Das Werben des Lord MacKenzie
dass du jemanden gefunden hast, den du liebst. Liebt er dich?«
Isabella nickte, die verflixten Tränen stiegen ihr wieder in die Augen. »Ja, das tut er. Ziemlich sogar, denke ich.«
»Dann war es falsch von dir, ihn zu verlassen. Warum hast du dann alles hingeworfen?«
»Weil er mich nicht genug geliebt hat. Es ist schwer, das zu erklären. Mac hat mich so intensiv geliebt, dass er verrückte Sachen für mich und meinetwegen getan hat. Er ist ohne ein Wort für Wochen verschwunden, weil er dachte, das würde mich glücklich machen. Er hat nie daran gedacht, mich zu fragen, was mich glücklich machen würde oder was ich von ihm brauchte. Alles, was Mac getan hat, basierte auf dem, was er gefühlt hat, er hat sich nie gefragt, was ich gefühlt habe.«
»Und deshalb hast du ihn verlassen?«
»Letztlich ja.« Isabella dachte an die dunklen Tage zurück, nachdem sie ihr Baby verloren hatte, an die Verzweiflung, die sie empfunden hatte, als Mac endlich nach Hause gekommen war – zu betrunken und selbst zu verzweifelt, um sie trösten zu können. Alles zwischen ihnen hatte sich zu einer immer höher werdenden Mauer aus Wut und Schmerz und Trauer aufgebaut.
»Eines Tages wachte ich auf und sah die Dinge ganz klar«, sagte Isabella fast wie zu sich selbst. »Ich wusste, dass Mac es nie lernen würde, mich zu lieben, ohne mir wehzutun. Ich konnte nicht bei ihm bleiben, solange er die gleichen Dinge immer und immer wieder tat. Ich hatte nicht mehr die Kraft, ihm gegenüberzutreten.«
»Hast du ihm das gesagt? Hast du ihm eine Chance gegeben, es zu versuchen?«
»Du weißt nicht alles über uns.« Isabella seufzte. »Vermutlich hast du es damals nicht erfahren, Louisa, aber ich erwartete ein Kind, und ich habe es verloren. Ich brauchte eine lange Zeit, um mich nach dieser Qual zu erholen, und Mac konnte mir keinen Trost geben. Er war selbst voller Schmerz, und er wusste nicht, wie er alles wieder in Ordnung bringen konnte. Das hat ihn ein klein wenig verrückt gemacht, denke ich.«
Sie erzählte, dass der körperliche Schmerz der Fehlgeburt Monaten des Kummers und dann der Erschöpfung gewichen war. Sie hatte nicht länger die Kraft für den Orkan gehabt, der Mac MacKenzie war.
»Und was ist jetzt?«, fragte Louisa. »Ich habe ihn heute mit dir herkommen sehen, und meine Zofe behauptete, er lebe mit dir in deinem Haus.«
Isabella nickte. »Mac hat sich verändert. Er ist ruhiger geworden – ein wenig jedenfalls. Und er scheint mehr über alles nachzudenken.« Sie lachte ein wenig. »Normalerweise. Er ist noch immer stürmisch und bringt mich manchmal zur Verzweiflung. Vermutlich ist das ein Teil von dem, was ihn so charmant macht.«
»Und du liebst ihn noch?«
Louisa sah sie an, ihr Blick war ernst. Isabella erkannte in diesem Moment, dass es Louisa sein würde, die die Familie nach dieser Tragödie zusammenhalten würde. Ihre Mutter war zu sehr am Boden zerstört, zu unsicher, wie sie ohne ein Polster aus Geld und Sicherheit leben sollte. Louisa würde die starke Schulter sein, an die sich jeder anlehnte.
Isabellas Herz schwoll an, als sie an Mac dachte, der jetzt durch ganz London fuhr, um dafür zu sorgen, dass es Isabellas Mutter und Schwester an nichts fehlen würde. Mac hatte ihrer Familie gegenüber keine rechtliche Verpflichtung und keine emotionale gegenüber den Menschen, die sich geweigert hatten, mit ihm zu sprechen, nachdem er Isabella geheiratet hatte. Er hätte die Scrantons fallen lassen können, hätte sagen können, dass Isabellas Familie verdiene, was ihr widerfahren sei.
Aber das hatte er nicht getan, und Isabella wusste, dass er so etwas nie tun würde. Sein Mitgefühl war so groß wie sein Herz, Mac, der beschlossen hatte, ein hilfloses kleines Mädchen wie Aimee zu adoptieren, damit es nicht in der Gosse aufwuchs.
Selbst als Isabella ihn verlassen hatte, hatte Mac dafür gesorgt, dass sie so nobel hatte weiterleben können, wie sie es gewohnt gewesen war. Er hatte sie nicht bestraft. Er hatte nicht die Arme nach anderen Frauen ausgestreckt, um sich trösten zu lassen. Er hatte aufgehört zu trinken, hatte seine nächtelangen Feiern mit seinen wüsten Freunden aufgegeben, und er hatte aufgehört, sich zu vergeuden.
Für sie.
»Ich glaube, das tue ich«, sagte Isabella leise. »Ich liebe ihn.«
Er verursachte ein schwindelig machendes Gefühl, dieser Ansturm der Liebe, und war sehr, sehr erschreckend.
20
Gerüchte besagen, der schottische Lord sei auf den Kontinent zurückgekehrt, um
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