzt noch wütender aus. »Du hast uns verlassen, Isabella. Du bist davongelaufen, ohne mir ein Wort zu sagen. Wie konntest du das nur tun?«
Isabella zuckte angesichts der plötzlichen Heftigkeit des Ausbruchs zusammen. »Louisa, ich habe versucht, dir eine Nachricht zu schicken. Ich wollte dich sehen und dir alles erklären, aber Vater wollte nichts davon hören. Er hat mir jeden Weg versperrt, er hat mir meine Briefe an dich zerrissen zurückgeschickt. Ich habe nicht weiter darauf beharrt, weil ich dir keine Schwierigkeiten bereiten wollte.«
»Du hättest einen Weg finden können. Aber du warst zu sehr damit beschäftigt, die große Lady zu spielen. Oh ja, ich habe all die Geschichten in den Zeitungen gelesen, jedes Wort. Vielleicht ist es ein Glück, dass ich an keiner Saison teilnehmen kann, weil sich alle an dein skandalöses Benehmen erinnern und darüber spekulieren werden, ob auch ich während meines Debüts mit jemandem durchbrennen werde.«
»Es war das Tagesgespräch, das ist wahr, aber das ist auch schon alles. Meine wahren Freunde haben erkannt, dass ich eine gute Verbindung mit einem guten Mann eingegangen bin. Ich habe Mac nicht geheiratet, um einen Skandal zu provozieren. Ich habe ihn geheiratet, weil ich mich in ihn verliebt habe.«
»Warum hast du ihn dann verlassen?« Louisa sah sie anklagend an. »Wenn du ihn so sehr geliebt hast und die Ehe so wunderbar war, warum bist du dann davongelaufen? Hast du wenigstens ihm eine Nachricht geschickt, oder bist du einfach so verschwunden, wie du es bei mir getan hast?«
Isabella war zutiefst getroffen. »Louisa.«
»Es tut mir leid, Isabella. Ich bin schon so lange so unglaublich wütend auf dich. Wenn du Lord Mac genügend geliebt hast, um uns allen den Rücken zu kehren, warum hast du dann auch ihm den Rücken gekehrt?«
Isabella stand rasch auf. »Ich habe dir nicht den Rücken gekehrt. Vater hat mir den Rücken gekehrt. Er hat mir das Haus verboten. Er wollte mich nicht mit dir oder Mutter sprechen lassen. Nie mehr.«
»Du hättest dich gegen ihn wehren können. Du hättest einen Weg an ihm vorbei finden können. Dein Mann ist doch reich genug – du hättest Vaters Schulden bezahlen und seinen Stolz zum Teufel gehen lassen können. Du bist nicht zurückgekommen, weil du es nicht wolltest.«
Tränen strömten über Louisas Gesicht. Isabella starrte sie erschüttert an und fand allein schon den Verdacht schrecklich, dass ihre Schwester Recht haben könnte. Isabella war so wütend auf ihren Vater gewesen, dass sie eine Mauer zwischen ihrem alten und ihrem neuen Leben errichtet hatte. Sie fragte sich jetzt, ob sie die Abwehr ihres Vaters hätte bezwingen können, wenn sie es stärker versucht hätte. Aber Isabella war zu verletzt über Lord Scrantons Ablehnung gewesen, zu trotzig, um vernünftig mit ihm zu reden. Isabella hatte Mac geliebt, sie tat es noch, und sie war wütend gewesen, dass ihre Eltern an ihrem Glück nicht teilhaben wollten. Dass Lady Scranton ihren Mann nicht zum Einlenken überredet hatte, hatte sie ebenfalls empört. Und Louisa, zwischen den Fronten, hatte nur gesehen, dass Isabella von ihr fortgegangen war.
»Louisa, es tut mir leid«, wisperte Isabella. »Es tut mir sehr leid.«
»Liebst du Lord Mac?«
»Ja.« Isabellas Herz lag in diesem Wort. »Ich liebe ihn sehr.«
»Warum dann die Trennung?«
»Eine Ehe ist nicht einfach, es tut mir leid, das zu sagen. Es gibt in ihr so viele Facetten, und jedes Jahr bringt etwas Neues. Gutes und Schlechtes. Vermutlich heißt es im Ehegelübde deswegen In guten und in schlechten Tagen .«
»Aber du liebst ihn?«
»Das tue ich.«
Louisa trat zu Isabella und blieb vor ihr stehen. Sie waren jetzt gleich groß, Isabellas süße kleine Schwester war erwachsen geworden.
»Ich bin froh«, sagte Louisa. »Ich bin froh,
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